ESA Raumfrachter ATV – Mit dabei beim Start

Wer sich schon immer mal gewünscht hat, beim Start einer Rakete mit dabei zu sein – „Mäuschen auf der Rakete zu sein“ – kann dies mit einem atemberaubenden Video der ESA. Das Video dokumentiert den Start der Ariane-5ES-Rakete vom ESA-Raumfahrtzentrum in Kourou (Französisch-Guyana), die Separation der Booster und der Hauptstufe, das Zünden der Oberstufe, und dann den losgelösten Flug von ATV-4 ins All. Die Bilder zeigen die dynamischen Abläufe bis zur Trennung des ATV von der Ariane aus einer neuen Perspektive und sollen helfen, diese Prozesse noch besser zu verstehen und zu analysieren.

Möglich machte dies das Experiment Sterex, das beim Start des vierten ESA-Raumfrachters ATV „Albert Einstein“ am  5. Juni 2013 um 23.52 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ) mit an Bord war. Herzstück dieses aus vier Kameras bestehenden Systems ist die stereoskopische Montage zweier Kameras, mit denen die Separation von ATV-4 zum ersten Mal von Bord der Ariane 5 aus in 3D aufgenommen wurde.


Kommentare

6 Antworten zu „ESA Raumfrachter ATV – Mit dabei beim Start“

  1. Tolles Video!
    Wieso brennt der Booster eigentlich nach der Abtrennung so lange nach, oder täuscht das?
    Ich dachte immer, die Dinger schieben so lange, bis der Brennstoff vollständig verbraucht ist, von wegen jedem Kilo in der Raumfahrt, das so teuer ist.

  2. @JJ: Ja, interessantes Video. Sicherlich ein Zusammenschnitt, da nach Zeitplan von arianespace.com das ATV erst nach einer guten Stunde abgetrennt wurde. Vermutlich aber ist der Videoabschnitt ohne Erdhorizont (bis man zum ersten Mal den Atmosphärenbogen sehen kann) eins-zu-eins; die Trennung der Booster erfolgte 02min 22sec nach Zeitpunkt Null.

    Meiner Meinung nach brennen die Booster länger (und sie ändern deutlich die Richtung), so wie man es auch bei anderen abgetrennten Stufen manchmal sieht, damit sich deren Bahn möglichst weit vom Hauptobjekt entfernt — aus Sicherheitsgründen, damit die auf keinen Fall jemals kollidieren können. Das Hauptobjekt hat die kritsch gesteuerte Bahn, die abgetrennten Objekte können fast beliebig nach weit ab steuern.

  3. Möglicherweise habe ich einen Teil der Startphase von VA213 von der Mitte Deutschlands aus mitbekommen. Nachts vom 05. auf den 06.06. bin ich im Umkreis Göttingen bei klarstem Wetter extra dazu unterwegs gewesen. Kurz nach Mitternacht näherten sich aus WSW zwei Punkte, die optisch übereinander standen, einige Bogenminuten voneinander getrennt, der untere deutlich heller. Nach einer Weile zogen sie nordwestlich an mir vorbei, der untere und hellere war dann auch deutlich weiter vorne in Flugrichtung.

    Da die Flugbahn laut Trajektorie von ArianeSpace über Nord- und Mitteldeutschland führte, ist das örtlich gut möglich, und zeitlich sollte es 15 bis 20min nach dem Start um 23:52 MESZ gewesen sein. Möglicherweise habe ich die nach ca. 9min abgetrennte erste Stufe und den Hauptteil gesehen.

    Ich weiß noch, dass ich ungefähr um die Zeit auch die ISS gesehen hatte und so die Flugbahn vergleichen konnte, die doch noch etwas anders lag. Doch kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern, ob es einige Minuten vor oder nach der anderen Sichtung war, da ich in den letzten Tagen die ISS ziemlich oft gesehen habe. Die Zeitangaben bei heavens-above sind nur ungefähr, da die Epoch in den letzten Tagen öfter korrigiert wurde, und daher nicht hilfreich.

    Auch für das ATV-4 hat Heavens-Above Bahndaten und eine Aufsuchhilfe, die aber wegen Bahnänderungen nur für die ungefähr jeweils aktuelle Zeit stimmen dürfte. Heute früh kurz nach Mitternacht konnte ich auf ungefähr gleichen Bahnen zuerst vermutlich das ATV und ca. 20min später eindeutig die wesentlich hellere ISS sehen.

    Ich hoffe ja, dass am 14./15. Juni zur Andockung an die ISS das Wetter mitspielt, und während der Annäherungsphase wenigstens ein gepaarter Überflug von beiden sichtbar sein wird. Rein zeitlich sollte es für die ISS jeweils einmal in den beiden Nächten hinhauen. Vor einigen Jahren hatte das mit einem Progress-Transporter und der ISS ganz gut geklappt, bei einem Abstand von einigen Grad.

  4. Nachts vom 14. auf den 15. Juni hat das Wetter einigermaßen mitgespielt, mit einigen Wolken, aber auch vielen Lücken dazwischen.

    Diese Seite zum Satelliten-Tracking beschreibt in Bild und Video eigentlich recht gut, was man sehen konnte. Und das sogar zweimal hintereinander, mit etwa 95 Minuten Abstand. Ich kann nur hinzufügen, dass ich es fast genauso sehen konnte, nur halt im Original und in Farbe, sowie aufgrund meines anderen Standortes ein paar Minuten später :-).

     
    Die Faszination ist eigentlich etwas weniger, einfach nur mal „Mäuschen“ zu sein, sondern solche Vorgänge aus den Menschen sonst nicht zugänglichen Perspektiven zu sehen, räumlich wie zeitlich. Zum einen natürlich das Video vom Flugobjekt selbst, und das sogar im Stereobild. Andererseits auch vom Boden aus die Objekte in 400 bis 600 km Entfernung als Lichtpunkte, und wie sie ihre Flugbahnen ziehen, auf die Sekunde genau vorherbestimmt und damit sozusagen vorhersagbar.

    Früher sagte man vielleicht unter einander nahe stehenden Menschen „wo immer du auch bist, es ist dieselbe Sonne, zu der wir hinaufschauen“. Heute mag man etwas abgeklärter sagen: falls du dieselben Lichtpunkte im selben Orbit unter dem gleichen Zeitrahmen siehst, wirst du wissen, dass wir auf der selben Erde mit demselben Himmel sind, und anhand des Gangunterschiedes wirst du wissen, wie weit weg ich doch bin…

  5. Als Ergänzung noch eine andere Seite von „SatTrackCam Leiden“, die denselben Sachverhalt beschreibt, wie ich in Kommentar #3, nur um einen Umlauf (ca. 95min) später.

    Offenbar gibt es deutlich mehr als nur einen Menschen (also mich), der sich in einer oder anderer Weise fürs Satelliten-Tracking interessiert — jene Blogseite ist ja auch an einige Leser addressiert.

  6. So sorry, hier ist jetzt der richtige Link: “ ‚Albert Einstein‘ over Leiden“

Über die Autorin

Die Journalistin Helga Kleisny ist diplomierte Physikerin (TU Wien), Fallschirmspringerin und Pilotin. Nach Arbeitsorten weltweit (Wien, Taipeh, Boca Raton (FL), München, Frankfurt…) sind ihre Haupt-Lebens- und Arbeitsorte nun in Deutschland und in den USA. Sie schreibt als freie Luft- und Raumfahrtjournalistin. Ihre Begeisterung für alles Technische und die Natur, am besten in Kombination, zeigt sich in ihren Büchern und in Seminaren und Vorträgen.

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