Japanisch-Deutsche Raumfahrt

Der neue Präsident der japanischen Raumfahrtagentur JAXA, Dr. Naoki Okumura, besuchte am 20. Juni erstmals das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Die Kooperationen zwischen DLR und JAXA reichen von gemeinsamen Missionen zu Asteroiden über die gemeinsame Auswertung von Satellitendaten im Katastrophenfall bis hin zur Kooperation bei Techniken der Strömungskontrolle in Antriebsbrennkammern.

Zur japanischen Hayabusa2-Mission beispielsweise, die 2014 zum Asteroiden 1999 JU 3 startet, steuert das DLR den Lander MASCOT bei, der auf dem Asteroiden aufsetzen und mit vier Instrumenten Messungen an verschiedenen Orten durchführen wird.

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Foto: ESA

Auch bei der BepiColombo-Mission zum Merkur oder JUICE, der Mission zu den Monden des Jupiters, arbeiten Deutsche und Japaner gemeinsam für den Erfolg der Mission. Die Raumsonde der BepiColombo Mission MCS (Mercury Composite Spacecraft) wird auf ihrem Weg zum Merkur aus drei Modulen bestehen:

Das MTM (Mercury Transfer Module) beinhaltet die zum Transfer nötigen Triebwerke (4 Ionentriebwerke SEP, 24 chemische Triebwerke). MTM wird bei Erreichen der endgültigen Orbits des MPO und MMO abgetrennt.

MPO (Mercury Planetary Orbiter): Orbiter (ESA) mit insgesamt 11 wissenschaftlichen Instrumenten.

MMO (Mercury Magnetospheric Orbiter): Orbiter (JAXA) mit 5 wissenschaftlichen Instrumenten.

Eine weitere Komponente ist das sogenannte MOSIF (MMO Sunshield and Interface Structure); eine Kombination aus Interface und Sonnenschutz für den MMO. Der MOSIF wird nach dem Einschuss des MMO in den Endorbit abgetrennt.

Bei der Messung der Weltraumstrahlung auf der Internationalen Raumstation ISS kooperieren DLR und JAXA ebenso wie bei der Auswertung von Daten des deutschen Radarsatelliten TerraSAR-X unter anderem zum Erdbeben in Japan. Für eine Radarsatelliten-Mission im L-Band-Bereich erstellen die beiden Raumfahrtagenturen gemeinsam eine Machbarkeitsstudie, bei der die japanischen Wissenschaftler ihre Erfahrungen im L-Band einbringen und die Wissenschaftler des DLR unter anderem ihre Kompetenzen im Formationsflug mit den Radarsatelliten TerraSAR-X und TanDEM-X.

Im Forschungsbereich der Luftfahrt arbeiten DLR und JAXA gemeinsam an der Optimierung einer Analyse-Software zur Darstellung der Aeroelastik flexibler Transportflugzeuge. In den Anlagen des DLR wurden zudem Verbrenner der JAXA getestet. Auch das im Februar 2013 eröffnete Büro des DLR in Tokio soll die Partnerschaft mit Japan in den verschiedenen Forschungsbereichen unterstützen und stärken.


Kommentare

9 Antworten zu „Japanisch-Deutsche Raumfahrt“

  1. Kooperation bei Forschung & Technik kann nur positiv sein…

    Die oben zu bewundernde Darstellung scheint mir gar sehr künstlerisch frei ausgefallen zu sein – oder soll der Wanderfalke tatsächlich in Höhe mehr oder weniger Null über dem Asteroiden levitieren?

  2. Alderamin

    @rolak

    Das soll er. Schon Hayabusa 1 hatte ja versucht, eine Bodenprobe eines Asteroiden (Itokawa) zur Erde zu bringen, indem sie den Asteroiden sanft berührte (es gab mehrere solcher „Landungen“) und dann ein Schäufelchen zum Aufnehmen der Probe betätigte. Das mit dem Schäufelchen hat leider nicht wie geplant funktioniert, der Schließmechanismus versagte und so konnte die Sonde nur ein paar Staubkörner mitbringen, die zufällig haften geblieben waren (die dennoch wertvoll für die findigen Forscher waren). Hayabusa 2 wird nun also einen zweiten Anlauf bei einem anderen Asteroiden versuchen.

    Die Japaner haben sehr ehrgeizige Missionen durchgeführt, wurden aber leider immer wieder vom Pech verfolgt. Die Hayabusa-Probe zur Erde zu bringen, war ein ziemliches Drama wegen diverser System-Versager (Ausfall von Triebwerken, Drallrädern, 7 der 11 Akkus, Antennenausrichtungsmechanismus; siehe Wiki-Artikel). Und dann versagte bei der Venus-Sonde Akatsuki mitten im Bremsmanöver zum Einschwenken in den Venus-Orbit das Bremstriebwerk und die Sonde flog an der Venus vorbei. Man will nun bei einer erneuten Annäherung an die Venus 2015 versuchen, alleine mit den Triebwerken zur Lageregelung in den Venusorbit einzuschwenken. Die Japaner sind immer gut für einen Science Thriller… 🙂

    1. Das Problem bei Asteroiden liegt nicht nur in ihrer Bahnberechnung, sondern, wenn man darauf landen will, auch darin, dass man keine Ahnung hat wie die Oberfächenbeschaffenheit ist. Man also nicht weiß, ob „das Schäufelchen“ im lockeren Sand buddeln soll (ist etwas übertreiben, gebe ich zu) oder auf harten Granit beißt und eher als Bohrer gefertigt sein soll.

      Vom Schreibtisch aus lässt sich das immer locker kommentieren, vor allem im Nachhinein…

  3. Ah, schönen Dank Alderamin, dieses Detail ist an mir vorbeigegangen – doch der Schattenwurf sieht weiterhin unrealistisch für mich aus.
    Vielleicht gibt es ja ein Material, daß bei den gegebenen Bedingungen so klebrig wie Kaugummi ist, dann würde ein Aufstupsen schon genügen 😉

  4. Alderamin

    @Helga

    Bitte nicht falsch verstehen, mein Post war – trotz des „Schäufelchens“ – in keinster Weise abwertend gemeint. Ich sagte ja, dass die Japaner sehr ehrgeizige Missionen durchführen. Ich habe im Internet verfolgt, wie man versucht hat, die Probe zur Erde zu bringen, was ausgesprochen aufregend war, weil immer wieder andere Elemente der Sonde ausfielen und man stets auf’s Neue improvisieren musste. Die Japaner haben meine Hochachtung für diese Mission. Ich hoffe sehr, dass auch Akatsuki noch zu einem guten Ende kommt.

    Dass es auf dem Asteroiden nicht nur steinharten Granit gab, war allerdings zu erwarten. Wie auf dem Mond erzeugt das ständige, ungebremste Bombardement durch Mikrometeoriten eineRegolith-Staubschicht, von der man relativ leicht eine Probe entnehmen kann – so denn die Technik mitmacht.

    1. Dass es auf dem Asteroiden nicht nur steinharten Granit gab, war allerdings zu erwarten.

      Das Problemchen bleibt, dass keiner wahrsagen kann, auf welches Zentimeterchen der Greifer auf dem Meteoriten trifft. Der schwebt ja nicht gerade im Garten vorbei… Und er hat keine homogene Oberfläche, sondern die ähnelt einer Berg- und Talfahrt. Die Oberfläche wird oftmals (wissenschaftlich) mit verschrumpelten Kartoffeln verglichen…
      Eine Probe von einem Meteoriten zu nehmen, ist eben nicht so einfach, wie ein Erdbeerbeet umzugraben. Und, ob jeder durchs Weltall brausende Steineklumpen komplett rundum von einer sanften zentimeterhohen Staubschicht bedeckt ist, wage ich mal zu bezweifeln…

      ad Regolith: Jeder Meteorit, der nicht vom Mond stammt, und das sind vermutlich die meisten, hat sein Eigenleben. Und das vor allem durch die lange Reise, bis wir kommen und ihn naseweis unter die Lupe nehmen.

      Wer selbst eine bessere Leistung auf einem Gebiet erbracht hat, möge dies gern kundtun. Ansonsten…

  5. Alderamin

    @Helga

    Das Problemchen bleibt, dass keiner wahrsagen kann, auf welches Zentimeterchen der Greifer auf dem Meteoriten trifft.

    Die Sonde ist allerdings nicht blind auf Itokawa gelandet. Man hat sich die Landestelle anhand von Nahaufnahmen vorher genau ausgesucht und mehrere Annäherungen auf wenige Meter vor der eigentlichen Probenentnahme durchgeführt. Wie ich dem oben verlinkten Regolith-Artikel entnehmen konnte, war es allerdings vor der Mission nicht sicher, ober Itokawa groß genug war, um Regolith halten zu können. Nun, er konnte, und das wurde aus den Nahaufnahmen von Hayabusa offensichtlich.

    Wer selbst eine bessere Leistung auf einem Gebiet erbracht hat, möge dies gern kundtun.

    Abgesehen von Apollo und Lunochod – die einzige (einigermaßen) erfolgreiche Probenrückführung zur Erde, deren ich mich entsinne kann, war die Stardust-Sonde, welche Staub aus einem Kometenschweif und innerhalb des Sonnensystems sammeln und zur Erde bringen sollten. Bei ihrer Landung versagte jedoch der Fallschirm und die sorgsam versiegelte Kapsel wurde bei der Landung zertrümmert, die Proben somit verunreinigt. Man konnte dennoch nachträglich in mühsamer Kleinarbeit ein paar Körner reinen „Sternenstaubs“ aus dem Aerogel herausfischen.

    Die geplante Probenentnahme vom Marsmond Phobos durch die russische Sonde Fobos-Grunt war deutlich weniger erfolgreich: Die Sonde kam nicht einmal aus der Erdumlaufbahn auf den Weg zum Mars heraus und stürzte in den Pazifik…

    Raumfahrt ist und bleibt ein kompliziertes Geschäft.

    1. Raumfahrt ist und bleibt ein kompliziertes Geschäft.

      Eben. Und deshalb ist und bleibt sie spannend und interessant und jeder der sich ernsthaft damit befasst, muss stets offen für Neues und Unerwartetes sein.

      Solche Aussagen sind schlichtweg überflüssig:

      …war allerdings zu erwarten

  6. advanced space propeller

    sample return wird nur der, tschuldigung, banale anfang sein…..

    -> http://de.wikipedia.org/wiki/Asteroid_Mining

    aber lasst uns mal in ruhe abwarten und teetrinken, es is ja noch alles neuland….

    😉

Über die Autorin

Die Journalistin Helga Kleisny ist diplomierte Physikerin (TU Wien), Fallschirmspringerin und Pilotin. Nach Arbeitsorten weltweit (Wien, Taipeh, Boca Raton (FL), München, Frankfurt…) sind ihre Haupt-Lebens- und Arbeitsorte nun in Deutschland und in den USA. Sie schreibt als freie Luft- und Raumfahrtjournalistin. Ihre Begeisterung für alles Technische und die Natur, am besten in Kombination, zeigt sich in ihren Büchern und in Seminaren und Vorträgen.

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