Unter diesem Motto gibt es am 8. März wie jedes Frühjahr an allen Dropzonen in den USA einen sogenannten Sicherheitstag. Für alle, die im kalten Winter eher in der warmen Stube hockten, als sich auf dem Sprungplatz zu tummeln. Meist sind zudem ja die Wolkenuntergrenzen sowieso zu niedrig und Niederschlag jeder Art verhindert ein Abheben aus der Zweidimensionalität der Griesgrame.

Vieles, das für Springer gilt, gilt stark abgeschwächt auch für Piloten. Zumindest was die Sicherheit betrifft. Springer haben keine Checklisten, in „Case of“ müssen die richtigen Entscheidungen in Sekunden gefällt und umgesetzt werden. Da muss sowohl das (richtige) Erkennen der Situation, die Entscheidung, was zu tun ist, und die Umsetzung dessen schnell und sicher erfolgen. Fürs Lesen und Abhaken von Emergency Checklisten bleibt keine Zeit. Das Wissen muss „sitzen“.

Auch uns Springern gibts der Herrgott nicht im Schlaf, ein wenig Übung nach dem Winterrost kommt selbst beim erfahrensten Springer gut. Üben und sich in Ruhe am Boden überlegen, in welchen möglichen Situationen (die Realität wartet dann immer noch mit mehr Variationen auf) man was tun würde, wo die Griffe dazu sitzen, und wie lange es in der Realität dauert, bis der Vorsatz umgesetzt ist, das sollte vor Saisonstart ausgiebig im Trockenen geübt und durchdacht werden.

Das gilt genauso für Piloten.

Nur ist hier aufgrund der größeren Zeitreserve bei Emergencies das Übungsdenken generell nicht so ausgeprägt.

Daher: Auch, wenn der eigene Fliegerclub zu keinem Safety Day in lockerer Club-Gemeinschaft und zum Erfahrungs-Austausch und zur Wissensauffrischung einlädt – jeder ist für seine Sicherheit und die seiner Gäste verantwortlich. Und die kommt eben nicht von oben, gerade nicht, wenn die Ausbildung schon Jahrzehnte zurückliegt, vielleicht das Reaktionsvermögen generell über die Jahre langsamer wird und man die letzten Jahre immer nur den normalen „Gut-Fall“ hatte.

In diesem Sinne: Piloten macht Euch euren eigenen Safety Day. Und wenn es nur einige Stunden sind, in denen man sich aktiv mit Notfallprozeduren befasst. In Ruhe am Boden. Bevor man es braucht.

Ein wenig Anschauungsmaterial aus der Praxis, (bevorzugt für Absetzpiloten)

Zum einen gibt es online die superinformative Seite DiverDriver, speziell für Absetzpiloten und solche, die es werden wollen. Absetzpilot Chris Schindler hat hier Erfahrungen und Richtlinien für gängige Absetzflugzeuge zusammengestellt, eine Liste der Unfälle und Vorfälle weltweit und vieles weitere Spannende rund ums Absetzen.

Motto: Whatever you call yourself as a skydiving pilot, you’re good. We aim to make you better.

Lesens- und sehenswert. Vielleicht auch für manchen (Nur-) Springer, um sich mal die andere Seite vor Augen zu führen.

Zum anderen erstellten die Überlebenden (alle!) des Zusammenstoßes im November über Skydive Superior in Wisconsin eine Website, in der ein wenig Hintergrund über die einzelnen Springer und die Berichterstattung zum Vorfall nachzulesen ist.

Am 2. November 2013 flog das Trailplane (Cs185) eines Formationssprunges (9 Springer) in das Leadplane (Cs182). Es gibt noch keine offizielle Unfallursache, wie/warum das genau passierte. Das Leadplane fing Feuer und die zwei Tragflächen brachen ab: „A fireball just above our heads„. Im Freifall versuchen die Springer (inklusive dem Piloten der Cs182), den Flugzeugtrümmern auszuweichen. Das auch stark havarierte Trailplane wurde von seinem Piloten gelandet.

Es gibt eben Situationen, in den auch Piloten keine Zeit mehr zum Lesen von Checklisten haben. Real Emergencies…

Über die Autorin

Die Journalistin Helga Kleisny ist diplomierte Physikerin (TU Wien), Fallschirmspringerin und Pilotin. Nach Arbeitsorten weltweit (Wien, Taipeh, Boca Raton (FL), München, Frankfurt…) sind ihre Haupt-Lebens- und Arbeitsorte nun in Deutschland und in den USA. Sie schreibt als freie Luft- und Raumfahrtjournalistin. Ihre Begeisterung für alles Technische und die Natur, am besten in Kombination, zeigt sich in ihren Büchern und in Seminaren und Vorträgen.

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