Buchmesse 1: Luftfahrt. Gehirnwellen. Mond. Autoren (auch).

pechakuchaBücher gibt es auf der Buchmesse auch. Genug und mehr als genug. Was den weltgrößten Branchentreff aber so reizvoll macht (neben dem Pflichttermin für einen Autor) sind die vielen anderen Menschen und Veranstaltungen, die es darüber hinaus zu sehen und zu hören gibt.

Management. Fangen wir mal mit der Luftfahrt an: In einem Pecha-Kucha-Vortrag im Business Club zeigte John Pettygrew, Geschäftsführer eines britischen Verlages, am Dienstag Lösungen für die Verlagsbranche auf. Sein Vorschlag auf der 20. (letzten) Folie lässt sich jedoch 1:1 auf Konzerne in der Luftfahrtbranche anwenden:

John Pettygrew: „Ja, wir müssen nach neuen Produkten suchen, nach neuen (weiteren) Kunden und nach neuen Wegen, sie zu erreichen. Aber wir sollten dabei auch die Basics berücksichtigen. Vernachlässigt nicht das, was euch groß gemacht, was euer Wert (in den Augen des Kunden) ist. Denn wenn man alles outsourced, bleibt nichts mehr, was die Stammmarke ausmacht(e). Nichts mit Alleinstellungsmerkmal. Nichts, womit man Wettbewerber übertrumpfen kann. Es bleibt nichts mehr zum Überleben der Firma.“

brainwaves2It’s all in your head? Finnland ist das Gastland in diesem Jahr auf der Buchmesse. Und da gibt es – neben vielen Büchern – eine Station, in der von den Gehirnwellen des Besuchers gesteuert, ein Computer ein Gedicht schreibt. Wahlweise auf Englisch oder Deutsch. Für Deutsch hat Psychologe Jukka Toivanen (rechts im Bild) den Wortschatz der Gutenberg Bibliothek bemüht. Dementsprechend finden sich auch althochdeutsche Ausdrücke in den Computergenerierten Zeilen. Die englische Version gab es schon vorher, die deutsche wurde für die Buchmesse erstellt.

Toivanen sieht es als Dialog zwischen Wissenschaft und Kunst. Mit einem Grinsen sagt der Informatikdoktorand: „aber mehr in Richtung Kunst.“

Der Besucher bekommt einen leichten Plastikreif auf den Kopf aufgesetzt.

brainwaves112 Elektroden sind für einfache Gehirnscans notwenig, der Ring enthält 16. Dann wählt man die Sprache und gibt auf einer Tastatur seinen Namen ein. Die Gedanken werden daraufhin in ein Gedicht umgesetzt, das für alle ersichtlich auf die Innenwand des Ausstellungszylinders projiziert wird. Einen Ausdruck des Gedichts darf sich der Gehirnwellenlieferant Imanuel (links im Bild) mitnehmen.

Levitating Planets sind mehr für Spielkinder (Männer): Ein Magnet-Globus, der unter einem Modell der NASA Raumsonde Voyager 1 schwebt. Gibt es für Interessierte auch in anderen Kombinationen von Planeten und Raumsonden.
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Magnet-Schwebe-Globus-Mond.

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Fernseh-Kollegen von SAT-1 mussten draußen bleiben. Nur ausgesuchte Klientel durfte direkt in den Interviewraum. Das TV-Team von der 3sat-Kulturredaktion sollte das Gespräch vom Übertragungsbildschirm im Pressezentrum aufnehmen. Geht’s noch?

Autor. Es gibt Menschen, die andere mit ihrem Leben und Werk inspirieren. Dazu zählen viele Menschen, die man (regelmäßig) auf der Buchmesse treffen kann. Reinhold Messner ist so einer, Paulo Coelho ebenso. Letzterer gab heute (Mittwoch) wieder einige seiner Anschauungen und Lebensweisheiten preis.

Coelho ist seit Jahren Verfechter von möglichst billigen Buchpreisen. Er hält der Buchbranche den Musikmarkt vor, der sich mit 99 Cent Downloads von Liedern dem Markt angepasst hat. Den Buchbranche sieht er als Dinosaurier, die sich nur schwerfällig anpasst.

Aber auch den Leser rüffelt er als rückständig: Obwohl er einer der bekanntesten und Autor mit den meisten Bücherverkaufen ist, sind nach seinen Aussagen zwei seiner Bücher ein Flop. Nach Coelho’s Ansicht liegt das daran, dass hier jeder Satz eine Geschichte darstellt. Also kein langatmiger Erzählfluss über Seiten hinweg, sondern kurz und knackig. Ein Satz, eine Geschichte.

Coelho: „in 20 Jahren wird die Aufmerksamkeitsspanne des Lesers genau richtig dafür sein.“ Er ist halt wieder einmal allen voraus.

coelho2Paulo Coelho (links) beim anschließenden Empfang des Verlages. Weggeschnitten im Bild sind die nervigen Personenschützer, die den Autor wie Fliegen umschwirrten.

EinSatz. Auf Twitter überbieten sich zurzeit deutschsprachige Nutzer, Weltliteratur in Tweet-Form zusammenzufassen. Mit 140 Zeichen Maximum heißt der Hashtag zum Lesetrend: ein Buch, ein Satz – #1Buch1Satz.

Zwei verliebte Teenager aus verfeindeten Clans in Verona machen alles nur noch schlimmer #1Buch1Satz

— Gisela Skywalker (@katrinhilger) 8. Oktober 2014