Update2: Raumfahrt – Ein Crash und China's erfolgreiche Mondmissionen

Update 5.11.:
Der geschäftsführende Chairman der NTSB gab am Montag Abend sein abschließendes Vorort-Briefing in Mojave.
Demnach sollen die Telemetrie-Daten zeigen, dass:

  • WhiteKnightTwo um 10:07:19 Lokalzeit ausgeklinkt wurde
  • um 10:07:21 das Triebwerk startete
  • um 10:07:29 eine Geschwindigkeit von 0,94 Mach erreicht wurde
  • um 10:07:31 die Geschwindigkeit bei 1,02 Mach lag

Zu diesem Zeitpunkt bewegte der Copilot den Hebel des Feather Mechanismus von „locked“ nach „unlocked“. Der zweite Schritt zum endgültigen „unlock“ wurde allerdings nicht ausgeführt. Trotzdem begann der Feathering Mechanismus auszufahren. Geplant war, den Feather Mechanismus erst bei Mach 1,4 zu aktivieren.
Drei Sekunden später stoppte die Aufzeichnung.

Update 3.11.:

Nach ersten Ermittlungen der amerikanischen Behörde NTSB soll Strukturversagen anstatt der Explosion des Triebwerks im Fokus der Ermittlungen zum Unglück von Virgin Galactics SpaceShipTwo stehen. Die vorläufige Auswertung von Videos und Daten lenkt die Untersuchungen zurzeit auf aerodynamisches Auseinanderbrechen. Allerdings könnte sich das im weiteren Verlauf der Untersuchung auch wieder ändern.

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„Raumfahrt ist ein hartes Geschäft und heute war einer der finsteren Tage“, sagte George Whitesides, CEO von Virgin Galactic, zum Absturz von SpaceShipTwo gestern abend. Die Raumfähre, die zukünftig (kräftig) zahlende Passagiere kurzzeitig im Weltraum schweben lassen möchte, ist bei einem Testflug über der Mojave-Wüste abgestürzt. Einer der beiden Piloten starb, der Co-Pilot konnte sich mit dem Fallschirm retten und überlebte schwerverletzt.

SpaceShipTwo wird mit dem Trägerflugzeug WhiteKnightTwo gestartet, die Raumfähre war beim Testflug in 15 Kilometer Höhe (45,000 ft) ausgeklinkt. Nach der Zündung des Raketenantriebs der ausgekoppelten Raumfähre kam es zu einer Explosion. Das WhiteKnightTwo-Trägerflugzeug landete sicher.

Das offizielle Statement von Virgin Galactic

Technischer Hintergrund zum Aufstieg und Ausklinken

Unsere Gedanken sind mit den Angehörigen der Testpiloten und wir wünschen dem überlebenden Piloten schnelle Gesundung.

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Von der anderen Seite der Erde gibt es dafür Erfreuliches zu berichten: Es gibt eine weitere, dritte Nation nach den Amerikanern und Russen, die erfolgreich eine Sonde zum Mond geschickt hat, die auch wieder sicher auf der Erde gelandet ist: China.

Die Trägerrakete vom Typ Langer-Marsch-3 war acht Tage zuvor planmäßig vom Startzentrum Xichang in der Provinz Sichuan abgehoben. Die Sonde sollte den Mond zu umrunden und dabei Technik für spätere Mondmissionen testen, bei denen 2017 zunächst Bodenproben vom Erdtrabanten gesammelt werden sollen und später auch Menschen befördert werden.

Bereits vor rund einem Jahr war die Raumsonde Chang’e 3 auf dem Mond gelandet und hatte das Mondfahrzeug Jadehase (Yutu) ausgesetzt. Der sechsrädrige Mondrover hatte zum Ziel, die Oberfläche des Mondes erkunden. Er wurde dabei samt Landemodul Chang’e 3 auch von der Nasa-Sonde „Lunar Reconnaissance Orbiter“ auf der Mondoberfläche fotografiert.

Hier ein Video von der jüngsten chinesischen Reise zum Mond und zurück.

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Hier wieder einmal ein paar schöne fachlich unsinnige „Bonmots“ zum Unfall oben von meinen Kollegen in großen Redaktionen:

(Ich mache auch Fehler, und sicher nicht zu knapp. Nur, ich bin eine für den Blog unbezahlte „One-woman-Show“, deren Buchstabendreher im Zweifelsfall von den Lesern zahlreich und mehr oder weniger humorvoll korrigiert werden.

Gebührenfinanzierte Redakteure, die Reisekosten, Kinder-, Kranken und Urlaubsgeld erhalten, sollten sich auf ihren Einsatz konzentrieren können. Und bei einer Redaktion – nach eigenen Aussagen etwa bei SpiegelOnline von 150! Redakteuren, beim ZDF sicher ähnlich –, sollten Fehler inhouse ebenfalls von einem Fachkollegen! korrigiert werden, bevor der Beitrag veröffentlicht wird. Die existieren allerdings auch beim ÖR nicht mehr.)

Ich erwarte von ÖR Nachrichten, dass sie fachlich und auch sonst inhaltlich korrekt sind. Es sind meine und eure Gebühren.

weltraumflugzeug

Privates Weltraumflugzeug „SpaceShipTwo“………,

nein, es ist kein Flugzeug, es wird nur mit einem außergewöhnlichen Träger-Flugzeug auf die Ausklinkhöhe von 15 Kilometer gebracht und dann zündet es seinen Raketenantrieb.
Sehr plump gesagt: Da ist technisch ein klitzekleiner Unterschied.
Flugzeugmotoren versus Raketenmotoren.

ZDF heute journal: 1. Nov. 2014
Beitrag über den Absturz von SpaceShipOne
Zwei Trägerflugzeuge trugen … auf die Ausklinkhöhe
Nein. WhiteKnight ist eine Konstruktion des genialen Konstrukteurs Burt Rutan: ein Flugzeug mit Doppelrumpf, das eben etwas anders aussieht.

Zudem dies als herben/schweren (je nach Redaktion) Rückschlag für die private amerikanische Raumfahrt zu bezeichnen, ist nur die halbe Wahrheit. Es gibt keine andere, offizielle amerikanische Raumfahrt mehr. NASA vergibt seit Obama nur mehr Aufträge an private Organisationen und heimst, wenn es gut geht, die Reputation ein.

Das trifft es zwar nicht so ganz im Falle ScaledComposite, die sich seit eh und je von der NASA distanzieren, gilt aber für den ersten Raumfahrt-Rückschlag dieser Woche.

Sprecher im Video-Beitrag gestern Abend in der Tagesschau:
SpaceshipOne klinkte das Trägerflugzeug aus.
Nee, das funktioniert umgekehrt und das hat mehr mit allgemeiner Logik als mit Fachwissen zu tun.

Nichts davon ist mehr online zu finden.
Wie heißt es so schön im Fernsehjargon: Es versendet sich…


Kommentare

2 Antworten zu „Update2: Raumfahrt – Ein Crash und China's erfolgreiche Mondmissionen“

  1. Es gibt keine andere, offizielle amerikanische Raumfahrt mehr…

    Zählt unbemannte Raumfahrt nicht?

    1. Zählen für wen oder was?
      Für die Statistik? Für den Duden? So gesehen, hast Du Recht.
      Auch, dass die Wissenschaftler, die ihr Wissen und ihr Herzblut in Sondenmissionen stecken, die auf
      Meteoriten landen oder 20 Jahre nach dem Start interpretierbare Daten von weit weg liefern (plump gesagt), das als weltbewegend ansehen, ist verständlich.

      Um die Raumfahrt der amerikanischen Bevölkerung (nicht den Wissenschaftlern, sondern dem John und der Sue Miller von nebenan) schmackhaft zu machen (und damit dringend notwendige Steuergelder zu bekommen), veranstaltet die NASA vom Niveau her gezielt Veranstaltungen auf europäischen (Grundschul-)Informationen, diese aber zur menschlichen Raumfahrt.

      Die Zugkraft von toten Objekten, die etwa zu Meteoriten reisen, hält sich bei der Allgemeinheit in Grenzen, gerade wenn eh schon alle Informationskanäle zu oft das Gleiche dazu wiederholen.

      Raumfahrt war immer eine Prestige-Angelegenheit. Und da holen halt nun Nationen auf, die die ehemals Richtungsweisende Raumfahrernation aus ihrer Sicht noch immer zu den weniger entwickelten Nationen zählt.

      Menschen irgendwohin ausserhalb unserer Erde zu befördern, ist prestigemässig eine ganz andere Kragenweite als Sonden auf die Reise zu schicken.
      (Auch technisch und logistisch, aber das ist hier nicht das Thema.)

Über die Autorin

Die Journalistin Helga Kleisny ist diplomierte Physikerin (TU Wien), Fallschirmspringerin und Pilotin. Nach Arbeitsorten weltweit (Wien, Taipeh, Boca Raton (FL), München, Frankfurt…) sind ihre Haupt-Lebens- und Arbeitsorte nun in Deutschland und in den USA. Sie schreibt als freie Luft- und Raumfahrtjournalistin. Ihre Begeisterung für alles Technische und die Natur, am besten in Kombination, zeigt sich in ihren Büchern und in Seminaren und Vorträgen.

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