Burning Man: Das etwas andere Flugziel oder Sprungplatz

Die Überschrift hinkt sprachlich etwas, ich gebs zu. Gemeint ist, heute gibt es wieder einmal einen Tipp für ein Reiseziel, das spannend ist für Piloten, Fallschirmspringer und eigentlich in erster Hinsicht überwiegend für den erdgebundenen Leser. Trotzdem ist es in jeder Hinsicht ungewöhnlich, aussergewöhnlich, und sehr anspruchsvoll. Extrem in jeder Hinsicht.

Es kostet Geld und das nicht zu knapp (außer man kann sich an ein Team oder Freunde „anhängen“), der Ort ist extrem karg, heiß, unwirtlich und selbst der Veranstaltungsort ist zeitlich begrenzt. Einmal komittet, kann man auch schlecht mal wieder schnell den Ort vor Ende der Veranstaltung verlassen.

Kurz gesagt, es geht um: Burning Man.

map-burnEinmal im Jahr treffen sich mehrere zehntausend Menschen mitten in der Black Rock Wüste von Nevada. Es entsteht eine künstlich angelegte Stadt, die nur für rund eine Woche existiert. Black Rock City ist der Name der temporären Besiedlung in der unwirtlichen Gegend mit mehr als 40 Grad Celsius unerbittlicher Sonneneinstrahlung, Wüstensandsturm oder auch Regenschwall.

Sinn des Treffens ist eine Gemeinschaft, in der jeder sich selbst so künstlerisch ausdrücken kann, wie er möchte, die aber trotzdem auch im Zusammenhang als Schwarm funktioniert. Jeder ist willkommen und auch jede Art, sich künstlerisch zu verwirklichen.

Der etwas umstrittene Cyber-Philosoph Alexander Bard bezeichnet die Veranstaltung als physische Umsetzung des Internets, als zeitlich begrenztes Utopia.

Eigentlich sind die Teilnehmer am Burning Man Festival keine Teilnehmer. Die Teilnehmer sind die Veranstaltung. Erst durch sie entsteht die Stadt, die Interaktionen, die Kunst, die Aufführungen und eben das, was Burning Man ausmacht.

„Man kann es schlecht beschreiben, man muss das selbst erleben und es ist auch eine unterschiedliche Erfahrung für jeden einzelnen“, meint Brian Genereux, der im letzten Jahr als Fallschirmspringer teilnahm. Es ist etwa so wie beim Grand Canyon: Man kann sich Fotos davon ansehen, oder auch Filme. Aber erst wenn man selbst über dem Abgrund steht, wird dieses Wunderwerk der Natur in seine Größe auch mental erfassbar.

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Leave no Trace ist oberstes Gebot. Also nichts zurücklassen in der Wüste, was nicht schon vorher da war. Man muss auch alles mitbringen, was man braucht und damit ist außer Luft wirklich alles gemeint. 1,5 Gallonen Wasser pro Person und Tag (rund 6 Liter) ist Minimum, ohne dem darf keiner ins Camp. Es gibt weder offizielle Duschen noch Gebäude noch sonstige in einer normalen Stadt vorhandenen Objekte, wie Krankenhäuser, Shops oder Restaurants. Das sogenannte Cafe ist zwar ein Treffpunkt, bietet aber keine Verpflegung für 27000 Menschen.

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Mutant Vehicles – ist die Bezeichnung für alles Fahrbare, mit denen die Burning Man Teilnehmer zum Event reisen.

Hier gibt es den Guide (BM-SG2014) zum Download, in dem genau steht, was man alles vor der Teilnahme wissen muss und was zu beachten ist. Spannend zu lesen, auch ohne Teilnahme.

Burning Man für Piloten

Während der Veranstaltung existiert ein offizieller, temporärer Flugplatz gleich neben Black Rock City, der prinzipiell von jedem anfliegbar ist. FAA Airport Identifier: 88NV. Als zeitlich begrenzter Flugplatz hat er klarerweise keine Instrumentenanflug. Öffnungszeiten: 6 a.m. bis 7:30 p.m. während der Dauer der Veranstaltung.

Zum Wort prinzipiell:

Mehr als 40 Grad und eine normale Platzhöhe von 4000 Fuß (knapp 1200 Meter) ergeben schon mal eine Dichtehöhe von 7500 Fuß.

Zumindest eine vorherige Bergflugeinweisung und ernsthafte Überlegungen zum Fliegen in extrem heißen Gebieten sind Voraussetzung für sicheres Fliegen zur und während der Veranstaltung. Wenn die Physik zur Dichtehöhe nur Kopfschütteln auslöst, sollte man besser auf ein Mutant Vehicle zur Beförderung umsteigen.

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Photo: Brian Genereux

Die „Landebahn“ ist ein mehr oder minder festgeklopftes, sandiges Wüstenbett, bei dem man nie sicher sein kann, in welcher Beschaffenheit sich der Untergrund tatsächlich befindet. Sandstürme (sogenannte WhiteOuts) sind ebenso häufig, wie wabernde Rauchschwaden von den künstlerischen Verbrennungsaktionen.

Um Hoi-doi’s auszuschließen, darf man nicht landen außer:

der Pilot kennt den korrekten Advisory Code, den man erst nach einem komplett ausgefüllten Online Briefing erhält,

wenn man eine Landefreigabe erhält

im Falle eines Notfalls (declaring Emergency)

Zu Unrecht erklärte Emergencies werden an die FAA gemeldet. Alle Flieger mit Emergencies müssen vorort von einem lizensierten A&P/IA Mechaniker untersucht werden und von ihm als airworthy befunden werden, bevor sie wieder starten dürfen.

Lesenswert zum Flugplatz

Fallschirmspringen bei Burning Man

Tandemsprünge gibt es keine bei Burning Man. Man sollte auch ein erfahrener, lizenzierter Springer sein, um sich dort aus dem Flugzeug zu stürzen.

Die Dichtehöhe gilt auch für Springer: Das kleine „Handtuch“ mag auf der Home-Dropzone auf Meereshöhe ausreichen. Es trägt aber nicht mehr oder nicht mehr genug, wenn wir bei 7500 Fuß mit dem Flieger abheben und dementsprechend auch auf 7500 Fuß unter dem Schirm landen. Das nächste Krankenhaus ist weit, nur zur Erinnerung.

Dass man bei den hygienischen Zuständen und der Hitze keine 10 Sprünge am Tag absolvieren muss, ist nachvollziehbar. Trotzdem, um die temporäre Dropzone sicherstellen zu können, ist eine Ticketabnahme von fünf Stück pro Springer Minimum. Burning Sky nennt sich die Organisation für die Skydiver.

Die Springer starteten mit einem Camp von 10 Fallschirmspringern in 1999, mittlerweile sind es rund 100 pro Event. Burning Sky will die Kunst des Burning Man Festivals in die Dritte Dimension erheben. Brian Genereux: „Mit ein bis zwei Sprüngen pro Tag in dieser harschen Umgebung für Springer und Gurtzeug bist du schon gut dabei. Die Aussicht und das Erlebnis sind unbezahlbar“.

Fakten zu Burning Man von 2015 und 2014:

Teilnahmegebühren: 390$ pro Person (40000 Tickets verfügbar), 800$ im Vorverkauf, 50$ pro Vehicle, jeweils zuzüglich Gebühren wie Steuern.

Es gibt Sonderpreise für Geringverdiener, das muss man aber mit Belegen nachweisen, für 190$.

In 2014 nahmen 27000 Vehicles teil.

Ach ja, noch eine Kleinigkeit:

Handys haben in der Black Rock Desert keinen Empfang. Die nächste Gelegenheit zu telefonieren ist 12 Kilometer entfernt in der Ortschaft Gerlach.

Burning Man 2015 findet statt vom 30. August bis zum 7. September. Das scheint noch lange hin. Bedenkt man aber die Vorbereitungen, die man zuvor absolvieren muss, ist es fünf vor 12 für Teilnehmer der diesjährigen Veranstaltung.

Über die Autorin

Die Journalistin Helga Kleisny ist diplomierte Physikerin (TU Wien), Fallschirmspringerin und Pilotin. Nach Arbeitsorten weltweit (Wien, Taipeh, Boca Raton (FL), München, Frankfurt…) sind ihre Haupt-Lebens- und Arbeitsorte nun in Deutschland und in den USA. Sie schreibt als freie Luft- und Raumfahrtjournalistin. Ihre Begeisterung für alles Technische und die Natur, am besten in Kombination, zeigt sich in ihren Büchern und in Seminaren und Vorträgen.

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