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Set-up für das Women in Aviation-Bild 2015.
Suchbild mit Damen.

Das war ein Tag: zuerst das WomenVentureFoto auf der großen Boeing Plaza: die Pilotinnen, zumindest die, die davon wissen (mir war es auch jahrelang nicht bekannt), alle im gleichfarbigen gesponsorten T-Shirt auf der Boeing Plaza vereint. Dann die Photosession der Pitts-Piloten und Pilotinnen gleich danach zu 70 Jahre Pitts.

Gefolgt vom Women Power Lunch im Theatre in the Woods mit zwei Gastsprecherinnen aus dem Astronautenbereich. Immer eine gute Gelegenheit, neue Freunde zu finden und sich auszutauschen. Die Pilotin rechts neben mir kam aus Australien.

PastedGraphic-7Und dann der erste Sequential Formationsrekordversuch der Eagles over Oshkosh. Tut natürlich weh, wenn man da nur zusieht und keinen Schirm dabei hat. Habe noch keine Bestätigung, aber mit 3 Punkten und 108 Springern sollte der Weltrekord gebrochen sein. Es sah jedenfalls atemberaubend auch vom Boden aus, wie in den Himmel gemalt.

Nachtrag am Donnerstag: Ein Griff beim zweiten Punkt fehlte. Dann zählt der dritte komplette Punkt nicht. Also war es „nur“ ein herausragender Sprung. Schade. (Der oder die arme Springerin…). Man wünscht sich als teilnehmender Springer bei einem Rekordversuch natürlich, dass es geklappt hat. Aber wenn nicht, dann möchte man zumindest nicht die Ursache dafür sein. Bin aber sicher, dass das Team es noch schafft. Vielleicht dann auch bei einem der Sprünge über Skydive Chicago und ncht über Oshkosh.

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Die Formation der Absetzflugzeuge.

Das Leadplane (das vorderste) ist eine gestreckte Form der Skyvan, eine Sherpa, gefolgt von 4 TwinOtters.

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Alle Freifallaufnahmen und Layouts: (C) Eagles over Oshkosh und deren Fotografen.

Die Übungssprünge erfolgten im wunderschönen Skydive Chicago. Oder besser darüber natürlich. Charles Lane, einer der dortigen Freifallfotografen ist auch einer der vier Fotografen der Rekordsprünge.

Aus rechtlichen Gründen – Überführungsflüge fallen unter andere Gesetze als Absetzsprünge (innerhalb 25 NM vom Flugplatz) – müssen die Springer für die Sprünge über Oshkosh mehrere Stunden mit Bussen von SK Chicago nach Oshkosh anreisen.

Oshkosh_Slots_RP_namesLayout für die erste Formation (Figur).

Der erste, der abspringt, tut dies aus dem Leadplane und er/sie ist der Superfloater. Er gibt damit das visuelle Zeichen für alle anderen Springer in den anderen Flugzeugen, nachdem deren Augen das gesehen haben, das Gehirn es verarbeitet hat und der Körper es umsetzt. Es geht hier um Bruchteile von Sekunden. Je enger zusammen beim Absprung, umso schneller kann der „erste Punkt“, die erste vorgebene Formation, komplettiert werden.

Die Basis sprang aus der Sherpa, ein gelinkter 8er beim Exit. (Die Springer halten sich aneinander fest, springen ab und formen – in diesem Fall – dann einen Kreis).

Die Basis der Formation, das Eagles Nest, bestand im Endeffekt aus 44 Springern. Dahin sollte die restlichen Eagles anfliegen und sanft landen (docken).

OshKosh_2Eine Formation muss mehrere Sekunden gehalten (gezeigt) werden, damit sie gültig ist. Nach dem Sprung werden am Boden von offiziellen FAI Judges die Videos ausgewertet und es wird genau geguckt, ob auch gleichzeitig alle notwendigen „Griffe“ an den jeweiligen Springern geschlossen waren. Zu gut Deutsch: die Formation genauso in der Luft aussah, wie sie am Boden vorher gebrieft worden war.

Das kann schon mal Stunden dauern bei dieser Menge an Springen und damit Griffen.

Sicherheit wird bei Fallschirmspringen groß geschrieben. Ein Punkt ist die Phase des von einander Wegfliegens („Tracken“), bevor jeder Springer seinen Fallschirm in etwa 3500 Fuß (1000 Meter) über Grund (AGL) öffnet. Die geschieht bei Großformationen in Wellen. Von außen weg verlassen die Springer geordnet die Formation, drehen sich um 180 weg von der Formation, strecken ihre Beine und Arme nach hinten und tracken in Gruppen weg.
Superinformatives Video direkt vom Sprung.

Fotos von Norman Kent zu Eagles over Oshkosh gibt es hier zu sehen.

Und hier noch mehr sehr gut zusammengefasste Hintergrundinformationen, wie Großformationen gesprungen werden.

Die 108 Springer des Weltrekords kommen aus 15 unterschiedlichen internationalen Staaten und aus 31 amerikanischen Bundesstaaten. Die Teilnahme, zu der man eingeladen und ausgesucht werden muss, kostet alleine mehr als 2000 Euro. Dazu kommen Hotel, Verpflegung und Anreise (Flug). Und natürlich eine erkleckliche Anzahl von Sprüngen übers Jahr über, mehrere Hundert sollten es mindstens sein, um auch „current“ (geistig und körperlich fit und reaktionsfähig genug) zu sein.

Der Frauen/Männer-Anteil entspricht dem Durchschnitt auch beim „normalen“ Springen: rund 80% Männer und 20% Frauen.

Osh-wed-14Packen nach getaner Arbeit. Das „High“ ausnutzen, die positive Energie des erfolgreichen Sprunges, um die ungeliebte Packerei schnell hinter sich zu bringen.

Der zweite Sprung des Tages, in der Abend Airshow war von tiefen Wolken geprägt. Zwar finden Skydiver durchaus ihre „blauen Löcher“ im Himmel, aber bei der Menge an Behörde (FAA) vorort, waren die Blauen Löcher nicht vorhanden. So gab es statt eines weiteren Großformationssprunges zur Freude der Zuschauermassen ein „Jump and Pack“, einen Absprung aus einer Höhe von rund 4000 Fuß ohne Formation, ohne nennenswerte Freifallzeit. Jump and Pack eben. Die meisten Zuseher haben den Unterschied nicht bemerkt.

Osh-wed-26Und mit dem Sunset kam der Abend. An sich schon aufregend genug, mit den Astronauten von Apollo 13: Jim Lovell und Fred Haise und zwei Verantwortlichen von der Mission Control. Leider war Mission Control Oberguru Gene Kranz („Failure is not an Option“) zwar angekündigt, aber nicht da. Trotzdem spannend, wie es in der Realität ablief, den Film kennt man ja.
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Links Cpt. „Sully“ Sullenberger und rechts Cpt. Richard de Crespigny nach der Präsentation von Apollo 13. Beide Airbus Kapitäne waren Zuhörer.

Mein Höhepunkt des Tages war, dass die Veranstaltung eben zur EAA stattfand. Und da sitzt schon mal zufällig Cpt. Sullenberger neben mir. Und gleich neben ihm Captain Richard de Crespigny. Und es ist noch genug Zeit, um sich mit beiden vor der Apollo 13 Veranstaltung austauschen. Mehr kann man von einem anregenden Abend nicht verlangen.

Weitere Bilder vom Tag:


Kommentare

2 Antworten zu „Oshkosh 2015: Mittwoch“

  1. Ich komme erst heute dazu die Berichte von Oshkosh 2015 genauer zu lesen. Also erst einmal Dankeschön, auch für die tollen Photos (Fotos mag ich nicht…).

    Von dem Unfall hatte ich aber schon gelesen; glücklicherweise ist das wohl noch relativ glimpflich abgelaufen.Weis man schon warum das passiert ist?

    Lustig dagegen ist, dass bei dem „WomenVentureFoto auf der großen Boeing Plaza“ eine A350 steht. Die F-WWCF (MSN 002) ist mit ihrer „Carbon“-Lackierung ja wohl einmalig. Natürlich ist das nur der Name eines Platzes in Oshkosh. aber lustig ist das schon.

    1. 🙂
      Ja, die A350 kam hier mit großem Zuschauerinteresse an. Ist aber heute schon wieder weg. In Frankfurt landen und starten einige A350, aber noch nicht von Lufthansa.
      😉 Stimmt. Die Plaza hieß auch schon mal Honda Plaza. Ist wie bei Fußballarenas – es heißt nach dem, der zahlt.

Über die Autorin

Die Journalistin Helga Kleisny ist diplomierte Physikerin (TU Wien), Fallschirmspringerin und Pilotin. Nach Arbeitsorten weltweit (Wien, Taipeh, Boca Raton (FL), München, Frankfurt…) sind ihre Haupt-Lebens- und Arbeitsorte nun in Deutschland und in den USA. Sie schreibt als freie Luft- und Raumfahrtjournalistin. Ihre Begeisterung für alles Technische und die Natur, am besten in Kombination, zeigt sich in ihren Büchern und in Seminaren und Vorträgen.

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