Bild: MarineTraffic

3. Update 21.5., 9:00

Hier die Original ACARS-Meldungen:
00:26Z 3044 ANTI ICE R WINDOW
00:26Z 561200 R SLIDING WINDOW SENSOR
00:26Z 2600 SMOKE LAVATORY SMOKE
00:27Z 2600 AVIONICS SMOKE
00:28Z 561100 R FIXED WINDOW SENSOR
00:29Z 2200 AUTO FLT FCU 2 FAULT
00:29Z 2700 F/CTL SEC 3 FAULT
no further ACARS messages were received

Diese Meldungen sagen aus, dass die Flight-Warning-Computer Probleme mit der Fensterheizung der rechten Cockpit Fenster erkannt haben, dass sie zudem erst Rauch in einer Toilette und eine Minute später Rauch in der Avionic (Flugelektronik) Bay erkannt haben, dass sie erkannt haben, dass eine Flight Control Unit (FCU) und einer der sieben Flight Control Computer (SEC) ausgefallen ist.

Ob dies wirkliche Ausfälle beschreibt, oder ob es sich hier um Kurzschlüsse in der Verkabelung zu diesen Komponenten handelt, also ob die Komponenten die Quelle der Meldungen waren, oder ob das nur die Folge eines anderen zerstörerischen Ereignisses ist, bleibt unklar.

2. Update 20.5., 9:00

EGYPTAIR denies all misleading information published by news websites and on the social media channels regarding the reasons of the disappearance of EGYPTAIR flight MS804 and the company confirms that the reason of disappearance hasn’t been yet confirmed.

Dem ist meinerseits nichts hinzuzufügen.

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18:00

Es gibt weiterhin widersprüchliche, auch offizielle Aussagen, ob nun Wrackteile, Leichenteile und persönliches Eigentum von Passagieren von Flug MS 804 gefunden wurden.

Die mittlerweile im Netz kursierenden, vom Flugzeug automatisch (und nicht wie auch behauptet, von der Crew manuell) gesandten ACARS Messages lassen noch immer alle Optionen als Absturzursache zu.  Diese ACARS Messages sind eine Bestandsaufnahme von Fehlern, die das Bordsystem (von unterschiedlichen Computern an Bord) festgestellt hat. Warum diese Teilsysteme allerdings ausfielen, geht da nicht hervor.

ACARS (Aircraft Communications Addressing and Reporting System)

1. Update 19.5., 18:00

Die griechische Flugsicherung gibt an, dass sie noch ungefähr zwei Minuten nach Übergabe des Fliegers an die ägyptische Flugsicherung das Flugzeug am Radar sah. Bis zur versuchten Übergabe an die Ägypter erwähnte die Crew keine Probleme. Auf den geforderten Frequenzwechsel scheint die Crew allerdings bereits nicht mehr reagiert zu haben. Das Flugzeug verschwand vom Radar 7nm nach dem Pflichtmeldepunkt KUMBI (N33.7139 E28.7500), an der Flugsicherungsgrenze zwischen Griechenland und Ägypten.

Erste Richtigstellung von Internetweisheiten:

“nach Einschätzung des ägyptischen Luftfahrtministeriums eher durch einen Anschlag als durch einen technischen Defekt verursacht worden.
…bei einer genauen Analyse des Vorfalls sei die Wahrscheinlichkeit eines „Terrorangriffs“ höher als die eines technischen Versagens,…”

Das ist mathematisch so nicht richtig. Die Wahrscheinlichkeiten aufgrund der bisher bekannten Tatsachen dieses Absturzes sind für alle Gründe noch offen.

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Heute Nacht um 2:33 mitteleuropäischer Zeit (0:33Z) ist ein Airbus A320-200 der Fluglinie EgyptAir, (Registrierung SU-GCC) vom Radar verschwunden. Das Flugzeug mit der Flugnummer MS-804 war auf einem Flug, gestartet am 18. Mai 2016 vom Flughafen Paris Charles de Gaulle nach Kairo mit 56 Passagieren und 10 Crew an Bord, als im Reiseflug auf Flugfläche 370, etwa 151 nm nördlich von Alexandria, die Transpondersignale und der Funkverkehr abbrachen.

Flugfläche 370 = 37000 Fuß = 11300 Meter (gerundet)
151 nm = 280 km

Details nach Angaben der Fluglinie

Die Crew bestand aus dem Kapitän (6275 Flugstunden, davon 2101 Stunden auf dem Typ), Co-Pilot (2675 Stunden), 5 Kabinencrew und 3 Sky Marshals.

Passagiere nach Nationalität: Ägypten (30), Franzosen (15), Irak (2), Großbritannien (1), Belgien (1), Kuwait (1), Saudi-Arabien (1), Sudan (1), Tschad (1), Portugal (1), Algerien (1) and Canada (1).

Beitrag wird nach Bekanntgabe weiterer Informationen (nicht Vermutungen) ergänzt und/oder berichtigt.

(Abgestürzt ist leider keine Vermutung, da das Flugzeug an keinem Flugplatz in Reichweite des an Bord vorhandenen Treibstoffes gelandet ist.)


Kommentare

9 Antworten zu „EgyptAir Airbus im Mittelmeer abgestürzt“

  1. Das ägyptische Luftfahrtministerium redet momentan noch nicht von einem Absturz sondern: das Flugzeug wird vermisst.

    Herrscht eigentlich schon ein Verbot von Lithium-Ionen-Akkus im Frachtraum?

    1. 🙂 Auch ein Verbot verhindert nicht notwendigerweise, dass sich Lithium-Ionen-Akkus im Frachtraum befinden können. (Wobei das zurzeit reine Spekulation wäre, würde man das im Zusammenhang mit diesem Absturz sehen.)

  2. AfD Wähler

    Danke für die Aktualisierungen.
    Sind die sieben Flight Control Computer (SEC) für unterschiedliche Funktionen zuständig oder haben alle die gleiche Aufgabe (Redundanz)?

  3. Flugkapitän

    Die sieben Flight Control Computer setzen sich zusammen aus:
    3 x SEC (Spoiler Elevator Computer; manchmal auch Secondary Flight Control Computer genannt) zuständig für die Steuerung der Spoiler (Störklappen) auf der Oberseite der Flächen und Standby für die Steuerung der Elevator (Höhenruder) und des Stabilizers (Höhenleitwerk).
    2 x ELAC (Elevator Aileron Computer) zuständig für die Steuerung der Elevator des Stabilizers und der Ailerons (Querruder).
    2 x FAC (Flight Augmentation Computer) zuständig für die Steuerung des Ruders (Seitenruder) und zur Berechnung des Flight Envelopes (dafür fällt mir keine vernünftige Übersetzung ein).

    Lithium-Ionen-Akkus sind ab einer bestimmten Größe (Kapazität) an Bord von Passagierflugzeugen verboten.

    1. Vielen Dank an Flugkapitän für die ausführliche Antwort.
      🙂 Trotzdem: Die Kurzversion in Antwort auf die ursprüngliche Frage:
      Die sieben Flight Control Computer sind für unterschiedliche Funktionen zuständig.

  4. AfD Wähler

    @Flugkapitän
    Herzlichen Dank für die detaillierte Antwort!

  5. Donkieshot

    Hat jemand diese Info schon entdeckt? Sentinel-1A spots potential oil slick from missing EgyptAirplane
    Link: http://www.esa.int/Our_Activities/Observing_the_Earth/Copernicus/Sentinel-1/Sentinel-1A_spots_potential_oil_slick_from_missing_EgyptAir_plane

  6. Das Egyptair-Flugzeug, das im Mai mit 66 Menschen an Bord ins Mittelmeer gestürzt ist, zerbrach laut einem Zeitungsbericht nach einem Brand in der Luft. Die Analyse der beiden Flugdatenschreiber sowie der Flugzeugtrümmer habe zu diesem Schluss geführt, sagten ägyptische Ermittler der Zeitung „New York Times“ von 22.06.

    Es sei noch unklar, ob das Feuer an Bord wegen eines technischen Defekts oder einer kriminellen Tat ausbrach.

    1. Danke für den Hinweis.

      Die ägyptische Luftfahrtbehörde CAA gab am 16. Juli 2016 als Zwischenergebnis der Untersuchungen bekannt, dass nach einer ersten Auswertung des Cockpit Voice Recorders der Kapitän Feuer an Bord feststellte und wohl den Co-Piloten nach einem Feuerlöscher schickte.
      Da dies offenbar die letzte Sprachaufzeichnung aus dem Cockpit war, hilft dies allein für die Ursache und den Ort des Feuers noch nicht weiter.

Über die Autorin

Die Journalistin Helga Kleisny ist diplomierte Physikerin (TU Wien), Fallschirmspringerin und Pilotin. Nach Arbeitsorten weltweit (Wien, Taipeh, Boca Raton (FL), München, Frankfurt…) sind ihre Haupt-Lebens- und Arbeitsorte nun in Deutschland und in den USA. Sie schreibt als freie Luft- und Raumfahrtjournalistin. Ihre Begeisterung für alles Technische und die Natur, am besten in Kombination, zeigt sich in ihren Büchern und in Seminaren und Vorträgen.

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