Weihnachtsbücher 2: Frühstück vorm Fliegen…

Wasserfliegen ist die schönste und erfüllendste Art abzuheben. Zugegeben, 😉  diese Sicht mag etwas persönlich gefärbt sein, trotzdem bietet Wasserfliegen einiges mehr als das Fliegen mit konventionellem Fahrwerk. Zum Beispiel auch kreisförmige Startbahnen mit dem Abheben in der Kurve – bei Landflugzeugen ein absolutes NoGo in tiefen Höhen (unter 500 Fuß).

Auf dem Weg zum Seaplane-Rating lernt man so einiges an Theorie und übt es in der Praxis bis zur Perfektion. Die eigentliche Freude und der Spaß aber beginnen erst ab dem ersten Flug danach. Mit dem Sicherheitspiloten, der einem zeigt, was wirklich so alles mit einer Cub auf Floats möglich ist. Zwar ist das alles schon etliche Jahre her, aber der erste Flug als lizensierter Seaplane Pilot mit Brian, dem Britischen Ex-Fighter Piloten, sitzt noch frisch im Gedächtnis: „Alligatoren, wir kommen“ und das im Anflug auf furchtbar kleine Pfützen, auf denen ich alleine nicht zu landen gewagt hätte. Denn vor so einer Wasserlandung kommt stets die Überlegung: Schaffe ich es auch, da mit einem Circular Takeoff wieder abzuheben?

Was Brian mir bei diesem Flug darüber hinaus beigebracht hat, ist: „Als Pilot steige nie ein Flugzeug, ohne vorher zu frühstücken, egal wie früh am Morgen es noch ist.“ Und da wären wir auch schon beim heutigen Buchthema: gesunde Ernährung. Denn das wussten vorausschauend sogar die alten Römer, dass man mit leerem Bauch nicht fliegen kann: Mens sana in corpore sano. Man kann nur vernünftig denken, handeln und also fliegen, wenn der Körper genau so gut wie das Flugzeug gewartet ist…

Was die Wissenschaft als gesund ansieht (und was nicht) für unseren Körper verändert sich über die Jahre. Mit einer regelmäßigen Rotation zwischen dem Hype für Proteine, Kohlenhydrate und Fette, oder einem Gemisch aus allem, dann aber nur wenig und dafür Sport dazu. (Die Rotation erinnert irgendwie an die Breite von Krawatten, da funktioniert die Mode ähnlich wiederkehrend…)

Alles ist stets wissenschaftlich bewiesen und zurzeit sind die Fette dran: LCHF (Low cal, high fat) und Paleo gehen in diese Richtung. Der schwedische Arzt Andreas Eenfeldt schreibt dazu Skandinaviens meistbesuchten (nach eigener Aussage) Gesundheits-Blog: www.kostdoktorn.se. Für alle, die deutsch leichter lesen, gibt es das jetzt als Buch: Echt Fett.

Er beschreibt, wie gesund die kohlenhydratarme Ernährung mit natürlichen Fetten langfristig ist und wie sie beim Abnehmen hilft. Seine Hauptaussage: Die Angst vor Fett steht einer gesunden Ernährung im Weg. Nur durch Umdenken in der Fettfrage wird aus einer Diät des Verzichts eine komplette und genussvolle Esskultur.

Eenfeldt führt viele neuere wissenschaftliche Untersuchungen an, warum Zucker und weißes Mehl wesentlich schädlicher für unsere Gesundheit sind als zu viel Fett. Gleich vorweg: Rezepte gibt es in seinem Buch kaum, eher Richtlinien nach den vielen Seiten, auf denen er nachvollziehbar ausführt, warum Kohlenhydrate und Zucker uns süchtig machen. Warum man durch beide mehr als durch Fett zunimmt, den Darm schädigt und krank wird.

Mit dem Darm sind wir bereits bei der zweiten Empfehlung: Darm mit Charme. Buch mit Charme. Autorin mit Charme. Dieses lässig und witzig geschriebene Buch zu einem Thema, das die meisten vermutlich im öffentlichen Bereich nicht erwähnen würden, sollte Pflichtlektüre sein – für jeden, der seinen gesunden Geist in seinem gesunden Körper fördern möchte.

Giulia Enders‘ Buch ist bereits seit zwei Jahren ein Bestseller, mehrfach ausgezeichnet und von den zahlreichen Kritiken über den grünen Klee gelobt.

Dass Übergewicht, Depressionen und Allergien mit einem gestörten Gleichgewicht der Darmflora zusammenhängen können, hatte ich auch vorher schon gedacht („Du bist, was Du isst“) und so war mein Interesse, das Buch selber zu lesen, damals sehr gering. Nun fiel es mir durch Zufall doch in die Hände und abgesehen davon, dass die frische Schreibe der Medizinstudentin einen einfach mitreißt, steht sogar für mich noch etliches an Neuem darin und so wurde „Darm mit Charme“ einschließlich der schrägen Illustrationen von Jill Enders regelrecht verschlungen. Trotz meiner anfänglichen eher Aversion (wegen des Hypes) lautet nun auch mein Fazit: absolut lesenswert.

Fructose. Warum man in praktisch alle industriell hergestellten Nahrungsmittel Zucker – und weil der mehr kostet als Fructose, diese in Form von High Fructose Corn Sirup, zu deutsch Maissirup – hineingeben muss, erschloss sich mir noch nie. Eenfeldt und Enders befassen sich beide ausgiebig mit dem Thema.

Wenn wir uns in unserem Körper wohl fühlen, länger leben und glücklicher werden wollen, müssen wir unseren Darm pflegen. Wie wir das tun sollen, darüber haben Eenfeldt und Enders durchaus vergleichbare Ansichten. Beide Bücher sind von Autoren geschrieben, die sich mit ihrem Metier auskennen, gut recherchieren und ihre Recherche auch belegen können.

Fazit (gilt für beide Bücher), geeignet für:

  • jeden, der seine grauen Zellen verwöhnen möchte und seinen Körper als Investment sieht
  • für generell an ihrer Ernährung/Gesundheit Interessierte
  • für alle, die sich bei guter Unterhaltung weiterbilden möchten
  • zur Diskussion mit Freunden
  • ein Lesevergnügen

Kommentare

10 Antworten zu „Weihnachtsbücher 2: Frühstück vorm Fliegen…“

  1. Was das Frühstück vor dem Fliegen angeht – da wird der Neuling vermutlich denken: was nicht drin ist, kann auch nicht herauswollen… Aber das unterdrückt den Reflex im Zweifelsfall doch nicht, während ein mäßig beschäftigter Magen tatsächlich friedlicher ist.
    Was man auch nicht machen sollte: kurz vor dem Start schnell ein, zwei Müsliriegel einwerfen und dann unterwegs trinken. Dann quillt das Kornzeugs auf und das macht auch keinen Spaß (selbst probiert….). Also Ruhe bei der Vorbereitung!
    Und eine Anmerkung zum Fett: etliche Geschmacksstoffe sind fettlöslich, daher kommen sie nur zur Geltung, wenn man zumindest beim Kochen/Braten Fett dabei hat. Wenn man das partout doch nicht essen möchte, erst vor dem Servieren trennen!

    1. kurz vor dem Start schnell ein, zwei Müsliriegel einwerfen und dann unterwegs trinken

      😉 Das ist auch weder ein Frühstück und noch sonst eine vernünftige Ernährung…
      (Müsliriegel haben entgegen ihrem Image nichts mit gesunder Ernährung zu tun. Guck‘ Dir mal die Inhaltsstoffe an oder stelle sie selber her, dann weißt Du, was drin ist.)

      was nicht drin ist, kann auch nicht herauswollen

      🙂 nun ja, ist wie beim Autofahren, mir ist noch nie als Pilot beim Fliegen schlecht geworden…
      Allerdings kam mir das Essen beim letzten Transatlanic (Linien-)Flug hoch. Die übersalzene und mit Glutamat überschüttete Fett-/Kohlenhydrat-Pampe hat mein Magen nicht als Essen gesehen und rebellierte…

      Zu den Geschmacks“stoffen“:
      Echte Kräuter schmecken (roh!) sogar ohne Fett recht prima und sind zudem gesund. Ich weiß nicht mehr in welchem Jahrzehnt ich das letzte mal Grippekrank war, obwohl mich Jahreszeitabhängig die Umgebung mit aller Kraft anschnupft und anpustet. Und wie oft (junge) Ansprechparter bei Verlagen ausfallen, weil sie wochenlang fehlen wegen Erkältung. Einfach vernünftig und gesund ernähren, das tut dem Körper und dem Geist gut und dann macht auch kein Grippevirus halt.

      Der schnelle Zucker/Fettriegel kostet auf die lange Sicht gesehen, mehr Zeit als das, was ich unter Essen verstehe.

  2. Wie ist das eigentlich ?
    Ich bin ein G freak. Aber länger in so einer kleinen Mühle ?. Gibts dann sowas wie die Seemannskrankheit der Lüfte ?

    1. Schlecht wird dem Menschen, wenn die gefühlte, erlebte Bewegung nicht mit seiner Wahrnehmung (seiner „Sensoren“ wie Augen, Ohren…) übereinstimmt. Das ist dann egal, ob es auf einem Schiff, in einem Bus, Auto oder in einem Flugzeug ist.
      Üblicherweise tritt das bei Beschleunigungen auf, also in Kurven (beim Fliegen dreidimensional zu sehen), beim Bremsen (am Boden) und dadurch klarerweise bei Kunstflugfiguren.
      Und in allen Arten von Simulatoren, wenn die Berechnung der Optik eben hinter dem Erlebten hinterher hinkt.

      🙂 Kenne keinen, dem auch beim Geradeausflug schlecht wird…

      1. Hi Helga, vielen Dank.
        Ich dachte so an einen evtl. vorhandenen Langzeiteffekt. Also 10 mal 4’er looping fahren ist super. Oder über die Nordschleife mit Sabiene. Aber ich hab keine Erfahrung wie das so dauerhaft wirkt.

  3. Stimmt schon – beim selber Fliegen ist mir auch noch nie schlecht geworden, selbst wenn es in der Thermik ordentlich gerappelt hat. Im Jet auch nicht, aber halt mal bei einem Wettbewerbsflug in einem doppelsitzigen Segelflugzeug, wo ich hauptsächlich die Navigation gemacht habe, weil ich die Gegend sehr gut kannte; leider hatte der „Pilot flying“ einen etwas speziellen Flugstil… Das war dann vielleicht nicht der angenehmste Flug, aber die schönen Aspekte sind mir viel deutlicher in Erinnerung, der Magen ist nur eine Fußnote. Immerhin haben wir trotz Wetterverschlechterung 200 km von 240 geschafft und sind dann ausgerechnet auf dem Acker einer Schnapsbrennerei gelandet…
    Müsliriegel verwende ich schon lange nur noch als Notfallration, die man hoffentlich nicht braucht. Sie bestehen ja tatsächlich meist nur aus mit Zucker zusammengeklebten Körnern und etwas Geschmacksbeimischung – da kann noch so viel „Bio“ draufstehen.
    Frische Kräuter und ordentliches Gemüse sind natürlich fein, gar keine Frage – aber einmal hat mir sogar eine sehr leckere Tomate einen „Verweis“ eingetragen: das war auf einer Hochgebirgstour und als ich sie in der Hütte auspackte, meinte der Bergführer, das sei eine ziemlich aufwendige Methode, ein wenig Wasser hochzutransportieren….

    1. Ich überlege mir gerade was die Polizisten an die Dienststelle gefunkt haben.

      Vor Ort: Alles Ok. Segelflugzeug in Schnapsbrennerei gefunden. Alle wohl auf. Over and out.

      Dienststelle: ?????

      😉

      1. Ein sachter Hinweis:
        Hat der Kommentar irgend etwas mit den Weihnachtsbücher-Empfehlungen zu tun?

      2. Nö. Sry. Weihnachtlicher Dackelblick.

  4. Danke für Ihre Rezension des Buches „Echt Fett“. Ihr Artikel wurde mir vom Ennsthaler Verlag übermittelt. Ich bin der Übersetzer des Buches aus dem Schwedischen und betreibe einen eigenen Blog unter dem Titel http://www.echt-fett.at

    Durch meine schwedische Gattin und die daraus folgenden Kenntnisse der schwedischen Sprache leben wir nach der LCHF-Ernährung, und das seit fast 10 Jahren mit besten gesundheitlichen Werten.

    Ich möchte Ihnen mitteilen, dass ich finde, dass Sie das Buch kurz und prägnant berschrieben haben und die Gedanken von Dr. Eenfeldt sehr gut widergeben.

    Vielleicht haben Sie die eine oder andere Angregung zur Verbesserung Ihrer persönlichen Ernährung in diesem Buch gefunden. Das wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen.

    Ab jetzt werde ich auch ihre Seite abonieren und mich ein wenig mit Physik und Luftfahrt beschäftigen.

Über die Autorin

Die Journalistin Helga Kleisny ist diplomierte Physikerin (TU Wien), Fallschirmspringerin und Pilotin. Nach Arbeitsorten weltweit (Wien, Taipeh, Boca Raton (FL), München, Frankfurt…) sind ihre Haupt-Lebens- und Arbeitsorte nun in Deutschland und in den USA. Sie schreibt als freie Luft- und Raumfahrtjournalistin. Ihre Begeisterung für alles Technische und die Natur, am besten in Kombination, zeigt sich in ihren Büchern und in Seminaren und Vorträgen.

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