Warum ein Ei wie ein Ei aussieht – diese Frage beschäftigt (einige) Wissenschaftler seit Jahren. Gestern veröffentlichte das Science Magazine einen Beitrag, der eine neue Erklärung liefert. Denn die Hühnereiform ist nicht die generelle Form für alle Vogeleier. Kolibris legen kleine, längliche TicTac-förmige Ellipsen, Strandläufer aus der Gattung der Schnepfen bevorzugend die Tropfenform, Euleneier sehen eher aus wie Tischtennisbälle.
Für die Studie wurden 50000 Eier von 1400 Arten untersucht unter morphologischen, biophysikalischen und Evolutions-Gesichtspunkten. Bei den Flugvögeln kamen die bisherigen Erklärungen zum Thema schlecht weg: Durchsetzen kann sich da weder das Kalzium in der Ernährung, noch die Nestform oder – richtig abstrus –, dass Eier, wenn sie von Klippen fallen, in Tropfenform „besser“ fallen als Hühnereiförmige.
Laut Aussage der Forscher kann ihr biophysikalisches Modell die Vielfalt der Eiformen erklären; mit nachprüfbaren Vorhersagen, wie etwa den Zusammenhang von Membraneigenschaften und der Form. Vögel, die für den Hochleistungsflug angepasst sind, können die Ei-Größe durch Erhöhung der Ei-Asymmetrie und / oder Elliptizität maximieren und dabei ihren stromlinienförmigen Körperbau aufrechterhalten.
Flugvögel scheinen so eine besondere Adaption in der Evolution forciert zu haben: Nicht nur der normale Körper des Tieres soll strömungsgünstig im Wind liegen, sondern auch der schwerere Körper des schwangeren Vogels soll beim Fliegen möglichst wenig Widerstand bieten. Zugespitzte oder langgestreckte Eier im Bauch verschlechtern die aerodynamische Form. Evolutionär verkleinerte sich die Bauchhöhle mit den inneren Organen je strömungsgünstiger die Körperform wurde. Dabei veränderte sich auch die Eiform.
Zusammengefasst ergab die Studie, dass die Flugfähigkeit einzelner Arten das dominante Kriterium für die unterschiedlichen Formen der Eiausprägung sei. In den nächsten Schritten soll der Entwicklungsprozess der Ei-Formgebung in Bezug auf Physiologie und Genetik untersucht werden und ob es einen Zusammenhang der Form mit Flugstärke und Effizienz gibt. Das könnte zeigen, ob auch anatomische Merkmale wie etwa die Beckenbreite mit der Ei-Größe korreliert sind.