Angeblich war es die teuerste Suche nach einem Flugzeug. Gefunden wurde das verschwundene Flugzeug von Flug MH370 trotzdem bisher nicht. Was mit den 239 Personen an Bord geschehen ist, ist bis heute unklar.

Man sollte ja meinen, die Flugsicherungen der Länder würden die Erde gut abdecken. Nur sind rund siebzig Prozent unserer Erde von Wasser bedeckt oder gehören zur Polarregion. Und damit sind sie ohne direkte Radarüberwachung.

Nach einer Pressemeldung soll sich das nun ab Montag, 9. Oktober 2017 ändern. Da startet um 5:37 Uhr PDT (14:37 hierzulande) eine Falcon 9-Rakete von SpaceX mit 10 Iridium NEXT-Satelliten, damit künftig Flugzeuge in Echtzeit getrackt werden können, egal wo sie fliegen.

Das erste Iridium Satellitennetz war bereits 1988 für die weltweite Sprach- und Datenübermittlung über Satellitentelefone und PDAs geplant. Es ging im September 1998 in Betrieb. 2000 meldete die Firma Iridium Konkurs an, weil aufgrund der viel zu hohen Kosten für den Nutzer (acht US-Dollar/min) nur etwa 55.000 Kunden weltweit gewonnen werden konnten.

Nach längerer und filmreifer Geschichte der Entwicklung ist nun statt weltweiter Telefonie die Sicherheit des Flugverkehrs das Ziel der Firma Iridium. Der Austausch der 66 älteren, aber noch funktionsfähigen Satelliten durch neue Satelliten der zweiten Generation (Iridium NEXT) soll schrittweise erfolgen. Während mehrerer Monate besteht das Iridium-Satellitennetz sowohl aus alten Iridium-Satelliten als auch aus neuen Satelliten, die voll kompatibel zu den alten Satelliten sein sollen. 2018 sollen alle getauscht sein.

Das noch in Entwicklung befindliche System ist ein Joint Venture mit Flugsicherungsanbietern aus Kanada, Irland, Dänemark und Italien. Insgesamt 243 Millionen US-Dollar investierte das Joint Venture für den Flugzeug-Tracking-Service.

Das derzeitige Fehlen von Echtzeit-Standortinformationen schränkt die Fluggeschwindigkeit von Flugzeugen ein und beschränkt die Flugzeuge auf bestimmte vorhersagbare Routen. Mit genaueren Daten, die weltweit verfügbar sind, können Flugzeuge effizientere Flugrouten sicherer fliegen, Zeit und Treibstoff sparen und so Kosten für Fluggesellschaften und Passagiere senken.

Jetzt kommt das aberwenn man PMs nicht einfach abtippt, sondern als Ingenieur und Pilot ein wenig mehr hinterfragt als der normale Newsdesk-Journalist, der mit der fachlichen Materie vermutlich komplett überfordert ist.

Die Iridium NEXT Satelliten empfangen das ADS-B Signal ( den extended Squitter*), das moderne Mode-S Transponder einmal pro Sekunde abstrahlen. Der Extended Squitter enthält die aktuelle Position des Flugzeugs.

Wenn der Transponder im Flugzeug arbeitet und die Avionik des Flugzeugs eine gültige Position liefert, dann empfängt das Iridium Satellitennetz diese Position.

Perfekt.

Wenn der Transponder im Flugzeug aber nicht arbeitet (weil er ausgeschaltet oder aufgrund von Problemen ohne Strom ist), dann empfängt der Satellit auch nichts.
Und: Strahlt der Transponder eine falsche Position ab, dann empfängt der Satellit ebenso die falsche Position. Das liegt in der Natur von ADS-B (Automatic Dependent Surveillance Broadcast):

Die Position wird vom Sender selbst bestimmt und dann abgestrahlt. Die Position wird eben nicht vom Empfänger ermittelt. Somit ist der Empfänger darauf angewiesen, dass der Sender keinen Fehler in der Positionsbestimmung gemacht hat, und dass er ehrlicherweise die richtige Position erhält.

Das neue System mit den Iridium NEXT Satelliten wird also dann bei einer Suche gut funktionieren, wenn das Flugzeug aufgrund eines technischen Defektes abstürzt, denn dann hat man die letzte Position.

Wenn aber jemand im Cockpit absichtlich die Position verändert/manipuliert, dann nützt es nichts, dann empfängt auch der Satellit die absichtlich falsch gesetzten Positionsdaten. Das Ändern der Position im Bordcomputer ist einfach und bedarf nicht einmal eines Computerhacks von außen.

Auch Flug MH370 hätte man damit also nur verfolgen können, wenn der Absturz eine technische Ursache hatte, die Daten also nicht manipuliert oder absichtlich ausgeschaltet wurden. Das kann natürlich der Fall gewesen sein. Aber ohne Transpondersignal (= bei ausgeschaltetem Transponder) gäbe es also auch hier keine Positionsmeldung.

 

Kleiner Gimmick am Rande:
Die alten Satelliten, die noch in Umlauf sind, erzeugen einen Lichtblitz, der auf der Erde zu sehen ist, wenn die Sonne genau auf die Hauptkontrollantennen des Satelliten trifft.
Raumfahrtbegeisterte Flare-Beobachter haben Webseiten und Apps erstellt, die auflisten, wann und wo man einen Lichtblitz von welchem Iridium-Satellit erkennen kann.
Das Design der neuen Iridium NEXT-Satelliten ist anders und wird diesen Effekt nicht mehr erzeugen.

 


*In periodischen Abständen sendet ein Mode S Transponder Informationen, die nicht durch spezielle Abfragen initiiert sind. Eine solche ungerichtete Ausstrahlung wird Squitter genannt. Je nachdem, wie viele Daten gesendet werden, ist es dann auch ein Extended Squitter.


Kommentare

Eine Antwort zu „Konsequenzen aus der verlorenen Malaysian MH370?“

  1. Interessanter Beitrag, doch das mit dem Prinzip das die Flugzeuge die Position mit Veränderbaren Sendern durchgeben ist schon ein wenig… „Dumm“? Gerade in Zeiten des Terrorismusses ( Ich möchte jetzt keine Panik verbreiten) sollte an soetwas doch gedacht werden. Denkt man alleine an das Lufthansa Flugzeug „Landshut“.

Über die Autorin

Die Journalistin Helga Kleisny ist diplomierte Physikerin (TU Wien), Fallschirmspringerin und Pilotin. Nach Arbeitsorten weltweit (Wien, Taipeh, Boca Raton (FL), München, Frankfurt…) sind ihre Haupt-Lebens- und Arbeitsorte nun in Deutschland und in den USA. Sie schreibt als freie Luft- und Raumfahrtjournalistin. Ihre Begeisterung für alles Technische und die Natur, am besten in Kombination, zeigt sich in ihren Büchern und in Seminaren und Vorträgen.

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