Konzept für Lufttaxis und Paketdrohnen im urbanen Luftraum

(c) DLR

Paketdrohnen und Lufttaxis in Städten sind keine Science Fiction mehr. Die technische Entwicklung dieser Fluggeräte schreitet rasant voran, was zukünftig das Luftverkehrsmanagement in Großstädten und allgemein im unkontrollierten Luftraum bis 762 Meter Höhe vor große Herausforderungen stellt.

Neue unbemannte Fluggeräte wollen in großer Vielfalt in den Luftverkehr integriert werden ohne den bisherigen bemannten Luftverkehr einzuschränken. Hier setzt ein neues DLR-Konzept an, erschienen als Blueprint Concept for Urban Airspace Integration.

Prinzipiell dürfen im neuen Konzept alle Luftraumteilnehmer fliegen, unabhängig wie technisch aufwändig sie ausgerüstet sind. Aber Kern des Konzepts ist eine flexible Bewertung jedes einzelnen Fluggeräts nach technischer Ausstattung und Größe: Die in Bezug auf Navigationssystem, Detect and Avoid sowie Kommunikation- und Überwachungsfähigkeit gut technisch ausgestatteten Drohnen dürfen laut Konzept zahlreich in einem betrachteten Luftraumsegment fliegen. Kommen Drohnen mit weniger performanter Technik zum Einsatz, sind nur wenige Flugbewegungen in großem Abstand erlaubt.

Die flexible Zuordnung technischer und fliegerischer Eigenschaften funktioniert über virtuelle mehrdimensionale Polygone, für jedes Luftfahrzeug eines. Je größer das Fluggerät und je schlechter die technische Ausrüstung in Bezug auf Navigation, Kommunikation und die Fähigkeit, andere Luftraumnutzer (kooperativ und unkooperativ) zu erfassen, umso größer fällt das Polygon aus. Je besser die Gesamtleistung ist, desto kleiner ist das resultierende Polygon.

So kann es beispielsweise sein, dass eine technisch schwach gerüstete Kameradrohne während ihres Einsatzes mit einem sehr großen mehrdimensionalen Polygon versehen wird, womit in der entsprechenden Luftraumzelle nur noch wenig Platz für weitere Fluggeräte verbleibt. So könnte eine Luftraumzelle innerhalb eines Zeitintervalls entweder von wenigen Luftfahrzeugen mit geringer Performance oder von mehreren Luftfahrzeugen mit hoher Performance verwendet werden.

Im Luftraum über urbanen Gebieten gibt es jede Menge kritische Infrastruktur und sensible Orte, die nur eingeschränkt oder gar nicht überflogen werden dürfen, weshalb es sehr wichtig ist, allen Fluggeräten eine risikominimierte Flugbahn zuzuweisen.

Das soll im zukünftigen bodennahen Luftraum, dem sogenannten U-Space, laut Konzept über einen zentralen U-Space-Service geschehen. Fluggeräte, die sich vor dem Flug anmelden, erhalten über diesen Service eine vorab umfassend simulierte und risikominimierte Flugbahn im Kontext der bereits fliegenden Luftverkehrsteilnehmer zugewiesen. Kritische Bereiche am Boden, beispielsweise mit großen Menschenansammlungen, werden vermieden. Daraus ergibt sich eine Flugroute mit möglichst kleinen Abweichungen zur Idealverbindung, die dem Piloten im Cockpit oder dem verantwortlichen Luftfahrzeugführer bei unbemannten Fluggeräten am Boden zugewiesen wird.

Durch umfassende Berechnungen vorab soll die zentrale Steuerung im U-Space dafür sorgen, dass Kollisionen gar nicht erst zustande kommen. Eine weitere Anforderung ist, möglichst gering bevölkerte Bereiche in Städten zu überfliegen.

Das Konzept dieses Ansatzes beruht auf einer effizienten multidimensionalen (Position, Zeit, Ausrüstungsgrad- und Performanzanforderungen) Luftraumsegmentierung, einer darauf abgestimmten strategischen Konflikterkennung und -lösung und einer spezifischen Modellierung der Performance unbemannter Fluggeräte. Basierend auf unterschiedlichen Luftraumcharakteristika – beispielsweise Geländeklassen, Geofences, Verfügbarkeit von U-Space-Diensten, Auftreten von Sichtflug-Verkehr oder anderen nichtkooperativen Luftraumnutzern – wird der Luftraum in Zellen mit ähnlichen Anforderungen untergliedert. Dies führt zu einem Luftraummanagement, das bei geringer Dichte von Luftfahrzeugen viel Freiheit bei der Missionsplanung und Missionsdurchführung erlaubt, bei hoher Dichte jedoch wenig Freiheit.

Das Konzept zur Integration unbemannter Fluggeräte in den zukünftigen Luftraum – speziell den urbanen Luftraumgebieten – ist ein Auftakt zu weiteren Forschungsarbeiten in diesem Bereich. Anfang 2018 startet das DLR-Forschungsprojekt City-ATM, in dem das neue Konzept in den nächsten drei Jahren beispielhaft umgesetzt und bei Flugversuchen erprobt wird. Insgesamt fünf DLR-Institute bündeln im Projekt City-ATM ihre Expertise zu Luftverkehrsmanagement, Kommunikations- und Navigationstechnologien, Vehikelkonzepten, Vehikeldesign, Human Factors sowie operationeller und wirtschaftlicher Machbarkeit. Ziel ist es, die Integration von unbemannten Fluggeräten technisch und wirtschaftlich zu demonstrieren und dabei Fragen der Sicherheit und gesellschaftlichen Akzeptanz zu adressieren.

Die Forschungsarbeiten reihen sich ein in die europaweite Planung eines zukünftigen Luftraums, dem sogenannten SESAR U-Space, in dem konventionelle und unbemannte Fluggeräte nebeneinander operieren sollen.

(Quelle: DLR)