Algen auf der ISS

Falcon 9 und Dragon Launch vom Launch Complex 39A auf der Cape Canaveral Air Force Station, Florida. (c) SpaceX

Noch sind Algen etwas, das die meisten vermutlich eher als Unkraut und daher als etwas zu entfernen ansehen. Vielleicht aber besteht unsere Nahrung in Zukunft durchaus aus dem roten oder grünen Gewächs.

Chlorella vulgaris ist eine auf der Erde gut erforschte, grüne Süßwasseralge. Sie ist bei Menschen, die Nahrungsergänzungsmittel für Ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden schätzen, auch auf der Erde beliebt.

Heute morgen (4. Mai 2019) startete in Cape Canaveral in Florida eine Falcon 9 Rakete der Firma Space X mit einem sogenannten Photobioreaktor an Bord. Dessen Algen sollen die auf der ISS verbrauchte Luft mittels Photosynthese in Sauerstoff und essbare Biomasse umwandeln – der Versuch eines geschlossenen Kreislaufs. Der wiederum ist Voraussetzung für Langezeit-Aufenthalte entfernt der Erde von Menschen, sei es auf dem Mond, dem Mars oder nur dem Weg dahin.

Das Aussehen des Photobioreaktors ist nicht sehr heimelig, zugegeben. Sinnvoll und sehr zukunftsträchtig für menschliches Leben ist er trotzdem. (c) DLR

Das Photobioreaktor-Experiment auf der ISS soll erstmalig den Zusammenschluss eines biologischen Luftaufbereitungssystems mit Algen und eines physikalisch-chemischen Systems demonstrieren. Initiiert wurde das Experiment vom Institut für Raumfahrtsysteme der Universität Stuttgart und dem Raumfahrtmanagement des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), die Versuchseinrichtung baute Airbus Defence and Space in Friedrichshafen.

Ein halbes Jahr soll der Photobioreaktor auf der Raumstation an der Produktion von Atemluft mitarbeiten. Dabei wird er vom Advanced Closed-Loop System (ACLS) der ESA unterstützt. Diese von Airbus in Friedrichshafen gebaute physikalisch-chemische Luftwiederaufbereitungsanlage arbeitet bereits seit September 2018 in der ISS, sie wurde mit einem japanischen HTV-Frachter transportiert und im US-amerikanischen Destiny-Labor installiert.

Das ACLS verwendet einen Teil des Kohlenstoffdioxids aus der Kabinenluft, um daraus Methan und Wasser zu gewinnen. Das Wasser, das in diesem so genannten Sabatier-Prozess entsteht, wird dann wieder dem Elektrolyseprozess zur Sauerstoffgewinnung zugeführt. Dies erhöht die Effizienz des Gesamtsystems und vermindert den Bedarf an Wasserlieferungen von der Erde.

Einen Teil der Restmenge des Kohlenstoffdioxids verarbeiten die Algen im Photobioreaktor zu Sauerstoff und so entsteht aus dem Zusammenspiel dieses biologischen Systems mit dem auf chemisch-physikalischer Basis arbeitenden ACLS ein Hybridsystem, PBR@ACLS genannt.

Noch reicht der Beitrag des Photobioreaktors zur Sauerstofferzeugung bei Weitem nicht, um den Tagesbedarf eines Menschen zu decken. Den Wissenschaftlern geht es aktuell darum, die Funktionsweise eines derartigen Hybridsystems unter Beweis zu stellen. Größere Reaktoren in der Zukunft könnten beispielsweise so konstruiert sein, dass sie Bestandteil der inneren Wände eines Weltraum-Habitats etwa auf dem Mond oder Mars sind.

Zwei Falcon 9 Booster, einer ist bereits geflogen. (c) SpaceX

Der Start vom Raketenstartplatz SLC-40 war ursprünglich für den 16. November vergangenen Jahres vorgesehen. Der für den 1. Mai geplante Starttermin wurde wegen Problemen mit der Stromversorgung auf der Raumstation abgesagt.

Auch der Start am 3. Mai konnte nicht stattfinden, Ursache war eine Störung an der SpaceX-Landeplattform. Nun aber ist der 17. Frachtflug eines Dragon-Raumtransporters auf dem Weg zur ISS und soll am Montag an der ISS andocken.

Video zum Launch (SpaceX YouTube)

Die erste Raketenstufe der Falcon Rakete landete sicher nach dem Abtrennen auf dem Dronenschiff Of Course I Still Love You im Atlantik.