Ural: Vogelschlag an beiden A321-Triebwerken

Ein Airbus A321-211 mit der Registrierung VQ-BOZ wurde am 15.8.2019 kurz nach dem Abheben an beiden Triebwerken von Vögeln getroffen, was zu einem Totalausfall beider Triebwerke führte. Alle 226 Passagiere und die 7 Besatzungsmitglieder konnten das notgelandete Flugzeug verlassen.

Flug U6178 war von Moskau Zhukovsky nach Simferopol auf der Krim unterwegs als bei 750 Fuß (225 Meter), knapp nach dem Abheben von Startbahn 12 um 06: 15 Lokalzeit (03: 15Z), das Flugzeug durch einen Vogelschwarm flog. Beide CFM56-Triebwerke fielen aus, der Airbus A321 landete mit eingefahrenem Fahrwerk etwa fünf Kilometer (2,77 nm) hinter der Landebahn in einem Maisfeld. Die Insassen des Flugzeugs evakuierten über Rutschen, dabei wurden nach Meldung des Russischen Transportministeriums 10 Menschen verletzt, drei davon waren Kinder.

Nach Angaben der Piloten erfolgte kurz nach dem Abheben zuerst ein Vogelschlag im linken Triebwerk, das sofort ausfiel. Kurz danach folgte ein weiterer Vogelschlag am rechten Triebwerk, das daraufhin zu geringen Schub lieferte, um den A321 in der Luft zu halten. Der Kapitän übernahm und landete geradeaus auf dem Feld, zwischen Middle Marker und Outer Marker des ILS (Instrumentenlandesystems) für die Landerichtung 30 (Gegenkurs).

Vor der Notlandung wurden beide Triebwerke aktiv ausgeschaltet. Dies schließt die Treibstoffzuführung zu den Triebwerken über die Fuel Valves.

Der erst 15 Jahre alte Airbus A321-211 der Ural Airlines ist mit VQ-BOZ auf den Bermudas registriert.

Notfallcheckliste für den Ausfall aller Triebwerke in Bodennähe der Airbus A320-Typen.

Anmerkungen Flugundzeit

Laut Angaben des Russischen Transportministerium war die Vogelart, die den Triebwerksausfall verursachte, Möwen. Bei Cpt. Sullenberger und seiner Hudson Landung waren es (kanadische) Wildgänse, die locker fünf bis sieben Kilogramm wiegen können. Die Triebwerke waren bei der Notwasserung ebenfalls die jahrelang bewährten CFM-Triebwerke.

Die Vogelart bestimmt durch die Größe den Impact auf die Triebwerke.

Allerdings – und jetzt kommt das aber – können Vogelzüge durchaus hunderte oder auch mehrere tausend Vögel im engen (Formations-)Flug umfassen. Vogelschlag kann also locker mehr als einen Vogel pro Triebwerk bedeuten. Im Falle eines Vogelschlages ohne Triebwerksausfall an einem A320 in Hamburg vor mehr als einem Jahr zählten die Techniker nach der Landung 40 Einschlagstellen am Airbus, Vogelart war ebenfalls Seemöwen.


Kommentare

3 Antworten zu „Ural: Vogelschlag an beiden A321-Triebwerken“

  1. Gerd Faber

    Liebe Helga,
    vielen Dank für die interessanten Oshkosh-Berichte, deinen Blog über Boeing und die Ural_A321-Vogelschlag-Maisfeldlandung.
    Gefällt mir sehr gut! Grüße Gerd

    1. 🙂 Basis für die gute Recherche ist auch der kontinuierliche Kontakt und Austausch mit Piloten aller Flugzeugarten, für die Du Dich mit dem FHP ja sehr einsetzt!

  2. Eine „Verkettung glücklicher Umstände“, scheint mir – ein versierter Pilot, Sichtflugwetter und ein hindernisfreier, topfebener Notlandeplatz in Startrichtung. Auf welchem europäischen Flughafen würde man letzteres wohl vorfinden?

Über die Autorin

Die Journalistin Helga Kleisny ist diplomierte Physikerin (TU Wien), Fallschirmspringerin und Pilotin. Nach Arbeitsorten weltweit (Wien, Taipeh, Boca Raton (FL), München, Frankfurt…) sind ihre Haupt-Lebens- und Arbeitsorte nun in Deutschland und in den USA. Sie schreibt als freie Luft- und Raumfahrtjournalistin. Ihre Begeisterung für alles Technische und die Natur, am besten in Kombination, zeigt sich in ihren Büchern und in Seminaren und Vorträgen.

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