Fokker 100 in Almaty abgestürzt

Ein Passagierflugzeug des Typs Fokker 100 der Fluggesellschaft Bek Air, Flugnummer 2100, stürzte in der Nähe der Stadt Almaty in Kasachstan am 27. Dezember 2019 ab. Dabei kamen 12 Menschen ums Leben, einer davon war der Kapitän; viele wurden verletzt, der Erste Offizier befindet sich mit schweren Verletzungen im Krankenhaus.

Die Fokker 100 mit der Registrierung UP-F1007 sollte den Flug Z9-2100 von Almaty nach Astana (Kasachstan) mit 93 Passagieren und 5 Besatzungsmitgliedern durchführen. Sie verließ die Startbahn 05R in Almaty um 07:21 Uhr (01:21 Uhr Z), verlor jedoch kurz nach dem Start an Höhe, brach durch eine Betonmauer und prallte auf ein Gebäude.

Es gab kein Feuer, aber das Flugzeug zerlegte sich in mehrere größere Teile. 66 Personen wurden mit teilweise lebensbedrohlichen Verletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert. Noch ist nicht bekannt, welche Nationalitäten die Menschen an Bord hatten. Der Grund für den Absturz ist ebenfalls noch nicht veröffentlicht.

Die kasachische Zivilluftfahrtbehörde berichtete, dass das Air Operator’s Certificate des Luftfahrtunternehmens am 27. Dezember 2019 nach dem Unfall ausgesetzt wurde. Das Unfallflugzeug war am 8. April 1996 in Dienst gestellt worden, sein Lufttüchtigkeitszeugnis wurde zuletzt am 22. Mai 2019 erneuert. Der Kapitän war 58 Jahre alt, der Erste Offizier 54 Jahre, beide Piloten hatten ATPLs.

Der stellvertretende kasachische Ministerpräsident berichtete als vorläufiges Ergebnis der Untersuchungskommission, dass das Flugzeugheck zweimal mit einem Abstand von 300 bis 400 Metern auf die Landebahn aufgetroffen war. Am Ende der Landebahn scherte das Flugzeug scharf nach rechts aus, das Fahrwerk war zu der Zeit bereits eingefahren. Die Piste sei trocken gewesen.

Bek Air verbindet 12 große Städte in Kasachstan, die Fluggesellschaft wurde 1999 als Businessjet-Betreiber gegründet. Im Jahr 2008 erwarb Bek Air Aktien des Flughafens Oral Ak Zhol, der derzeit der Basisflughafen des Unternehmens ist.

Die Fokker 100 ist ein mittelgroßes Doppelturbofan-Verkehrsflugzeug von Fokker. Sie ist das größte Flugzeug, das das Unternehmen vor seiner Insolvenz 1996 gebaut hat.

Ein überlebender Passagier des Fluges berichtete, das Flugzeug sei gerade abgehoben und hätte begonnen, an Höhe zu gewinnen, als es zunächst nach links und dann nach rechts rollte. Dann sei es aufgeprallt. Nachdem der Notausgang über der Fläche geöffnet war, seien die Passagiere über eine vereiste Flügelfläche aus dem Flugzeug gekrochen, viele rutschten auf dem Flügel aus, die Passagiere halfen sich gegenseitig.

Der Pilot eines Flugzeugs, das etwa 3 Stunden vor dem Unfall von Almaty abflog, berichtete, dass sich während etwa 2 Stunden minimaler Weißfrost an den Tragflächen um die Tanks seines Flugzeugs gebildet habe, die restlichen Tragflächen seien eisfrei gewesen. Andere Flugzeuge, die über Nacht geparkt hatten, hatten jedoch erheblich Eis angesammelt. Während des Steigfluges durch 1000 Fuß AGL trat eine Temperaturinversion mit einem Temperaturanstieg von etwa 11 Grad Celsius auf.

ADS-B-Daten, die vom Transponder des Flugzeugs übermittelt wurden, deuten darauf hin, dass das Flugzeug abhob, nur auf eine Höhe zwischen 50 und 100 Fuß stieg, nach rechts abkippte und Gebäude an der Landebahnseite etwa 3000 Meter die Piste 05R hinunter streifte. Fotos zeigen die endgültige Position der Fokker rechts von der Pistenmittellinie und ungefähr 750 Meter nach dem Ende der Piste (4400 Meter Länge).


Kommentare

2 Antworten zu „Fokker 100 in Almaty abgestürzt“

  1. Sieht nach Vereisung als Grund aus.

    1. Sieht nach Vereisung aus. Sogar ziemlich.
      😉 Trotzdem: Auf flugundzeit gibt es Fakten und keine Vermutungen.

      Auf Augen- und Ohrenzeugen gebe ich bei Flugunfällen nichts bis wenig.
      Wenn allerdings Passagiere aussagen, dass sie am Notausstieg auf der vereisten Tragfläche ausgerutscht sind, dann ist das schon gewichtig.

      Auch die zweimalige Bodenberührung des Hecks während des Startlaufs deutet darauf hin, dass die Crew versuchte, den Flieger hochzuziehen, obwohl nicht genug Auftrieb an den Flächen war.

      Die Fokker scheint (fast) oder ganz voll besetzt gewesen zu sein. Ob sie etwa auch ohne vereiste Tragflächen (Gepäck, Cargo) überbeladen war, ist noch zu klären. Oft gibt es mehr als einen Grund bei Flugunfällen.

      Again, man sollte der offiziellen Untersuchung nicht vorgreifen in der Unfallursachen-Feststellung.

Über die Autorin

Die Journalistin Helga Kleisny ist diplomierte Physikerin (TU Wien), Fallschirmspringerin und Pilotin. Nach Arbeitsorten weltweit (Wien, Taipeh, Boca Raton (FL), München, Frankfurt…) sind ihre Haupt-Lebens- und Arbeitsorte nun in Deutschland und in den USA. Sie schreibt als freie Luft- und Raumfahrtjournalistin. Ihre Begeisterung für alles Technische und die Natur, am besten in Kombination, zeigt sich in ihren Büchern und in Seminaren und Vorträgen.

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