Hört auf mit dem Gejammer!

So schlimm der Einfluss des Covid-19 Virus auf die Wirtschaft ist – den Einfluss auf die Gesellschaft haben wir alle in der Hand. Die Panikmache von Journalisten in allen Medien überträgt sich mehr als 1:1 auf die Gesellschaft und das wiederum wirkt sich auf das Verhalten der Menschen und damit der Wirtschaft aus. Die wirtschaftliche Krise ist hausgemacht.

Warum spricht keiner vom extrem stark gefallenen Ölpreis? Alle Fluggesellschaften müssten darüber im gleichen Grad jubeln wie sie sonst klagen, wenn der Barrelpreis steigt. Kluge Geschäftsführer nutzen die Gelegenheit nun, um sich jetzt einen (vertraglich vereinbarten) „Vorrat“ an günstigem Treibstoff zu sichern. Das schafft später Wettbewerbsvorteile.

Vielleicht bleiben nun auch endlich einmal genug Sitzplätze vor den Übersee-Gates, dass jeder Passagier einen Sitzplatz vor seinem Gate vorfindet.

United bietet Piloten bezahlten Urlaub an

Kleine Anregung: United Airlines bietet seinen Boeing 777- und 787-Piloten die Möglichkeit, den Monat April frei zu nehmen. Die Betonung liegt dabei auf bezahlt, im Gegensatz zur zwangsmäßigen Freistellung. Das ist Wertschätzung der Mitarbeiter, indem man auch die Vergünstigungen durch den Flugausfall weitergibt und nicht nur über die geringeren Einnahmen lautstark jammert. Dazu Todd Insler, Präsident der Pilotgewerkschaft von United:

„Die Reduzierung der Blockstunden resultiert in weniger Flugstunden pro Umlauf und in insgesamt weniger Einsatzmöglichkeiten in einigen Flotten. Wir bereiten weitere Reduzierungen unseres Flugprogramms vor für den Fall, dass der Virus sich noch weiter verbreitet.“

Nützt die Zeit!

Jetzt ist die Zeit, an den Flugzeugen endlich die seit Monaten notwendigen Reparaturen auszuführen, die wieder und wieder zurückgestellt wurden, weil sie nicht mandatory sind und die Flieger möglichst ununterbrochen in die Luft mussten. Wenn die Bodenzeit der Flugzeuge länger wird, müsste die Maintenance eigentlich Überstunden machen. All die kaputten Sitze, Entertainmentsysteme und nicht funktionierenden Toiletten könnten endlich wieder in einen Zustand überführt werden, dass der Passagier sich über den Flug freut.

Jetzt lassen sich Kunden gewinnen, auch vielleicht zurückgewinnen, die man durch rigorose Sparpläne bereits verloren hat. Aus einer Pressemeldung von United (ich habe keine ähnlich geartete von einer Europäischen Airline erhalten):

United Airlines-Flugzeuge sind mit modernen Zirkulationssystemen ausgestattet, ähnlich wie in Krankenhäusern, die einen Hochleistungsfilter (HEPA) verwenden und mehr als 99% der in der Luft befindlichen Partikel entfernen. Die Fluggesellschaft passt außerdem ihren Borddienst an, um die Kontamination von Person zu Person zu begrenzen. Dies beinhaltet die direkte Abgabe von Getränken an Kunden, anstatt den Kunden das Berühren eines Tabletts zu ermöglichen und sicherzustellen, dass alle Flugbegleiter während des Service Handschuhe tragen.

Das ist Werbung, die greift, die gerade in Krisenzeiten Passagiere hält oder heranzieht. Kontinuierliches Gemecker über die eigene Situation hat noch keinen neuen Passagier gebracht.

Und die Airline-Meldung geht noch weiter (nur als weitere Anregung, wie man mit einer Krise in der Luftfahrt auch umgehen kann):

  • Alle Flugzeuge werden den ganzen Tag über an verschiedenen Berührungspunkten gereinigt.
  • Das Reinigungsverfahren für Flüge umfasst ein gründliches Abwischen aller harten Oberflächen, die von Kunden und Mitarbeitern berührt wurden – einschließlich Toiletten, Küchen, Tablett-Tischen, Fensterblenden und Armlehnen.
  • United verwendet ein hochwertiges Desinfektionsmittel und einen Mehrzweckreiniger.
  • Wenn wir von der CDC [US-Gesundheitsbehörde] über einen Mitarbeiter oder Kunden informiert werden, der an Bord war und möglicherweise Coronavirus-Symptome aufweist, wird dieses Flugzeug außer Betrieb genommen und einem vollständigen Dekontaminationsprozess unterzogen. Das schließt unsere Standardreinigungsverfahren mit ein sowie das Waschen des Deckenverkleidung und der Gepäckfächer über den Sitzen und das Schrubben des gesamten Innenraums.
  • In Kürze werden wir bei allen internationalen Ankünften in unseren US-Hubs, Honolulu und Guam, einen elektrostatischen Nebelapparat einsetzen, um die Luft und die Oberflächen in der Kabine zu desinfizieren.
  • Um die Kontamination von Person zu Person zu begrenzen, haben wir die folgenden Verfahren an Bord eingeführt:
    • Kunden können jetzt Flugbegleiter in allen Kabinen sehen, die während des Speisen- und Getränkeservices sowie während der Abholung Handschuhe tragen.
    • Wir haben aufgehört, gebrauchte Tassen und Gläser in allen Kabinen nachzufüllen. Wenn ein Kunde eine Nachfüllung wünscht, stellen unsere Flugbegleiter eine neue Tasse oder ein neues Glas zur Verfügung.
    • Unsere Flugbegleiter geben alle Getränke direkt an den Kunden weiter, anstatt dem Kunden zu erlauben, ihre eigenen vom Tablett zu nehmen.
    • Alles Geschirr, Besteck, Trolleys und Glaswaren werden gewaschen und desinfiziert.
    • Wir haben Vorräte für unsere Besatzungen auf Flügen hinzugefügt, die in Alarmzonen 2 * und höher geflogen werden: Handschuhe, Masken, Handdesinfektionsmittel auf Alkoholbasis, Sani-Com-Tücher, schäumende Handseife und Desinfektionstücher, soweit verfügbar.
    • Alert Level 2-Zonen, wie von der CDC definiert.

Ob die oben genannten Aktionen im Einzelnen hundertprozentig zielführend gegen die Virusübertragung sind, wäre eine andere Sache. Aber die Aktion gibt mir als Passagier zumindest das Gefühl, dass die Fluggesellschaft mich und meine Gesundheit ernst nimmt und sich mit all ihrer Macht und Kraft für einen auch gesundheitlich sicheren Transport einsetzt.

Das ist etwas, das mir komplett fehlt, wenn ich nur die Decke sehe, die statt einer Reinigung nach vergangener Nutzung am Langstreckenflug einfach mit einem Papierschleifchen für den nächsten Flug umwickelt wurde. Etwas, das mir komplett fehlt, wenn ich das Tischchen vor mir aufklappe und noch die Speisereste des vorherigen Fluggastes sehe.

Ergänzung: Zwei Tage später kommt eine inhaltlich ähnliche Meldung des Chief Marketing Officers von South West Airlines, Ryan Green. Aber noch immer nichts von den Europäischen Playern zu außergewöhnlichen Reinigungsmaßnahmen.

Nachdenken. Vorausdenken. Mitdenken!

Jetzt ist die Zeit zum Ausbilden. Piloten nicht auf eine Warteliste setzen, sondern mit maximaler Kapazität ausbilden, damit das Management nicht wieder (ich garantiere, dass das passiert) komplett überrascht ist, wenn es nach der Krise mit 150 Prozent Fluganforderungen weiter geht. Wenn all die Veranstaltungen und Reisen nachgeholt werden, die derzeit bis auf weiteres verschoben sind.

Vielleicht können nun endlich all die Mitarbeiter, deren Anrecht auf Teilzeit in der Realität durch (nicht wie normale Überstunden vergütete Zeit) Mehrarbeit untergraben wurde, ihre Teilzeit erhalten. Oder sogar den Urlaub an den Zeiten, wo sie ihn wünschen und nicht da, wo es der Geschäftsführung besser passt.

Und wenn man wirklich kurzfristig schnelles Geld als Konzern braucht (sollte bei langfristiger kluger Führung nicht notwendig sein) – dann streicht man eben die Boni der Geschäftsführer und Vorstände. Oder gleich die Hälfte der Vorstandsposten. Das bringt mehr an finanziellem Gewinn als den Gehaltszettel der kleinen Angestellten zu mindern.

Man könnte auch den Zukauf von defizitären anderen Fluggesellschaften stoppen. Und schon ist wieder mehr Geld in der Kasse.

Die Zeit danach

Noch hat die Krise durch Covid-19 ihren Höhepunkt nicht erreicht. Aber sie wird absehbar in einigen Monaten vorbei sein. Wer dann gut gerüstet, wieder mit allem Einsatz von gut ausgebildetem Personal und voll funktionsfähigem Gerät einsteigt, hat sie genutzt und die Wettbewerber hinter sich gelassen.