Corona-Fakten

Wir alle werden täglich mit Interviews und Antworten zu Fragen, die keiner gestellt hat oder die mit logischem Menschenverstand auch von Nicht-„Experten“ beantwortet werden könnten, überschüttet.

Was allerdings weltweit fehlt, ist eine Einordnung der Zahlen. Der in den Medien kolportierte Bezug der Zahlen zueinander ist, was die Fakten betrifft, schlichtweg falsch. Opulent animierte Grafiken zu Infizierten und Toten liefern nur Klickzahlen, mehr nicht. Mit Wahrheit oder Tatsachen hat das nichts zu tun.

Die Covid-19-Infizierten und die Toten

Dass die Zahl der Infizierten keine absolute Größe ist, auf die sich irgendwer beziehen sollte, dürfte noch den meisten von uns klar sein. Dazu später mehr. Aber die Zahl der Corona-Toten ist doch absolut? Und damit richtig?

Die Zahl der Toten

Die ist mathematisch gesehen, erst einmal eine Zahl. Ein Toter ist zu viel und berührt uns tief, wenn es jemand ist, zu dem wir Bezug haben. Hunderte Tote in einem fernen Kriegsgebiet lösen bei den meisten Menschen wenig Emotionen aus. Es kommt also auf die Umgebung an. Warum stirbt ein Mensch wo und unter welchen Bedingungen?

Wäre der Covid-19-Tote auch vielleicht an einer normalen Grippe in diesem Frühjahr verstorben? Hätte er gerettet werden können, wenn andere und frühere Maßnahmen für ihn gegriffen hätten?

Die einzige Zahl, zu der die Zahl der Coronatoten zurzeit in Relation gesetzt werden darf – wenn es einigermaßen der Wahrheit und den Tatsachen entsprechen sollte – ist die Zahl der Toten, die in diesem Gebiet (Ort, Land) im Schnitt im gleichen Zeitraum vorher (etwa des letzten Jahres) verstorben sind.

Zahl der Infizierten

Zurzeit die Zahl der Toten mit der Zahl der Infizierten in Relation zu setzen ist Bullshit. Denn wir kennen die letztere Zahl nicht. Auch nicht die Zahl der Geheilten.

Die Zahl der Infizierten hängt alleine von der Zahl der Tests ab, die durchgeführt wurden.

Und die Anzahl und das Vorhandensein von Testcentern oder Drivethroughs ist nicht nur in jedem Land anders, sondern unterscheidet sich auch, ob die Bevölkerung auf dem Land oder in einer Großstadt lebt. Wie viele Infizierte jetzt zuhause die Krankheit ausheilen, oder keine Symptome zeigen, obwohl sie infiziert sind, bleibt komplett offen. Bei der derzeitig angeordneten Isolation dürfte die Dunkelziffer weit höher sein, als die veröffentlichten Zahlen, die sich aus Tests ergeben.

Wie viele Prozent der Bevölkerung wurden getestet?

Genau. Und solange die Getesteten kein signifikanter Teil der Gesamtbevölkerung sind, sind alle Zahlen dazu Murks. Humbug. Nicht relevant. Nicht wert, sich darauf, gerade als Wissenschaftler und „Experte“ zu beziehen.

Daher gilt:

Die Anzahl der Infizierten in Deutschland, Frankreich, den USA – oder wo auch immer – ist nur dann eine nennenswerte Zahl, wenn die gesamte Bevölkerung getestet wurde, oder wenigstens ein signifikanter, zufällig ausgewählter Teil davon.

Die Auswahl der Getesteten

Etwa zehn Prozent der wöchentlich durchgeführten 360 000 Coronavirus-Tests sind positiv, erklärte Gesundheitsminister Jens Spahn. Bisher hat China nachweislich Infizierte, die keine Symptome zeigten, nicht bei den neu nachgewiesenen Ansteckungen mitgerechnet.

Das ist die nächste Mogelpackung. Weltweit werden – mangels genügender Tests – nur diejenigen getestet, die bereits Symptome zeigen. Das verfälscht den Bezug weiter. Wenn ich, angenommen 100 Menschen mit Symptomen oder nur aus einer Risikogruppe wie Pflegepersonal, teste, dann gilt die Zahl von genauso angenommen, hier 80 positiven NUR für diese Gruppe der Getesteten und nicht für die Gesamtbevölkerung (eines Landes).

Also bleiben wir bitte auf dem Teppich und lassen uns nicht durch jede weitere Sensationsmeldung in den Medien, ob die Zahlen gerade nach oben oder unten gehen (je nachdem, wie wo wann wieviel getestet wird) aus der Ruhe bringen.

Sich selber schützen und auch die anderen vor den eigenen Viren (oder Bakterien) macht Sinn und ist ein Gebot der Stunde.

Das wäre es allerdings auch in Zeiten einer „normalen“ Influenza, die meist wesentlich schlimmer verläuft als Covid-19, beim überwiegenden Teil der Bevölkerung. Vielleicht bleibt ja was hängen am geänderten Verhalten. Fitnesscenter und öffentliche Verkehrsmittel sind auch in normalen Grippezeiten ein Hord der Verbreitung. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Diejenigen, die weltweit drastische Maßnahmen verordnet haben, werden sich später in der Wirtschaftskrise für ihre Entscheidungen verantworten müssen. Auch da wird es Tote geben und viele ruinierte Existenzen. Trotz aller versuchten gegenläufigen Maßnahmen.

Wer ist Corona-Risikopatient?

Die Alten und diejenigen mit Vorerkrankung, so lautet die Standardantwort auf diese Frage. Setzen wir auch hier erneut unseren gesunden Menschenverstand, auch Logik genannt, ein. Selbst in meiner Umgebung gibt es etliche 70- und 80jährige, die Marathon laufen. Von den Promis wäre da etwa der drahtige Dr. Anthony Fauci, der 79jährige Vorzeige-US-Corona-Arzt, zu nennen. Bisher schlägt er sich wacker und scheint trotz weiterhin vieler sozialer Kontakte kein Covid-19 zu haben. Auch unter Piloten Fallschirmspringern in meinem Umfeld gibt es noch immer recht gesunde 70 und 80jährige. 🙂 Jüngere natürlich auch, aber das ist hier nicht das Thema.

Sieht man sich dagegen etliche Politiker und andere Menschen in den Medien an, deren Aufgedunsenheit (das ist etwas anderes als Übergewicht!) und Unbeweglichkeit auf ihren ungesunden Lebensstil schließen lassen, dann sollte man diese eher zur Riskiogruppe zählen, obwohl sie „erst“ 40 oder 50 Jahre zählen.

Alter alleine scheint also nicht das Kriterium zu sein. Wenn ein Kriterium alleine gilt, dann sollten es Vorerkrankungen sein. Denn ein geschwächtes Immunsystem setzt sich mit Sicherheit bei neuem Einfall von gefährlichen Viren nicht so zur Wehr, wie es das bei einem gesunden Mensch tut.

Hier kommt der Trugschluss mit dem Alter

Denn ältere Menschen hatten in ihrer Lebenszeit mehr Gelegenheit, Vorerkrankungen anzusammeln als ein junger. Aber damit gleich alle Älteren statistisch in einen Topf zu werfen, entspräche der falschen Verallgemeinerung:

Im Sommer gibt es mehr Ertrunkene als im Winter. Im Sommer wird mehr Eis gegessen. Also führt Eisessen zum Ertrinken. Nein. Tut es nicht.

Die Immunabwehr

In Südkorea war einer von fünf Todesfällen jünger als 60 Jahre. Auf der Intensivstation sind heute in Italien zwei von drei Patienten jünger als 70 Jahre. Ende letzter Woche starb ein zuvor gesunder Teenager in Los Angeles, nachdem er sich mit dem Virus infiziert hatte. In Großbritannien sollen zwei Teenager dem Coronavirus erlegen sein – einer mit 19 und der andere 13 Jahre alt, ohne dass zuvor gesundheitliche Probleme bekannt waren.

Davon wird es in Zukunft noch mehr geben, da:

Das Immunsystem von Menschen, die ständig in Kontakt mit anderen und so mit vielen Viren und Bakterien konfrontiert sind, ist besser trainiert, als ein Immunsystem, das in einer „Hochreinheitsumgebung“ isoliert lebt. Jüngere haben nun mal mehr Kontakte zur Außenwelt als (vereinsamte) Ältere, deren Umgebung vielleicht sogar auf ein Wohnheim beschränkt ist.

Wir lassen das Immunsystem verkümmern

Nun aber, bei der allgemeinen Isolation verliert in der Bevölkerung jedes Immunsystem sein Training. Wie ein Sportler, der sich nach seinem ständigen Hochleistungstraining nun ins Bett legt. Seine Muskeln sind nach zwei Wochen komplett abgebaut. Das Analoge gilt fürs Immunsystem. Ohne Training mit der Außenwelt wird es verkümmern und jeden Menschen, egal welchen Alters, nach einer Aufhebung der Beschränkungen viel angreifbarer machen als zuvor. Der Krankheitsverlauf wird also auch bei vielen Jüngeren heftiger verlaufen.

Die hoch gerühmte Abflachung der Kurve wird also bei jeder Lockerung von Beschränkungen erneut Hügel zeigen. Und dann auch für Altersgruppen, die zuvor eher verschont blieben.

Sorgsames Aufheben der Einschränkungen

Also sollte beim langsamen Übergang zum normalen Leben sorgsam abgewogen werden, wer zur Risikogruppe gehört, die weiterhin geschützt werden muss. Eine Alterszahl alleine ist es sicher nicht.


Ich als Autor bin kein Mediziner, auch ist Virologie nicht mein Fachgebiet. Und Experte will ich sowieso nicht mal in meinem Fachgebiet der Luftfahrt geschimpft werden.

Aber ich besitze Menschenverstand, liebe Mathematik und Statistik, und setze meine Logik auch im Alltag ein. Was auch für alle anderen Welterklärer in den Medien gelten sollte.

3 Gedanken zu “Corona-Fakten

  1. „Aber ich besitze Menschenverstand, liebe Mathematik und Statistik, und setze meine Logik auch im Alltag ein. Was auch für alle anderen Welterklärer in den Medien gelten sollte.“
    Einverstanden!

  2. Großartiger Artikel, wie immer, liebe Helga!
    Komplexe Fakten sind in den Medien halt nicht so »sexy« wie fundierte Information – und allzu viele Menschen sind zu komplexem Denken nicht wirklich ausgebildet worden. Dies scheint derzeit insbesondere für Staatsoberhäupter zu gelten …

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