Launchversuch

Da war der Abbruch schon klar. Die beiden Astronauten sind am Aufräumen der Kapsel zum nächsten Startversuch am Samstag.

„Das war Nix “ wäre zu hart ausgedrückt. Aber es war eine – immerhin sehr kostspielige – Generalprobe gestern Nacht, als Bob Behnken und Doug Hurley schon mal in der Dragon Crew Kapsel bis zum Startabbruch Probe lagen und mit ihren behandschuhten Fingern das Touchpad streiften.

Der grüne Kreis, rechts neben Merrit Island (oberer blauer Kreis) ist die Launch Site. Die Front zog nach rechts oben.

Der geplante Start der privaten Falcon-9-Rakete der US-Firma SpaceX gestern nachmittag lokaler Floridazeit hatte schon seit Tagen wettermäßig nur eine 60prozentige Wahrscheinlichkeit, durchführbar zu sein. Man könnte den Beteiligten damit böswillig unterstellen, dass die teure Generalprobe ein wenig mit eingeplant war und nicht so ganz unerwartet kam. Aber das wäre, wie gesagt eine Unterstellung, denn, wenn schon der Präsident mit Gattin per Airforce One eingeschwebt wurde, möchte man vielleicht doch gleich erfolgreich sein und auch die geringste Chance nutzen.

Jeder, der Florida einigermaßen kennt, weiß, dass sich um diese Jahreszeit ab Nachmittag die Cumulonimben (vulgär: Gewitterwolken) turmhoch aufbauen und so ab spätem Nachmittag/Abend der tägliche, heftige und lokal kurze Florida Rain herab prasselt, der schon mal in wenigen Minuten Autobahnen unter Wasser setzt. Das ist ein tägliches Geschehen und die Katzen und Hunde kommen von oben so sicher wie das Amen im Gebet. Nur die Zeit, wann, variiert lokal.

Der erste Tank (unten) war schon befüllt, die weißen Rauschwaden an der Seite sind Sauerstoff. Der wackelige Zugangsarm für die Astronauten ist bereits weg gedreht, er würde ja ganz oben zur Kapsel führen.

Nun ja, aber um sich mit einer endlichen, möglichst geringen Treibstoffmenge an die ISS in der Umlaufbahn zu nähern, gibt es zurzeit pro Startversuchstag wohl nur ein Zeitfenster. Das verschiebt sich über die Tage und so wird aus den 4:33 gestern für den nächsten Launchversuch am Samstag eine leicht bessere, weil zeitlich frühere, Prognose um 3:22 nachmittags Eastern Time. 

Ganz oben auf der Rakete, das Launch-Rettungssystem ist bereits aktiviert, sitzt die kleine Crew Dragon Kapsel mit den beiden Astronauten. Von außen sieht sie eher aus wie ein hilfesuchendes Nachtgespenst…

Humorvoll war auch der trockene Kommentar des deutschen Astronauten Reinhold Ewald auf Phoenix dazu, der in etwa meinte: „Wir sind mit der Sojus gestartet und die muss, als Nachfolger einer Interkontinentalrakete, die für den Kriegsfall entwickelt wurde, bei jedem Wetter einsatzbereit sein.“

Trotzdem, so auch ESA Generaldirektor Jan Wörner, war die Entscheidung, gestern abzubrechen, richtig: „Man ist sich als Astronaut bewusst, dass man Risiken eingeht, aber man muss das auch nicht so herausfordern. Es geht um Menschen.“

Man hätte allerdings gleich von vorne herein Tage später im Jahr für den Start wählen können und damit die Wahrscheinlichkeit, dass keine Gewitterfront quer über Florida steht, verringern können.
Hätte.

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