Currency! Currency! Currency!

Bei 15 Prozent weniger Fallschirmsprüngen in den USA in 2020 verglichen mit 2019 ist die Zahl der Incidents ähnlich hoch, also prozentual gestiegen. (c) USPA

Currency, wenn man nicht die Währung meint – ist schwer zu übersetzen. Current zu sein bedeutet, dass man mental und physisch so fit und gut vorbereitet ist, dass man auch schwierige oder Notsituationen entsprechend meistern kann. Was in der Luftfahrt damit einher geht, ist die Aussage: „Be ahead of the airplane„, die man ebenso nicht wortwörtlich übersetzen kann, vielleicht mit: Herr/Frau der Lage zu sein, zu agieren und nicht auf die Bewegung oder Lage des Luftahrtgerätes zu reagieren.

Das gilt fürs Fliegen wie fürs Fallschirmspringen. Nur, dass bei letzterem die Reaktionszeit, in der die Situation korrekt zu begreifen, zu handeln ist und die Umsetzung der Aktion (Schirmöffnung) auch noch vor dem Einerden stattfinden soll, wesentlich kürzer ist. Current zu sein ist hier also lebenswichtig.

Für jedes Jahr kommen die gesammelten Unfallreports für die Luftfahrt und auch für Fallschirmspringer heraus.

In 2020 war die Situation krass wegen des weltweiten Lockdowns, gerade als die Luftfahrtsaison nach der Winterpause beginnen sollte. In den USA verzeichnete der Fallschirmsport im Jahr 2020 einen Rückgang der Sprungaktivität um 15,2 %. Das ist der stärkste Rückgang seit Beginn der Aufzeichnungen durch die USPA.

Viele Sprünge, aber die Springer sind aus der Übung

Nach dem Lockdown war der Drang, im Mai und Juni endlich wieder in die Luft zu gehen, riesengroß. Trotz Maskenpflicht und anderen Coronabedingten Zwängen. Dies führte zu hohem Sprungvolumen bei gleichzeitigem Mangel an Currency. Insgesamt erhielt die USPA im Jahr 2020 136 Berichte über Vorfälle (incident reports), davon 11 mit tödlichem Ausgang.

Der Nichtspringer hat üblicherweise eher die Angst, dass der Fallschirm nicht aufgeht. Doch das ist selten das Problem. In der Realität wären viele Unfälle vermeidbar gewesen. Das ist eine gewagte Aussage am Schreibtisch, aber harte Landungen (die tödlich enden können), zu kleine Schirmflächen (Downsizing ohne viel Übung in letzter Zeit) oder harte Öffnungen (davon kann im extremsten Fall das Genick brechen) sind vermeidbar.

Der Link zum Report der USPA.

Und da man nicht jeden Fehler selber machen muss, sollte sich den Report jeder Springer vor dieser Saison, so es denn in diesem Jahr nochmal Frühling wird, in Ruhe und Kälte am Boden zu Gemüte führen. (Sinnvolle Empfehlung der USPA, der ich mich anschließe.)

(c) USPA
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