Frankfurt Buchmesse 2021

Frankfurt Bookfair 2021
Frankfurt Bookfair 2021, Halle 3.0: die (Coronabedingte) Gangbreite erschlägt den Besucher, der jahrelang dazu erzogen wurde, sich eng an anderen Menschen vrobeizudrängen in den normalerweise viel zu engen Gängen.

Ja, sie war. Nachdem im letzten Jahr Coronabedingt die Buchmesse (BM) erstmals nur online stattfand (was interessanterweise andere Kontakte möglich machte), fand sie heuer hybrid statt. Das heißt: vieles online und nur ein wenig vorort am gewohnten Platz.

Es haben sich viele dafür eingesetzt, dass die Buchmesse unter den noch immer vorhandenen Coronabedingungen auch (ein wenig) live stattfinden konnte. Und das sollte man honorieren.

Allerdings verstehe ich nun die konstant schlechte Laune bei allen Vorveranstaltungen zur BM von Jürgen Boos. Denn zumindest er wusste da bereits, dass die reale Veranstaltung nicht all seinen jahrelangen Einsatz für die Entwicklung der BM widerspiegelte und für viele Besucher mehr als eine Enttäuschung war.

Buchausstellung wäre der passendere Ausdruck gewesen. Die Amerikaner und englischsprachigen Verlage waren praktisch nicht vorhanden auch die deutschen größeren Verlage suchte man vergebens. Auf einigen Gemeinschaftsständen fand man dann einige wenige Bücher von Verlagen, die früher mit großen eigenen Ständen aufwarteten.

Spucktrennwände fürs Gespröch
Plexiglas-Trennwände beim Standgespräch

Während alle Buchmessen der letzten Jahrzehnte richtig umfangreich waren – dank Boos‘ Einsatz ergänzten Film, Games, E-Books und Audiobooks und viele andere angrenzende Bereiche mehr und mehr das gedruckte Wort. Und so gab es kaum jemand, der auf einer BM nicht seinen bevorzugten Bereich fand und viel Neues für sich entdecken konnte.

Die BM vor Corona war ein 24/6-Event (Dienstag mit eingeschlossen). Diesmal war ich am ersten BM-Tag, Mittwoch (Dienstag gestrichen) um 3 Uhr bereits mit allem durch. Fertig. Alles gesehen, was es zu sehen und durchwandern gab. Devastating. Enttäuschend. Leer. Kontakte: Fehlanzeige. Während ich mich früher weigerte, auch nur irgendeine Verabredung während der BM im Vorhinein zu machen –, weil man da sowieso alle paar Meter über jemanden super Interessanten „stolperte“, gab es diesmal an den Fachbesuchertagen nur gähnende Leere.

Gastland Kanada glänzte mit begehbaren Wellen im sonst ziemlich leeren Raum. (Einige) Bücher gab es nur in den beiden hinteren Ecken. 

Am Stand von KiWi (Kiepenheuer-Witsch), einem der wenigen vertretenen größeren deutschen Verlage, sah man die Lage positiver: „Wir sind da um zu zeigen, dass wir da sind. Wir wollen die BM unterstützen und wem die doppelt breiten Gänge zu leer sind, der sollte sich ins nächstes Jahr versetzen und daran denken, wie er sich dann an die leeren Gänge zurücksehnt… „

Nun ja, kann man so sehen. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Extravagant statt klassichem schwarz in schwarz
Ausnahme: Extravagante Kleidungsauswahl statt klassischem (Buchhändler-) Schwarz in Schwarz.

Gewonnen haben durch die Abwesenheit der größeren Verlage unter anderem die weltweiten spanischsprachigen Verlage. Die nahmen in epischer Breite fast eine ganze Ebene ein, gemeinsam mit den Italienischen. Der italienische Gemeinschaftsstand glänzte durch viele großformatige Zeichnungen von Dante’s Göttlicher Komödie mit Hintergrundwissen auf Tafeln dazu. Ein Lichtblick und ein kurzes Aufatmen für ein wenig Kultur und Bildung und Wissen…

Blogna Children's Bookfair

Das war schon immer so: Im Vorbeigehen entdeckt man oft die interessanten Sachen, die trotz intensivem Studiums aller vor der BM vorhandenen Informationen dem Besucher nicht bekannt waren. Im Vorbeigehen sah ich am Stand der Bologna Children’s Book Fair (BM Konkurrenz) einen Workshop für Illustratoren mit dem Iren Chris Haughton. In seinem Workshop sollten die Illustratoren aus zwei komplett unterschiedlichen Bildern (unterschiedliche Kulturen und/oder Jahrhunderte, zwei komplett unabhängige Bilder) ihre eigene Impression eines neuen Bildes erstellen.

Chris Haughton mit zwei Bildern aus denen ein zunächst gedanklich und dann real ein neues Bild entstehen soll
(Rechts): Die Illustratorin Margherita da Pont beim Workshop

Der Stand und Workshop war Teil der Bologna Grand Tour, die nach Frankfurt in den nächsten Monaten mit Ausstellungen in Sharjah (Vereinigte Arabischen Emirate), Guadalajara (Mexiko) und Montreal italienische und andere Illustratoren fördert.

Kurz zusammengefasst die (subjektiven) Highlights der Frankfurter Buchmesse 2021:

  • Sie fand statt. Real und mit Publikum. Auch.
  • Vermutlich durch die staatliche finanzielle Förderung entfielen diesmal für alle die Garderobekosten
  • Frischluft in den Hallen war ausreichend. Viel Freiraum an den Fachbesuchertagen.
  • Die größeren Konferenzen gab es diesmal bereits eine Woche zuvor online und sie nahmen daher keine Zeit auf der Buchmesse weg.
  • Das Wetter. Es war wie gewohnt sonnig und relativ warm tagsüber. Buchmesse Wetter eben. 🙂
Re:connect.
Yes.
Please.

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