Schwerelosigkeit für Nicht-Millionäre

Die Kurzzeit-Hopser in den erdnahen Weltraum, bei denen sich Millionäre und Milliardäre (alles jenseits meines Lebens), aus Jux und Tollerei für wenige Minuten an der Weltraumgrenze in Schwerlosigkeit vergnüg(t)en, zogen in den letzten Monaten viel Aufmerksamkeit, aber auch Kritik der Allgemeinheit auf sich. An mir geht beides ziemlich emotionslos vorbei. Soll doch jeder nach seiner Façon glücklich werden. Es interessiert mich nicht einmal genug, um die zahlreichen touristischen Weltraumflüge auf flugundzeit zu notieren.

Zumindest das Gefühl der Schwerelosigkeit (stimmt real physikalisch natürlich nicht) kennt jeder Fallschirmspringer. Wenn ich nach vorne fliegen will, muss ich die Arme anziehen (und die Beine strecken) – halt das simple Prinzip von Actio und Reactio – das dem normalen Gehabe von: Ich will was, also gehe, fliege ich darauf zu – so widerspricht, gehört zu den Basics beim Freifall. Da muss ich nicht ins All, um das zu erfahren.

„Greifen wollen“ hilft selten, wenn man in Schwerlosigkeit nach vorne will…

Allerdings ist Fallschirmspringen nicht für Jedermann/frau. Ist auch gut so. Wer dennoch kurz die Schwerlosigkeit erfahren möchte, für den gibt es jetzt eine 🙂 etwas kostengünstigere Variante als die Raketen von Bezos und Konsorten.

😉 Ich wüsste ja jede Menge sinnvollere Dinge, die man mit 7500 Dollar anfangen kann. Als Nichtspringer zum Beispiel einen Fallschirmkurs. Da ist dann locker auch noch die eigene Ausrüstung mit inbegriffen… Als Springer jede Menge Sprünge…

Zurück zum Thema

Man kann kurzzeitige Phasen der Schwerelosigkeit auch durch platt gesagt: abwechselnden Steig- und Sinkflug in einer Art Wellenflug (Parabelflug) eines Großraumjets (Airbus, Boeing, Iljuschin) erreichen. Unter Insidern sind diese Flüge als Kotzflüge bekannt. Weil sogar Astronauten sich an die ungewohnte Schwerelosigkeit erst anpassen müssen – dafür aber viel mehr Zeit haben, bis sie sich lächelnd der Öffentlichkeit auf der Erde präsentieren. Die Zeit beim Parabelflug eines Jets reicht für manchen Magen nicht aus, um sich daran zu gewöhnen…

Parabelflüge gibt es auch in Europa bei Airbus in Toulouse, aber es war bisher schwierig, für Normalos da hineinzukommen, weil die Flüge üblicherweise wissenschaftlichen Zwecken dienen.

In den USA gibt es das nun offiziell und kommerziell in einem Unternehmen, das Parabelflüge für Touristen anbietet: Zero G mit Sitz in Ft. Lauderdale, Florida.

For $7,500 you can float like an Astronaut and fly like a superhero in weightlessness. G-FORCE ONE is a modified Boeing 727-200. An upgrade to G-FORCE ONE’s hydraulic system allows for continuous hydraulic pressure during parabolic performance. The modification, along with the addition of accelerometers in the cockpit, were tested and approved by the FAA. 

Alle Fotos und englisches Textzitat: Zero-G

PS: Ich kenne niemanden, dem im Freifall schlecht wurde… Aber ich wiederhole mich… siehe oben, 4. Absatz… 🙂


Kommentare

2 Antworten zu „Schwerelosigkeit für Nicht-Millionäre“

  1. PS: Ich kenne niemanden, dem im Freifall schlecht wurde… Aber ich wiederhole mich… siehe oben, 4. Absatz…

    Hahaha Helga!
    frag mal die vielen Tandem-Piloten, die von den Paxen angekotzt wurden (vor allem im Wald1/4 nach sportlichem Bierkonsum (der Passagiere)).

    1. 😉 Irgendwie hatte ich so einen Kommentar aus Tandemsicht noch erwartet…

      Für mich sind Menschen, die Alkohol brauchen, um aus einem Flugzeug zu springen (selbst wenn sie nur als Gepäck vorne dran hängen), keine (nennenswerten) Springer.

      Und dabei bleibe ich. Die hätten vermutlich auch am Boden gekotzt. Sollen sie auch.

Über die Autorin

Die Journalistin Helga Kleisny ist diplomierte Physikerin (TU Wien), Fallschirmspringerin und Pilotin. Nach Arbeitsorten weltweit (Wien, Taipeh, Boca Raton (FL), München, Frankfurt…) sind ihre Haupt-Lebens- und Arbeitsorte nun in Deutschland und in den USA. Sie schreibt als freie Luft- und Raumfahrtjournalistin. Ihre Begeisterung für alles Technische und die Natur, am besten in Kombination, zeigt sich in ihren Büchern und in Seminaren und Vorträgen.

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