[Kommentar in eigener Sache]
…oder wird gegangen, wie es am Schleudersitz der Spiegel-Chefredakteure so üblich ist. Das Thema geistert durch die allgemeine Presse und muss hier nicht weiter diskutiert werden.
Doch einiges ist aus FlugundZeit-Sicht dazu ergänzenswert. Basis sind diese beiden Beiträge auf Flugundzeit und die etwaigen Kommentare dazu. Alles aus 2020:
Als ich ihn damals auf einen gravierenden sachlichen Fehler in seinem Spiegel-Beitrag hinwies, bestand Klusmann in einer persönlichen Mal zunächst darauf, dass der Inhalt korrekt sei (FJS auf dem Roten Platz gelandet). Das konnte ich als Fachjournalistin so nicht stehen lassen. Der Spiegel ist ein Nachrichtenmagazin – zumindest erhebt er den Anspruch darauf – und keine Erzählstunde für das, was sich Redakteure gerade ausdenken.
Nach dem veröffentlichten Zitat kamen die Drohungen. Er versuchte mich einzuschüchtern. Als auch das nicht klappte, änderte er seine Reaktion und behauptete nun, der Beitrag sei scherzhaft gemeint. Anscheinend war er dadurch auf eine Idee gekommen und schrieb von nun an eine (aus seiner Sicht) humoristische Kolumne, in jedem Spiegel.
Da viele Spiegelleser (so auch ich) als erstes nicht den Leitartikel sondern die Leserkommentare lesen, waren die vor schon vor längerem ganz nach hinten verbannt worden. Die Strafe für den Leser half nichts. Ich zumindest lese sie noch immer zuerst. 🙂 Man beginnt halt einfach den Spiegel von hinten zu lessen, wie ein japanisches Manga.
Ziemlich schnell wanderte dann auch die neue Klusmann-gewollt-lustig-Kolumne nach hinten in die Umgebung der Kommentare. Sorry, lieber Stefan Klusmann, aber auch bei der gesuchten Nähe zu meinen erstgelesenenen Beiträgen habe ich Ihre Beiträge stets ungelesen übergangen. Dieser Platzwechsel war mir zu dick aufgetragen.
Aber das Beste kommt noch.
Am Mittwochvormittag kam es zu einer denkwürdigen Redaktionssitzung in Hamburg, wie uns Insider berichten. Klusmann ergriff demnach das Wort und bedankte sich bei der Redaktion für eine schöne Zeit. „Hast du gerade deinen Rücktritt erklärt?“, fragte ein Ressortleiter.
aus: Business Insider
In der Branche wurde bereits am Mittwoch der Abgang von Klusmann heftig diskutiert. Das Interessante daran war, dass ich gestern, am Donnerstag nachmittag, eine einseitige „persönliche Mail“ von Stefan Klusmann als neue Online-Abonnentin bekam, Betreff:
Helga Kleisny, Ihr persönliches Willkommen von SPIEGEL-Chefredakteur Steffen Klusmann
Persönlich? Echt jetzt? Irgendwie haben die beim Spiegel noch immer Probleme mit Fakten…
Blöd halt, dass der Chefredakteur da schon am Abgang war. Der Computer wusste das anscheinend nicht.
Ich wünsche Ihnen, lieber Stefan Klusmann, jedenfalls viel Erfolg auf Ihrem weiteren Lebensweg. Vielleicht finden sich andere berufliche Stationen, in denen Ihr berufliches Portfolio besser passt.
Das ist ein persönlicher Text – kein anderer erhält den gleichen Wortlaut von mir…
Oh, das ging aber schnell. Ergänzung am Freitag Abend:
Der heutige Massenbrief an (neue) Online-Abonnenten ist bereits mit:
Herzlichst
Ihr Dirk Kurbjuweit
Chefredakteur DER SPIEGEL
unterschrieben. Dann hoffen wir mal als Leser, dass sich künftig die (oft arg peinlichen) fachlichen Inhaltskorrekturen (ebenfalls ganz hinten auf der Leserbriefseite) reduzieren und wünschen dem Neuen Alles Gute für den Schleudersitzjob. 🙂