Last Minute Weihnachtstipp 2015-2: In welchem Universum wohnt Gott?

Eigentlich heißt das schmale Büchlein: Zwei Seiten einer Medaille. Was sich im tieferen Sinn auch auf die zwei Autoren beziehen kann: Der Physiklehrer Michael Grün schreibt den ersten Teil aus seiner Sicht und dann folgt der Management-Trainer Pater Anselm Grün und erklärt, warum sich der Glaube an Gott durchaus mit der (etwas allgemeiner ausgedrückt) modernen Physik und zeitgemäßen Forschung vereinen lässt.

Albert Einstein, der Entwickler der Relativitätstheorie, war ein gläubiger Mensch, Marie Curie, zweifache (naturwissenschaftliche) Nobelpreisträgerin – nicht. So eindeutig scheint es also auch bei den Großen unter den Wissenschaftlern nicht zu sein.

Und dann wäre da noch die Frage eines achtjährigen Mädchens: “In welchem Universum wohnt denn nun Gott?” Am Mond wohnt er nicht, am Mars wohl auch nicht, das wissen wir. Wissen wir? Und wie sieht es jenseits des Kuiper Gürtels aus?

Fragen über Fragen. In der Weihnachtszeit bietet sich vielleicht die Gelegenheit, einmal innezuhalten vom Trubel und Stress und ein wenig über den Sinn des Lebens, Gott und die Quantenphysik zu philosophieren. Allein oder am Mittagstisch mit den Kollegen. Oder auch mit Jugendlichen, die sich über das kleine Geschenk als Diskussionsgrundlage freuen.

Initiator des Büchleins war Michael Grün. Er hatte die Vorlesung (Gott und die Quantenphysik) mehrmals gehalten und war dann öfter auf eine schriftliche Zusammenfassung angesprochen worden. Und wenn man dann schon einen Bruder hat, der so viele Bücher über und zum Sinn des Lebens und wie wir uns warum wann verhalten sollen, geschrieben hat, dass er die Anzahl selbst aus dem Stehgreif nicht parat hat, dann soll der eben auch noch seine Sicht der Dinge ergänzen. Perfekt.

Der Physiklehrer schildert leicht verständlich und angenehm zu lesen, wie sich Religion und Physik entwickelt haben – in der Antike (Platon) waren sie noch ein und dieselbe Wissenschaft. Wieweit man nun zustimmenderweise seinen Ausführungen bis zur heutigen These folgt, den Urknall als die religiöse Schöpfung zu sehen – wenn vorher nichts war, dann soll das Sinn machen, sei jedem selbst überlassen. Der vielfache Bezug von namhaften Physikern zu ihrer Zeit und dem jeweiligen Glauben in der Zeit ist aufschlussreich und wie alles Systemübergreifende, erhellend. Viele (mit der physikalischen Materie Vertrauten) bekannte Bilder ergänzen sein Ausführungen.

Am Mond wohnt er nicht, am Mars wohl auch nicht.
In welchem Universum ist Gott?

Pater Anselm Grün nähert sich der Quantenphysik von der religiösen Seite. Mit vielen Zitaten aus der Bibel geht er auf die Erkenntnisse der Quantentheorie ein und setzt beides in Relation. Die Grundlagen der Relativität, Nicht-Objektivität und Nicht-Lokalität frischt der erste Teil locker und verständlich auf. Die darauf folgende Herangehensweise von der theologischen Seite (auch Anselm Grün ist Physiker) ist philosphischer. Eine ausführliche weiterführende Literaturliste zu beiden Teilen ergänzt die Texte.

Es ist kein Buch, das man verschlingt wie Hieroglyph (erster Weihnachtstipp 2015). Zumindest wenn man über den Sinn der Worte und die eigene Stellung dazu reflektiert. Es hat auch nicht wie Hieroglyph 532 Seiten, sondern nur kleine 128. Trotzdem:

Lesen. – – –

Reflektieren, wie das eigene Weltbild dazu aussieht.

– – –Zeit zum Nachdenken über die eigene Denk-Position, Zeit zum Diskutieren mit Freunden.

Weihnachten 2015.

Buchmesse 2: Porsche. Anselm Grün. Cro. ESA.

Männerträume. Bei der Wahl des ersten Fotos habe ich zwischen Flugzeug hinter Glas und knallrotem Porsche geschwankt. Und mich, wie man sieht, für das Co-Piloten-Auto entschieden. Mit einem Ausstellungsstück aus dem Porsche-Museum in Stuttgart: Auch das gibt es auf der Buchmesse. Wenn einem die Bücher und die stickige Luft in den Hallen zu viel werden und man/frau nach draußen lechzt…

Nicht Anfassen. Das Flugzeug hinter Glas gehört zu einem Buch, das ebenfalls hinter Plexiglas präsentiert wird. Erinnert mich an eine Lilienthalausstellung vor Jahren auf der ILA, deren Besprechung ich als fliegermagazin-Redakteurin übertitelte: Lilienthal würde sich im Grabe umdrehen. Alle Exponate waren hinter Plexiglas-Scheiben versteckt. Keine beweglichen Teile, keine Modelle, sondern viel Text zu lesen.

Otto Lilienthal war ein Experimentator, ein Mensch der selbst auch unter Einsatz seines Leben ausprobierte und forschte und flog. Im Gegensatz zu distant, theoretisch, hinter Glas. Da muss auch die Präsentation zum Anfassen sein, zum Ausprobieren und selber Tüfteln. Dann wird es diesem großen Pionier gerecht. Gilt das nicht auch für Bücher? Oder soll das nur ein Prestigeobjekt sein: Schaut her, was ich mir leisten kann?

Teenieträume. Weiter zu Gekreische und Gedränge um eine Pandamaske. Der Rapper Cro sang nur einige Songs, und die Agora (Freifläche) inmitten der Buchmesse war gleichermaßen von johlenden Jugendlichen und Body Guards okkupiert. Wozu braucht ein Rapper Personenschutz? In den Mengen? Ist das nicht kontraproduktiv fürs Rapper Image?

Bücherbus. Wenn in Helsinki keine Bibliothek in der Nähe der Wohnung ist, dann kommt der Bücherbus. Es gibt einen für Erwachsene, und einen für Kinder, der zu Schulen und Kindergärten fährt.

Mumins – die zauberhafte Mischung aus Nilpferd und Troll – waren lange in der Versenkung verschwunden. In Finnland und vielleicht mit der Buchmesse auch hier erleben die fröhlichen Geschöpfe von Tove Jansson eine Renaissance.

Ausspannen. Manchmal trifft man auf der Buchmesse auf dem Weg zum nächsten Termin auf ein Event, das man unbedingt auch noch mitnehmen muss. So heute ein Interview mit Pater Anselm Grün im Lesezelt. Der charismatische Geistliche berät Manager, ist Bestsellerautor und Lebenshelfer für viele Menschen. Er lebt seine geschriebenen Worte. Das sieht man, wenn man seinen Erzählungen lauscht. Ein Tipp von ihm zum Ausspannen: „Einfach mal eine Viertelstunde aufs Bett legen und nichts tun. Das Nichtstun genießen.“ Das ist sein Geheimnis, um wieder Kraft und Fröhlichkeit zu tanken, trotz der Widrigkeiten des Alltags.

Self-Publishing. Weg von den angestammten Verlagen, hin zu Startups, die dann doch wieder das gesamte Verlagsangebot für einen Autor vorhalten – das ist das große Thema auf der Buchmesse 2014. Da wird es noch einiges an Marktbereinigung geben. Genauso wie bei den angestammten, großen Dinosaurier-Verlagen.

Hier einen Anbieter durch eine Abbildung herauszuheben wäre nicht opportun. Muss nicht sein: In Halle 4.1 gibt es noch Buchdruck zu bestaunen wie zu Gutenbergs Zeiten. Der Besucherandrang ist dementsprechend. Vielleicht schließt sich nach der Buchmesse ein Besuch des Gutenberg Museums in Mainz an.

ESA. In den letzen Jahren waren Wissenschaftler der Europäischen Forschungseinrichtung CERN auf der Messe. Mit spannenden Videos, Bildern und vielen interessanten Talks. Die Frage allerdings, was vor dem Urknall war, konnte mir da auch keiner beantworten und Erklärungen stattdessen über noch genauere Annäherung an den Urknall von der Zeit danach ergeben bei mir nur ein sattes Gähhn.

Heuer steht die Raumfahrt im Fokus der angewandten Wissenschaft auf der Buchmesse. Leider tauchte der französische Kommunikationschef der ESA heute aber auf der Messe nicht auf – zwei Stunden vor der geplanten Veranstaltung zu den Herausforderungen, mit 20 Mitgliedsstaaten Satelliten und Raketen zu starten, wusste keiner im Business Club von der Absage. Dafür war die ESA Darmstadt im Forum Wissenschaft vertreten mit dem derzeitigen ESA Thema Nummer 1 (wenn es nach den Presseveröffentlichungen geht): Rosetta und der Landung auf dem Kometen.

Statt eines Fotos zwei knuddelige Links:
Die (Sendung mit der) Maus im All
Livebilder vom Weltraumausstieg von Gerst und Wiseman

Zahlen. Das Zusammenschreiben von Fakten rund um die Buchmesse aus den Presseveröffentlichungen hat Bild.de freundlicherweise übernommen. Es gilt dabei auch weiterhin die altbekannte Physikerweisheit: Trau keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast.

Heute wurde ich 5mal als Besucher gezählt. Die Damen am Eingang bestehen darauf, den Ausweis jeweils wieder zu scannen, wenn man zur Garderobe geht oder sonst einen Shortcut nimmt, um wieder aufs „Gelände“ zu gelangen. Bei Tagesausweisen gilt das nicht: Aber es gibt ja genug Aussteller und Besucher, die einen Wochenausweis haben.

Zum (nicht nur) im Journalismus grassierenden Datenwahn passend ein sehr gelungenes Beispiel von einem Klimaforscher vom Britischen Science Festival: Man kann die Toten durch Ertrinken zählen und die Anzahl der Personen, die Eis essen. Da wird es bei beiden im Sommer einen ausgeprägten Peak geben. Die beiden allerdings in Korrelation zu setzen, wäre mehr als dumm.

Frankfurt-Bilder. Fotograf Erich Mehrl zeigt gerne die Schönheiten seiner Stadt, bevorzugt in Nachtaufnahmen. Außergewöhnliche Architektur begeistert den erfahrenen Fotografen. Und davon gibt es in der Bankenstadt ja nun einiges zu sehen und zu fotografieren. Seine Ausstellung ist eine weitere Station auf Messe, in der man träumen und für kurze Zeit die manchmal zu vielen Bücher und Menschen vergessen kann.