Wasserfliegen verhält sich zum Fliegen in einem normalen Flugzeug wie Motorradfahren zum Reisen in einem klimatisierten Auto. Man merkt erst, wie traumhaft diese Art zu fliegen ist, wenn man es wieder tut. Und das noch dazu in einem Flugzeug, das in seiner ursprünglichen Form und Ausstattung die Basic Flying Skills erfordert.
Einer der schönsten Orte dieser Erde: Brown’s Seaplane Base. Das ist nicht nur subjektiv gesehen, sondern jeder, der hier schon einmal war, stellt die Besonderheit dieses Ortes fest. Das mag auch an Frances & Jon Brown liegen und allen anderen, die sich um das fliegerische Wohlergehen der Piloten kümmern.
Der Start der Serie war bei mir seit Wochen vorgemerkt, und sie ist tatsächlich außergewöhnlich gut. „Im Flieger über…“ läuft seit gestern wochentags täglich (zumindest bis Ende April) nachmittags auf Arte um etwa 16 Uhr (Zeiten variieren). Die Sendezeit ist für die meisten Menschen grenzwertig zum TV gucken, die Sendungen sind aber für eine Woche in der Mediathek gespeichert und damit auch zu anderen Zeiten ansehbar. Mit der Arte-APP und Apple-TV oder anderen Hilfsmitteln lassen sich die Sendungen auf dem heimischen Fernseher zur eigenen Freizeit ansehen.
Der französische Journalist Vincent Nguyen ist selbst passionierter Pilot. Hat damit weltweit die Kontakte und den leichten Einstieg direkt in die fliegerische Szene, auch an ungewöhnlichen Orten und zu interessanten Menschen. Unspektakulär, aber bisher spannend und locker vermitteln seine Beiträge Wissen über Kulturen und Länder. Wer schon Eyjafjallajökull (Ausbruch 2010) kaum aussprechen konnte, erfuhr im ersten Beitrag über Island etwa, dass Geysir eigentlich der Name einer bestimmen heißen Quelle war, die längst versiegt ist.
Auch die junge französische Hubschrauberpilotin im Film, die heute beim fliegerischen Einsatz das Leben anderer rettet, ist keine Durchschnittsfrau. Als ausgebildete Sängerin kam sie nach Island, verliebte sich in das Land und startete eine neue Karriere. Das sind Menschen, Vorbilder, für die es sich lohnt, im Fernsehen Zeit zu widmen.
Das Gespräch im lockeren Plauderton mit dem eigentlichen Piloten im Film (der verantwortliche Pilot sollte nie auch noch fotografieren, Interviews führen oder sich durch andere Aufgaben als Fliegen ablenken lassen) wird von traumhaft schönen Bildern aus der Luft begleitet. Ungewöhnliche Ansichten.
Nächste Stationen der fliegerischen Dokumentarreise sind Schottland, Italien (Venetien), England (Sussex) und die Schweiz. Mit Wasserflugzeugen, Piper Cubs und einer Pitts Special (Kunstflugzeug).
Sehenswert.
Einfach mal die Perspektive wechseln.
Update 26.4.:
Die Serie geht in der Erstausstrahlung noch bis 3.5. und wird dann im Mai zu ähnlich schlechten Zeiten nachmittags wiederholt.
EPISODES 1 À 15
15 AVRIL ISLANDE: LES TERRES DE GLACE ET DE FEU
16 AVRIL ISLANDE: AUX CONFINS DU CERCLE POLAIRE
17 AVRIL ECOSSE: LES HIGHLANDS
18 AVRIL ECOSSE: LES ÎLES HÉBRIDES
19 AVRIL ITALIE: LA VÉNÉTIE
22 AVRIL ITALIE: L’EMILIE-ROMAGNE
23 AVRIL ITALIE: LA TOSCANE
24 AVRIL ITALIE: LA LOMBARDIE
25 AVRIL ANGLETERRE: DE CHICHESTER À L’ÎLE DE WIGHT
26 AVRIL ANGLETERRE: LE SUSSEX
29 AVRIL SUISSE: DE NEUCHÂTEL À FRIBOURG
30 AVRIL SUISSE: DU VALAIS AU CANTON DE VAUD
1ER MAI ALLEMAGNE: LE HARZ
2 MAI ALLEMAGNE: LA RUHR
3 MAI BELGIQUE: LA FLANDR
Hinweis für Menschen aus meinem Umfeld: Der (zweite) Teil über Schottland featured den schottischen Wasserflugpiloten Hamish Mitchell mit seiner Cessna FR172F (G-DRAM) und über die Lombardei fliegt Cesare Baj vom Aero Club Como.
Und wer durch die Serie auf den Geschmack gekommen ist: Die nächste Serie „Mit Luftpost“ (10 Folgen) auf Arte schließt nahtlos an im Mai. Ebenfalls mit Reporter und Pilot Vincent Nguyen. Hier fliegt er „auf den Spuren“ der Flugpioniere Jean Mermoz und Antoine de Saint-Exupéry. Von Toulouse nach Santiago de Chile…
Pierre-Georges Latecoere hatte die Idee, mit den Ex-Piloten aus dem ersten Weltkrieg eine Luftpoststrecke Toulouse – Santiago de Chile aufzubauen.
Latecoere: „Ich habe es durchgerechnet und es ist unmöglich. Wir können es nur einfach tun…..“
Ein kleiner Vorgeschmack auf die Postflieger anno dazumal…
Die Latecoere Breguet XIV F-POST war ursprünglich ein Aufklärungsflieger im ersten Weltkrieg (1914-1918) bevor sie als Postflugzeug Briefe zwischen Toulouse und Dakar beförderte.
Vincent Nguyen: „Weil sie unter Einsatz ihres Lebens Post befördert haben, wurde das Flugzeug zu etwas, das weltweit die Menschen verbindet…„