Wenn laut Internet der CEO von Airbus auf einer Konferenz ein selbstfliegendes Auto zur Personenbeförderung ankündigt – noch vor Ende des Jahres soll der erste Prototyp fliegen – dann sollte man das vor einer Diskussion hinterfragen, journalistisch einordnen und nicht wie üblich im Internet einfach nachquatschen, ungefiltert weiter-posten, liken oder disliken.
Das wäre dann der Unterschied zwischen dem normalen Schreiberling/Blogger/Tweeter, FBer o.ä. und einem Journalisten. Letzterer muss Sachen, die er sieht und/oder hört in seinem Umfeld einordnen und bewerten, bevor er sie an seine Adressaten weitergibt. Das ist der Mehrwert (den leider keiner mehr bezahlt, daher zählt Qualitäts-Journalismus zur aussterbenden Gattung.)
Fliegende Autos in der Entwicklung sind nun wahrlich nichts Neues. Die ersten tauchten (gefühlt) schon Mitte des letzten Jahrhunderts auf, ernstzunehmende neuere Entwicklungen (Terrafugia) sind seit Jahrzehnten auf einschlägigen Luftfahrtveranstaltung in ihrer (langsamen) Entwicklung vom Konzept zum Prototypen zu besichtigen. Und unbemannte Drohnen gibt es nun auch in vielen Einsatzgebieten.
Die Idee einer fliegenden schnellen Fortbewegung in/über bebautem Gebiet ohne menschlichen Pilot hat etwas. Die erfolgreiche Umsetzung der komplexen Materie dazu leider auch.
Die erste Frage bei einer Information muss sein: Warum sagt derjenige seine Worte und warum sagt er sie jetzt und warum an den gewählten Adressatenkreis.
Airbus ist einer der Hauptsponsoren der jährlichen DLD Konferenz.
Dabei steht DLD für Digital Life Design und sie ist die Digitalkonferenz- und Innovationsplattform von Hubert Burda Media. Es geht also primär um Medien und die Digitalisierung.
(Übrigens die DLD und nicht der DLD, wie aus welchen Gründen auch immer etwa der Focus schreibt.)
Die gesamte Konferenz ist ein Sehen und Gesehen werden. Show. Show der Menschen, die in der digitalen Welt meinungsführend sind oder so gesehen werden. Will man da als Flugzeugbauer von der Öffentlichkeit wahrgenommen werden, muss man bei der Ansage der Innovation schon klotzen. Der 701. verkaufte Flieger reißt da keinen vom Hocker. Da muss schon ein mehr an Innovation her und die in Kombination mit Digitalisierung.
Letztere ist nun in heutigen Flugzeugen, was Internet und Modernisierung der Computertechnologie angeht, eher im Steinzeitalter. Egal, dem sympathischen Vorstandsvorsitzenden der Airbus Group, Thomas Enders, bleibt gar nichts anderes übrig, als bei seinen Ankündigungen auf der DLD in München (es gibt auch andere DLD-Veranstaltungen weltweit) zu klotzen satt zu kleckern.
Also gleich die Ankündigung einer selbstfliegenden Drohne für Personentransport? Das wird irgendwann sicher kommen und Realität sein. Heute ist es aber schon aus menschlichen emotionalen Abwehrgründen noch unvorstellbar. Auch wenn Airbus draufsteht.
So viel mit ein wenig Nachdenken zum Hintergrund des “Warum” und des “Warum jetzt” der Meldung. Die Aufbauschung kommt von alleine durchs Netz. Dass das gewünscht und beabsichtigt ist, wäre vermutlich eine Unterstellung.
Eine relativ gute Zusammenfassung der Trends der DLD 2017 findet sich hier.
Der weltweit größte Helikopter-Hersteller wird im Silicon Valley noch heuer ein Demo-Vehikel in Betrieb nehmen, das ohne Pilot fliegt – vorerst nur für den Transport von Waren.
Aber auch hier geht es nicht ganz ohne Anmerkungen:
Da hätte ich eher will statt wird bei der Inbetriebnahme geschrieben. Mit Demovehikel ist wohl der erste Prototyp gemeint und die Ankündigung von Enders galt wohl nur für die unbemannte Drohne in diesem Jahr.
Nicht, wie vielerorts im Netz dann weiterverbreitet, suggerierend – schon mit Personenbeförderung. (Bsp…Airbus-Chef Tom Enders … hoffte, dass Airbus ein fliegendes Demonstrationsfahrzeug für Einzelpersonen zu Transportzwecken bis zum Ende des Jahres fertiggestellt habe.)