Mondbasis aus Bremen

Wie das wohl so ist, auf einem anderen Planeten zu wohnen? Zu arbeiten, schlafen, zu essen, die Nahrung vermutlich auch selber anzubauen oder sonst wie zu erzeugen. Mal so probeweise auf einer Mondbasis wohnen?

Eine der zentralen Herausforderungen für extraterrestrische Besiedlung ist der Bedarf an einem Schutz- und Lebensraum, der es Astronautinnen und Astronauten ermöglicht, auf der Oberfläche dieser Himmelskörper sicher zu leben, zu arbeiten und zu forschen.

Christiane Heinicke will es genau wissen. Ein Jahr lang lebte und arbeitete die Geophysikerin bereits mit fünf Kolleginnen und Kollegen unter extraterrestrischen Bedingungen. Sie teilten sich eine 100 Quadratmeter große Wohneinheit auf dem Vulkan Mauna Loa auf Hawaii.

Christiane Heinicke

Nun geht es einen Schritt weiter: Die dort gesammelten Erfahrungen fließen in das Projekt Moon and Mars Base Analog (MaMBA) ein. Am Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM) der Universität Bremen konzipiert, designt und baut Heinicke nun ein Habitat für den Einsatz auf Mond oder Mars.

Bisher auf der Erde gebaute Habitate dienten vorrangig psychologischen Studien und wiesen als simulierte Mond- oder Mars-Basis grundlegende technische Mängel auf: Erstens bestanden die Wohn- und Arbeitsräume aus einem zusammenhängenden Komplex. Sollte in diesem Raum beispielsweise ein Feuer ausbrechen wären die Folgen fatal, da die Bewohner nicht auf anderen Wohnraum ausweichen könnten. Ein zweites Problem ist die nicht vorhandene Abschirmung gegen kosmische Strahlung, welche zu schweren gesundheitlichen Problemen bei der Besatzung führen würde.

Astrobiologe Cyprien Verseux vor dem HI-SEAS Habitat auf Hawaii. Der Boden weist hier ähnliche geologische Eigenschaften auf wie der Mars.

Mit dem Projekt MaMBA will Heinicke nun diese beiden Probleme an der Wurzel packen und einen unterirdischen Lebensraum konzipieren, der aus fünf unabhängigen Modulen besteht, die durch Schleusensysteme miteinander verbundenen sind. Dieses Habitat dient dem Test von Lebenserhaltungs- und Energiesystemen sowie der interplanetaren Kommunikation.

Besondere Aufmerksamkeit bekommt die Entwicklung eines geo- und biologischen Labormoduls: Hier stehen Fragen nach der Funktionsweise wissenschaftlicher Labore und nach den voraussichtlichen wissenschaftlichen Untersuchungen auf dem Mond und Mars im Vordergrund.

Für viele Jahrzehnte beschränkte sich die astronautische Raumfahrt auf den Pendelverkehr zur ISS. Seit kurzem hat die Raumfahrt wieder große Visionen: Innerhalb der nächsten 15 Jahre plant die europäische Raumfahrtagentur ESA ein Dorf auf dem Mond (Moon Village) und die amerikanische Raumfahrtagentur NASA den ersten astronautischen Flug zum Mars. Das private Raumfahrtunternehmen Space X sieht sogar deutlich kürzere Zeiträume.


Veranstaltungstipp

Am 11. Januar 2018 eröffnet die Ausstellung Space Girls Space Women im Universum Bremen.
Die Forschung von Christiane Heinicke ist als Beispiel für eine Bremer Raumfahrtexpertin Teil der Ausstellung. Heinicke, die technische Physik an der TU Ilmenau und Geophysik an der Universität von Uppsala, Schweden, studierte, forschte nach der Erlangung des Doktortitels erst einmal an Meereis in Finnland. Von August 2015 bis August 2016 lebte sie in einem Marshabitat auf dem Vulkan Mauna Loa auf Hawaii. Seit dem 01. Oktober 2017 ist sie mit ihrem Projekt MaMBA Teil des ZARMs der Uni Bremen.


alle Fotos (c) Christiane Heinicke

Ein Gedanke zu “Mondbasis aus Bremen

  1. Die Bildausschnitte auf den Fotos oben sind ja „viel zu ehrlich“ gewählt! 😉
    Die Kamera ein klein wenig anders gehalten und Bilder von Mauna Kea / Mauna Loa gehen (ohne Photoshop!) als Marsbilder durch…
    Ich hätte mir dort allerdings schon manchmal auch ein wenig zusätzlichen Sauerstoff gewünscht – das Denken geht bei über 4000m deutlich mühsamer…

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