Da ist ein Talk über den größten Meteoriten geplant, der seit 30 Jahren in Großbritannien entdeckt wurde, und dann fällt passenderweise gleich noch einer tagesaktuell herunter, über den es sich zu erzählen lohnt…

Aber der Reihe nach:
Der Winchcombe Meteorit (nach seinem Fundort in Gloucestershire benannt) beglückte eine Familie im Februar 2021 mit Steinbrocken und schwarzem Staub auf der Zufahrt zu Ihrem Haus. Der Feuerball war am Himmel am Abend zuvor weithin sichtbar gewesen. Trotzdem dachte die geschockte Familie am nächsten Morgen zunächst an einen Kohlehaufen oder Müll, den jemand auf ihrem Driveway platziert hatte.
Ein frischer Meteorit
Aber es war ein Meteorit. Und zwar nicht irgendeiner, sondern der erste kohlenstoffhaltige Chondrit, der jemals in Großbritannien geborgen wurde. Kohlenstoffhaltige Chondrite sind selten und machen nur etwa 3 % aller auf der Erde gefundenen Meteoriten aus. Fast alle von ihnen wurden in der Antarktis gefunden. „Ein frischer Meteorit“, erzählt Dr. Ashley King, Forscher in der Gruppe für Planetenmaterialien am Natural History Museum in London, begeistert im Journalistengespräch. Wissenschaftler konnten zwischen 300 und 500 Gramm an Gestein einsammeln.
Da der Meteorit nur 12 Stunden nach dem Einschlag gefunden wurde, war er vor Verunreinigungen durch irdische Elemente geschützt. Die Nicht-Kontamination des Gesteins erwies sich als große Hilfe bei der Untersuchung. Denn die Experten versuchen, die Zusammensetzung von Wasserhaltigen Meteoriten mit der des Wassers auf der Erde abzugleichen. King: „Wir hatten auch Glück, dass wir im (Corona-)Lockdown waren, sonst wären uns vielleicht andere Sammler zuvor gekommen.“

Der 4,6 Milliarden Jahre alten Steinbrocken, der aus dem Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter stammt, enthält 12 % gebundenes Wasser. Die Zusammensetzung ist dem Wasser in den Ozeanen auf der Erde sehr ähnlich. King: „Wir konnten die Umlaufbahn auswerten und fanden, dass der Meteorit aus dem Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter stammt. Es ist der fünfte Carbonatmeteorit, bei dem wir die Umlaufbahn auswerten konnten.“

Der Winchcombe Meteorit enthält alle Bestandteile für einen Planeten, darunter 2 % Kohlenstoff, mit einem erheblichen Prozentsatz davon organisch*, Calcium, Wasserstoff, Stickstoff, Schwefel. *Organisch bedeutet nicht notwendigerweise „Leben“, sondern Bestandteile wie Aminosäuren.
Woher kommt das Wasser auf der Erde?
Die Erde bildete sich trocken, war sehr nahe an der Sonne. Da ergibt sich die Frage: Woher kam das Wasser? Der Winchcombe-Meteorit ähnelt inhaltlich den Gesteinsproben, die im Rahmen der japanischen Raumfahrtmission Hayabusa2 zur Erde zurückkehrten. King: „Von ESA-Missionen auf Kometen wissen wir, dass da Wasser nicht vorkommt, Asteroiden passen besser als Quelle. Die Zusammensetzung des Wassers in Winchcombe passt viel besser, was bedeuten würde, dass kohlenstoffhaltige Asteroiden wahrscheinlich die Hauptquelle für Wasser im inneren Sonnensystem und auf der Erde waren.“
Es wird angenommen, dass der Meteorit, der vor etwa 4,6 Milliarden Jahren entstand, unseren Planeten von einem Ort jenseits des Jupiters aus besuchte und seine Reise etwa drei Jahrtausende dauerte.
Der tagesaktuelle Meteoriteneinschlag
Mitten während des Science Festivals 2022, am Mittwoch schlug dann noch passend ein neuer Meteorit mit rund 15 bis 20 Kilometer pro Sekunde über Irland ein. „Üblicherweise ist der Feuerball etwa 8 Sekunden lang sichtbar, dieser war es aber für 24 Sekunden“, sagt King. Die Zeit reichte aus, dass genügend Menschen ihr Handy zückten und so das Ereignis bildlich verewigten. Ein Vorteil und eine Hilfe für die Wissenschaft durch mobile Devices heute…

Die verhältnismäßig lange Sichtbarkeit entstand, weil die Einschlagbahn sehr flach war, mit sehr geringem Winkel. Meist fallen die Gesteinsbrocken steiler vom Himmel. Die Bewölkung schuf zusätzliche Verwirrung unter der Bevölkerung und so gab es zunächst in den sozialen Netzen alle möglichen wirren Spekulationen. Erst am nächsten Morgen war klar, dass es nur ein Feuerball (Fireball) war. Das ist nach der Klassifizierung auf dem AMS-Poster** oben, ein Meteorit, der heller leuchtet als die Venus.
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