Britischer Nachthimmel

Besprechung des Producer Teams vor Beginn der Aufzeichnung. Warum auch immer, sind auf den quadratischen Sesseln für die Expertenrunde jeweils 4-5 dicke Kissen aufgelegt. (c) FuZ

The Sky at Night („Der Nachthimmel“) ist die weltweit am längsten ausgestrahlte wissenschaftliche Fernsehsendung. Sie wird seit 1957 in Großbritannien einmal monatlich gezeigt und ist beim Publikum sehr beliebt. Normalerweise wechseln sich die Moderatoren je Sendung im BBC Studio ab. Sie laden Experten ein, die per Mail oder Video eingesandte Zuschauerfragen zu wissenschaftlichen Themen beantworten.

Einmal im Jahr aber gibt es eine Sendung, die nicht im Studio aufgezeichnet wird, bei der die SkyatNight-Moderatoren selbst die Experten sind (kein Problem, es sind alles Wissenschaftler) und jemand anderer moderiert. Das war in diesem Fall das Multitalent* Dallas Campbell, vom Bekanntheitsgrad her so etwas wie ein britischer Günther Jauch. *Campbell ist Schauspieler, Filmregisseur, Drehbuchautor, Autor und Fernsehmoderator.

Jacken wie Rucksäcke, Taschen mussten unter dem eigenen Stuhl verstaut werden – damit ja nichts die Optik stört, wenn (bei Zuschauerfragen aus dem Publikum) auf das Publikum gezoomt wird. (c) FuZ

🙂 Ich war vermutlich die/(der) einzige Anwesende, der The SkyatNight nichts gesagt hatte, und die so recht unbedarft zur Fernsehaufzeichnung erschien. Bekannt war mir nur das Thema: Space, Astronomy & Cosmology und dass 15 Minuten vor Beginn die Türen geschlossen werden. Ein auf solchen Veranstaltungen nicht zu unterschätzendes Kriterium, da man oft von einem Event den Anfang mitnimmt und vom nächsten die zweite Hälfte. Bis mir jemand zeigt, wie man sich klont. 😉

Nicht Fotografieren während der Aufnahme und Jacken und Taschen verstauen, waren die ersten Wünsche nach der Ankunft. Dann kamen auch recht schnell Moderator und das Podium herein und machten es sich bequem. Die nigerianisch-britische Weltraumwissenschaftlerin Dr. Maggie Aderin-Pocock, der britischer Amateurastronom Pete Lawrence und der britische Astrophysiker Professor Chris Lintott moderieren sonst The Sky at Night selber, diesmal waren sie Teil des Podiums. Dazu kamen für diese Sendung der Astronom Professor Nial Tanvir und die Planetologin Dr. Suzie Imber, die sich auf Weltraumwetter spezialisiert hat.

Der Sternenguide

(c) BBC Four

Auch wenn die Aufnahme in einem durchlief, verwunderte (mich) zunächst, dass Pete Lawrence seinen Starguide für Oktober und November erklärte. Die Sendung soll erst im November ausgestrahlt werden. Aber es werden wohl Teile davon herausgeschnitten und bereits vorher als Clips in der normalen Sendung ausgestrahlt. Zeit und Kosten sparen zählt halt auch beim Fernsehen.

Die Fragen der Zuseher waren für uns entweder am großen Bildschirm als aufgezeichnetes Video („Zoom“, „Skype“ und Konsorten) sichtbar oder das Kamerateam bewegte sich im Zuschauerraum und die Frage wurde „live“ gestellt. Die meisten Fragen waren durchaus anspruchsvoll und interessant – zu schwarzen Löchern oder aktuell den Erkenntnissen aus dem James Webb Teleskop. Die meisten regelmäßigen Zuseher haben sich wohl durch die Sendung schon ein ganz schönes Polster an Wissen angesammelt.

Kleine grüne Männchen?

Aber natürlich kam auch eine Alien-Frage auf: Ob das Panel an außerirdische Wesen glaube? Kein seriöser Wissenschaftler glaubt an kleine gründe Männchen oder andere Kreaturen, wie sie in (billigen) Science Fiction Schinken gerne dargestellt werden. Trotzdem wäre es ziemlich anmaßend, zu glauben, dass sich bei der schieren Menge an Galaxien, Galaxienhaufen und anderem Geröll, das sich da draußen befindet, nicht auch irgendwo Leben entwickelt hat. Leben, das ganz anders aussieht, als wir es uns vorstellen können.

Die Antwort von Chris Lintott fand ich deshalb recht gekonnt: „Das, was wir als dunkle Materie bezeichnen, heißt deshalb so, weil wir eben nicht wissen, was es ist (dunkel = unbekannt). Und, was sich alles dahinter verbirgt, kann, wenn wir es irgendwann entschlüsseln, uns neue Welten und Erkenntnisse eröffnen. Auch darüber, was es da draußen noch gibt oder geben kann…“

Schneller Abmarsch des Podiums nach dem Ende der Aufzeichnung: v.l.n.r. Chris Lintott, Suzie Imber, Dallas Campbell, Maggie Aderin-Pocock, Nial Tanvir und Pete Lawrence.

Überhaupt war der Abend recht unterhaltsam und auch informativ. Wer sich die Aufzeichnung ansehen will, muss bis Mitte November 2022 warten. BBC Four gibt es im Internet, ein VPN-Netzwerk hilft beim Zugang. 😉


Link zur Übersicht von allen Beiträgen des British Science Festivals 2022

Über die Autorin

Die Journalistin Helga Kleisny ist diplomierte Physikerin (TU Wien), Fallschirmspringerin und Pilotin. Nach Arbeitsorten weltweit (Wien, Taipeh, Boca Raton (FL), München, Frankfurt…) sind ihre Haupt-Lebens- und Arbeitsorte nun in Deutschland und in den USA. Sie schreibt als freie Luft- und Raumfahrtjournalistin. Ihre Begeisterung für alles Technische und die Natur, am besten in Kombination, zeigt sich in ihren Büchern und in Seminaren und Vorträgen.

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