Katze und Motorrad

Was für ein zauberhaftes Buch. Der Inhalt ist als Storyline in einem Satz erzählt: Reisebericht – Mann fährt mit zugelaufener Katze auf dem Motorrad bis in den Himalaya. Einmal um die halbe Welt.

Außer Katzen- und Motorrad-Fans würde das wohl keinen vom Hocker reißen. Aber Martin Klauka schreibt herzerfrischend natürlich, flüssig, spannend und ohne Aufregung. Er will niemanden überzeugen und tut es genau deshalb unbewusst mit seiner authentischen, schnörkellosen Art.

(c) Buchcover: G|U

In diesem, seinem ersten Buch reist Klauka mit Königin (seiner Honda African Queen) und Prinzessin (Katze Mogli) 30000 Kilometer in 14 Ländern um die halbe Welt. Über Stock und Stein, Schlamm und – wenn es die Prinzessin nicht mehr aushält – befestigten Straßen. Über den höchsten Paß der Welt am eisigen Himalaya und durch die sengend heiße Wüste in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Mogli öffnet ihm dabei manchmal Tür und Tor: „Jemand, der eine Katze hat (und sie so umsorgt), kann kein schlechter Mensch sein.“ Korrekt. In anderen Ländern darf die Katze dafür oft nicht ins Haus – Klauka sucht sich eine andere Bleibe, zelten bleibt dann die (Not-)Lösung.

Was es für mich zum Buch des Jahres macht, ist Martin Klaukas Verständnis von Katzen. Das kommt einfach und ohne Überlegenheit an den Leser und die Leserin, fast nebenbei. Die Reise wird zur Symbiose zwischen Mensch und Tier. Er geht auf die Bedürfnisse der Katze ein (Freiheitswillen, Ängste) und dafür hält Mogli stundenlang still, wenn sie spürt, dass die Situation gerade kritisch ist, weil die Fahrt auch durch Länder führt, die zurzeit nicht gerade für ihren Tourismus bekannt sind.

Und gleich vorweg: Was überzeugt, ist auch die gekonnte Mischung von Organisation und Abenteuer bei seinem Unternehmen. Abenteuer ist gut, wenn man weiß, was man tut. 

Sich gut vorbereitet (schließt die Katze als Reisebegleiter mit ein) ins Unbekannte wagen und dann mit Hirn und Verstand auf die kommenden Herausforderungen reagieren – das macht neben Klaukas leichter und flüssiger Schreibweise den Charme des Buches aus.

Dass sich eine Katze auf der Schulter des (Dosenöffnenden) Menschen wohler fühlt als in einer Reisetasche kann ich nur bestätigen. Foto mit Echo* aus: Meine erste Katze

🙂 Und wie es sich anfühlt, wenn man laut und lange Whiskey ruft vorm Maisfeld am Sonntagabend nach einem Wochenende zelten am Flugplatz; oder alle (Flugplatz-)Zeltbewohner ein Wochenende lang bei der Suche mithelfen, weil sich ein noch junges Kätzchen vor Hunden ganz nach oben auf einen Baum gerettet hat, sich dann da aber nicht mehr runter traut – auch das weiß ich nur zu gut…
*Alle meine Katzen hatten Namen aus dem Fliegeralphabet… 🙂

Der Vergleich zum Kultbuch aus den 1970ern: Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten drängt sich auf. Das allerdings war ein Buch, bei dem fast alle nur die ersten drei Seiten gelesen haben, sich noch etliche mit großem Durchhaltevermögen bis zur Hälfte weiter kämpften und nur die ganz Hartgesottenen bis zur letzen Seite durchhielten. Autor Pirsig philosophiert sehr viel und wird zum Ende hin dabei oft unverständlicher und unnachvollziehbarer. Diejenigen, die die mehr als 400 Seiten erfolgreich durchgekaut haben, wissen, wovon ich hier rede.

Aber wieder zurück nach 2022 und Martin Klauka. Einmal mit der Katze um die halbe Welt ist erfreulicherweise so ziemlich das Gegenteil von Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten, auch wenn das Thema grob in die gleiche Richtung geht. Aber Klauka bleibt immer nachvollziehbar, er stellt keine großen philosophischen Gedanken auf, sondern beschreibt einfach seine Gedanken und sein Verhalten und was ihm so über den Weg lief und so ergeben sich für den Leser nachvollziehbar eine Welt und Charaktere, in die man sich sofort hineinversetzen kann.

Zeitgemäß ist Klauka natürlich auch online unterwegs. Auf Spotify, Facebook, Insta: als @motomogli mit knapp 56 k Followern und mit eigener Website. Das brachte ihm auch den ersten Buchvertrag.

Wie so vielen anderen Menschen funkte nach dem Ende der im Buch beschriebenen ersten Hälfte seiner Reise auch dem sympathischen Motorradfahrer Corona in sein Vorhaben. Mittlerweile ist aber nach insgesamt 5 Jahren der komplette Motorradtrip vollendet:

Tomorrow we’re already off to Vienna and on Saturday we’re planning to reach Rosenheim 🏡 The End is near! 🙀

@motomogli

Und so bleibt dem wissbegierigen Leser nur zu warten, bis das nächste Buch erscheint oder die gesamte Reise mit atemberaubenden Bildern (einige davon sind auch im schön gestalteten Buch) bereits mühsamer in den sozialen Netzwerken nachzuvollziehen.

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…ich habe dieses Buch geschrieben für alle Menschen da draußen, die einen Traum haben, aber bisher nie ernsthaft darüber nachgedacht haben, ihn zu verwirklichen.

@motomogli

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Diese Geschichte ist meine Geschichte. Möge der Leser durch das Buch den Mut finden, die eigenen Ziele zu verwirklichen.

@motomogli

Interessant ist nun, wen als erster nach den lang ersehnten Leberkässemmeln, den Butterbrezen und dem „richtigen“ Kaffee (resp. den einheimischen Mäusen) in Rosenheim wieder die Lust aufs Abenteuer packt.
Ich tippe mal auf die Katze.
Kurz gefolgt vom Menschen.
Erfahrungsgemäß.


Buchtipp ist absolut empfehlenswert für

  • alle, die einen Weg sehen wollen, wie man über den eigenen Schatten springt und seine Ziele erfolgreich umsetzt
  • alle Katzenliebhaber
  • alle begeisterten Motorradfahrer
  • alle, die wissen wollen, wie man Abenteuer erlebt
  • alle, die spannende, charmante Lektüre lieben