
Man kann Fallschirmspringern über Siebzig (JOS) mit Gähhn begegnen, man kann weiterklicken oder sich auf den eigenen, nächsten Sprung vorbereiten. Man kann aber auch denjenigen Tribut und Respekt zollen, die unseren heutigen Massensport dorthin gebracht haben, wo er ist. Die Pioniere, die (für sich) und uns ihre Knochen mit Rundkappensprüngen riskierten und ihre Muskeln strapazierten.
Jerry Bird, geehrt in der Hall of Fame des National Skydiving Museums, Kapitän der legendären Jerry Birds All Stars, in Springerkreisen besser bekannt als Big Daddy des Relativspringens (RW), übernahm das Coaching des diesjährigen Rekordversuches. Der weltweite Rekord stand bei 22 J.O.S.-Springern. Alle Teilnehmer verdienen unseren Respekt und die meisten haben in ihrem Leben etliche Rekorde gebrochen und Grenzen überwunden, von denen der normale Fussgänger nicht einmal weiß, dass sie existieren: Als sich zum ersten Mal zwei Menschen in der Luft anfassten, in der Praxis lernten, wie man zueinander fliegt und auch vor dem Öffnen des Schirmes wieder sicher von einander „wegfliegt“, all dies kommt nicht aus dem Lehrbuch, sondern wurde von diesen Jungs erflogen.

Bei Jerry Bird ist der Name Programm, so erzählte er selber gerne am Lagerfeuer. Er wollte so frei wie ein Vogel fliegen (ja, wir fallen gleichzeitig mit 200 Stundenkilometern der Erde entgegen) und sich in der Luft zielgerichtet zu anderen hin bewegen. Und nicht zuletzt Spaß haben.
Ein Bonmot, das Jerry mir vor zwei Tagen erzählte: Kürzlich nahm er am wöchentlichen Hacky Sack-Wettbewerb der Packer teil. Kein Team wollte ihn zunächst aufnehmen, man teilte ihm dann einen der Twinotter-Piloten zu, dem man auch keine Siegeschancen zutraute. Jerry’s Team gewann haushoch und die Jungspunde sahen eher sparsam aus der Wäsche.

Mit dabei, neben vielen anderen internationalen Persönlichkeiten, auch der Abgeordnete des Bayerischen Landtags Prof. Dr. Peter Paul Gantzer, in Springerkreisen besser und unkompliziert bekannt als: Peter.
Peter hat die zivile Springerei in Deutschland mitaufgebaut. Zugegeben, wir (Europäer) haben damals anfangs die 20er und 40er-Formationen bevorzugt in Zephyrhills (mit Peter Gantzer) gesprungen, aber seine Organsisation und damit auch die Ausbildung der Springer kam zurück über den Ozean und lieferte damit auch für Deutschland und Europa die exzellenten Springer, die später mit Beginn der Pink-Skyvan-Operation von Thomas Lewetz und Silvia Wagner locker auch größere Formationen springen konnten.

Jerry nahm mich vor vielen Jahren auf meinen ersten 16er mit: Yes, you can do it!, überzeugte er mich, obwohl meine größte Formation bis dato ein 8er gewesen war und ich selbst nicht so daran glaubte, dass ich an der Formation sein würde. Wir schafften sogar mehr als einen Punkt.
Und Peter habe ich – wie viele andere Deutsche Springer – sehr viele schöne Sprünge weltweit zu verdanken.
Hey, you J. O. S. – guys – you are great company and it always was and is a great pleasure to jump with you! You rock!
Der J.O.S.-Rekord steht unter anderem aus Wettergründen, die uns Springern in den gesamten letzten Wochen viel Zeit am Boden bescherten, noch immer bei 22 Springern. Aber der nächste Anlauf kommt bestimmt.
Weitere Fotos aus den vergangenen Tagen in Z-Hills:
Zu guter letzt ein Zitat aus dem englischen Wiki (weil es immer wieder ein Thema ist):
Despite the perception of danger, fatalities are rare. About 21 skydivers are confirmed killed each year in the US, roughly one death for every 150,000 jumps (about 0.0007%).
Sehr cool.
John Glenn war 77 als er mit STS-95 mitgeflogen ist.
http://de.wikipedia.org/wiki/John_Glenn
Älterwerden ist ja ganz allgemein nix für Feiglinge, hab ich mal gehört 😉