Mit der Piper im Anflug auf Oshkosh

Robin Dölp in der Piper Arrow über Wisconsin

Zu einer Airshow wie dem FlyIn in Oshkosh fliegt man als Pilot.

Fahren ist wie mit dem Wintermantel ins Schwimmbad zu gehen. Kann man machen, aber…

Tja. Wenn da nicht der große Ozean für uns Europäer wäre, der zwischen den Fliegerclub-Flugzeugen oder auch dem eigenen kleinen Viersitzer liegt. Also doch mit dem Airliner über den großen Teich und dann mit dem Mietauto den anderen beim Fliegervergnügen zugucken. Zumindest das Treffen und der Austausch mit gleichgesinnten Freunden ist doch auch schon Vergnügen pur.

Not a perfect day for a VFR flight – würde der Wetterman sagen…

Auf die Idee, an den umliegenden Flugplätzen zu chartern, kommen leider auch andere. Und als (unbekannter) Europäer ohne persönliche Referenzen ist es dann schwierig, zu Airshow-Zeiten ein Flugzeug in der Umgebung zu bekommen. Es bedarf einiger Planung und Geduld. Beides ausreichend.

Natürlich gibt es immer wieder Piloten aus unseren Landen, die mit Zusatztanks sogar über den Ozean mit kleineren Flugzeugen fliegen und dann in Oshkosh landen. Und es gibt auch welche, die es schaffen, sogar in dieser fliegerischen Hoch-Zeit einen Viersitzer in der Umgebung zu chartern. Einer davon ist Robin Dölp, den wir schon kurz im Eingangsbeitrag zu Oshkosh 2018 vorgestellt haben.

Peter Raab im International Tent

Robin gehört für mich zu den langjährigen Freunden aus Deutschland, auf die wir uns bei jeder Sun ’n Fun im Frühjahr und bei jedem Oshkosh im Sommer auf das Wiedersehen freuen. Mit „Chef“ Peter Raab, der guten Seele in jedem International Tent (Treffpunkt für alle Nicht-US-amerikanischen Piloten), sind fast alle, die hier ohne Sold anderen helfen, im normalen Leben bei der großen deutschen Airline in unterschiedlichen Berufen tätig. Die rund zehn Personen teilen sich jedes Jahr ein (gemietetes) Haus als Unterkunft in Oshkosh.

2015 machte Robin Dölp erfolgreich seinen heimischen EASA PPL. Die US Privatenpilotenlizenz folgte 2016 mit Complex und High Performance Endorsement. Mit 430 Gesamtflugstunden ist er dieses Jahr mit gründlicher Vorbereitung zum ersten Mal selber in einer Piper Arrow mit Gästen an Bord angeflogen.

„Die Idee fürs Fly-In, aber noch ohne genauere Zeitplanung, wann, hatte ich seit 2017“, erzählt Dölp. „Die genauere Vorbereitung begann im Dezember 2017 mit Anfragen für eine Piper PA-28R-201 Arrow III in Poplar Grove (C77) bei Rockford, Ilinois.“

Üblich beim Flugzeugcharter für mehrere Tage sind rund drei Minimum-Flugstunden pro Tag. Er erreichte einen Deal für eine Woche mit rund 10-15 h Blockzeit als Minimum bei der Buchung. Allerdings hatte er bereits das dritte Jahr bei diesem Vercharterer gechartert, war also kein unbekannter Pilot aus Europa mehr.

„Zur detaillierten Flugvorbereitung hatte ich fast alle 32 Seiten des NOTAMs auf A5 gedruckt und laminiert, wichtige Punkte farblich markiert“, erzählt Dölp. Und dann gab es noch Hilfen aus dem Flugzeug: eine holländische Pilotin, die das Anflugverfahren kannte und ein Freund: Ekasit Chattin, der das ganze Unternehmen fotografisch begleitete.

Am Donnerstag vor dem Event (19.07.2018) ging es erst einmal mit der Airline von Frankfurt nach Chicago. Der Rental Checkout war am 20.07. geplant, wegen tiefen Wolken und schlechter Sicht aber nicht möglich. Erst, nachdem die Wolken aufrissen, klappte der Checkflug und da war es bereits der 21. Juli.

Das Wetter war großräumig um Oshkosh für Sichtflüge sehr grenzwertig bis verhindernd. Am gleichen Tag geht es dann weiter Richtung Oshkosh mit einer wetterbedingten Zwischenlandung in Fond du Lac.

Zwangsweiser Zwischenstopp südlich in Fond du Lac. Wie noch so manch anderer Pilot.

Leider betrifft das schlechte Wetter ja nicht nur einen selbst sondern auch alle anderen, die in dem kurzen Zeitfenster des ersten Wochenendes anfliegen wollen. Wir reden hier auch nicht von ein paar Flugzeugen, sondern von hunderten. Mass Arrivals, nach Flugzeugtypen gestaffelt.

Und dazwischen muss dann so eine kleine einsame gecharterte Piper Arrow irgendwie hineinpassen.


Richtung Norden ging es östlich vorbei an Madison Richtung RIPON, dem ersten visuellen Einflugpunkt. Mit 90 Knoten auf eine Flughöhe von 1800 Fuß den Bahngleisen folgend, bei Fisk (kleiner Ort) wird die Landebahn vergeben: Es wird die Landebahn 27: RWY 27 Richtung Lake Winnebago mit kurzem Endteil, Landung als No.2 auf GreenDott.

Die punktgenaue Landung auf dem großen grünen weithin sichtbaren Punkt auf der Landebahn gelingt Robin Dölp perfekt. Das Parken funktioniert leider nicht ganz so wunschgemäß: Wegen vielfach noch sehr nasser oder überschwemmter Wiese steht der Flieger leider sehr weit weg vom Wunschparkplatz, beim Wittman Terminal auf Gras.

Anflug auf die 27

„Es war ein einmaliges Erlebnis, das mit guter Vorbereitung und koordiniertem Rausschauen auch sicher fliehbar ist“, so Robin Dölp. Seine Augen leuchten bei der Erzählung noch Tage später. Und ab da spielte auch das Wetter wieder wie gewohnt mit: Der heiße, schwüle Sommer im Mittleren Westen ist wie jedes Jahr Teil des Oshkosh-FlyIns.

Done. Ziel erreicht.
Fotograf Ekasit Chattin und Robin Dölp

Alle Fotos (c) Ekasit Chattin/Robin Dölp


Tipp: Zum Anflug in Oshkosh gab es auf FlugundZeit bereits in den vergangenen Jahren mehrere Berichte. (Über die Suchfunktion oben auf der Seite zu finden)