Weihnachtstipp 1-2019

Botanika Bremen (c) H. Kleisny

Es ist wieder die Zeit des Jahres, in der das Schöne – anderen etwas zu schenken – oft zu Stress ausartet und so der Sinn ad absurdum geführt wird. Und wie stets, versucht flugundzeit mit unterschiedlichen Vorschlägen, dies zu verhindern.

Muss der Wert eines Geschenkes an seinem Preis gebunden sein, oder wäre es nicht besser, wenn der persönliche Einsatz des Schenkenden mehr zählt? Zeit und gemeinsame Erlebnisse sind aus dieser Sicht das Wertvolle, um die Menschen, die einem wichtig sind, zu beglücken.

Und daher gibt es auch in diesem Jahr – neben Buchempfehlungen für sich selbst oder andere – Veranstaltungstipps, die man allein oder mit der Familie besuchen kann, die das Leben bereichern und allen Spaß machen. Und vielleicht etwas mehr an Einsatz von dem verlangen, der das Ganze organisiert…

In eine andere Welt eintauchen

Kois im japanischen Garten. Tagsüber sichtbar umgeben von Azaleen und unterschiedlichen Bambusarten.

Botanika in Bremen

Wenn man nachts im geheimnisvollen und mythischen Dunkel durch ferne Wälder streift, dann ist das unwirklich. Der Alltag löst sich auf und der Besucher taucht ein in fremde Welten. Ein Erlebnis, das so schön und surreal ist, dass es schwierig wird, es in Worte zu fassen.

Als gestandener Techniker und Pilot hängt man eher Zahlen, Werten und allem Sichtbaren, Realen nach als zwischen Rhododendron-Bäumen liegenden Buddhas, aber zur Weihnachtszeit darf es zumindest auf der Erde auch ein wenig Verzauberung sein. 🙂

Ende November konnte ich im Rahmen einer Abendveranstaltung die Botanika in Bremen exklusiv für Kongressteilnehmer einen Abend lang erleben, mit kleinen Verpflegungsinseln am Weg inmitten asiatischer Gartenlandschaften. Dabei war es vor allem die Atmosphäre und einzelne, unter gespenstischer Nachtbeleuchtung hervorgehobene Pflanzenexemplare, die die Besucher beeindruckten und verzauberten.

Nachtschwärmer, für alle

Das Nachterlebenis kann man als Veranstalter buchen und es hinterlässt sicher einen bleibenden Eindruck bei den Beteiligten. Aber: Es gibt von Dezember bis Februar auch Tage, etwa am 10. Januar 2020 (mehr dazu am Veranstaltungskalender der Website), an denen die asiatische Pflanzenwelt in der Dämmerung für alle geöffnet ist.

Das ist der größte liegende Buddha außerhalb Asiens, versteckt zwischen Grün und Grün. Vier Meter über der liegenden Statue ist eine Höhle in den Fels eingearbeitet, in der sich spezielle Schutzsteine befinden. Die Zahl vier spielt in der buddhistischen Lehre eine wichtige Rolle und besitzt Symbolkraft – etwa die der vier Richtungen des Herzens: Mitgefühl, Zuneigung, Liebe und Unvoreingenommenheit.

Warm anziehen

Die Winterjacke am Eingang an der Garderobe abgeben – kann man. Macht aber nicht viel Sinn. Denn im Gegensatz etwa zum Botanischen Garten in Frankfurt, bei dem tropische Gewächse dominieren und damit feuchtwarmes Klima herrscht, wachsen hier asiatische Arten aus Tibet oder dem Himalaja und zudem ist es in luftiger Höhe sogar auf Borneo recht frisch.

Bei den 600 Rhododendron-Wildarten der Bremer Sammlung sind großblättrige, baumförmige Arten aus den Tieflagen des Gebirges genauso zu finden wie Arten aus den warmen Regionen Vietnams und Südchinas, die mit großen lilienförmigen Blüten nicht wie Rhododendron aussehen.

An einem beeindruckenden Wasserfall guckt der Besucher von einem Felsplateau auf die Pflanzenwelt rundum und darunter und zu einem chinesischen Teepavillon. In der felsigen Gebirgslandschaft des Himalaja liegen versteckt inmitten der Pflanzenvielfalt asiatische Original-Exponate wie Gebetsmühlen oder der ruhende Buddha.

Eine Landschaft ist dem höchsten Berg Malaysias nachempfunden – dem Mount Kinabalu auf der Insel Borneo. Über schmale Pfade, flankiert von üppigem Grün, kann man sogar in der Natur vermutlich inzwischen ausgestorbene Arten wie den Rhododendron taxifolium blühen sehen. Mount Kinabalu beherbergt eine enorme Pflanzenvielfalt: Neben urtümlichen Baumfarnen und prächtigen Orchideen in Hülle und Fülle wachsen hier auch seltene Vireya-Rhododendron aus Borneo, die sich in den beeindruckenden Farben präsentieren – eine Vegetation, die sich zum Berggipfel hinauf verändert.

So sieht ein Teil des Erlebnisparks tagsüber aus. (c) Botanika Bremen

Chamäleon, Gecko und Co

In der Entdeckerstation (auch nachts hell erleuchtet) können große und kleine Besucher ungewöhnliche Zeitgenossen aus dem Tierreich kennenlernen: Pfeilgiftfrösche, Geckos und Chamäleons gilt es zu suchen und zu finden. Duftstationen und viele Erklärtafeln lassen zu den sinnlichen Eindrücken auch das Gehirn arbeiten.

Manche Tiere tarnen sich wie Pflanzen, ahmen deren Aussehen nach oder die Bewegungen im Wind – wie die Blattschwanzgeckos oder Gespenstschrecken. Andere Tiere, wie die Weißhandgibbons, brauchen ganz spezielle grüne Lebensräume, damit sie existieren können.

Die Sonderausstellung „Im Reich der tropischen Schmetterlinge” zeigt die Vielfalt und Ästhetik tierischer Anpassungsstrategien. Hier schwebt und schillert ein buntes Durcheinander tropischer Falter, die sich an Größe und Schönheit zu übertreffen scheinen.

Fazit

Die Botanika in Bremen ist eine ganzjährig geöffnete Erlebniswelt, die (auch tagsüber) in fremde Welten entführt und das Wissen auf unterhaltsame Weise erweitert. Für groß und klein, alleine oder in der Gruppe. Ein Weihnachtsgeschenk, das auch im Frühjahr Spaß macht.


Alle Fotos bis auf das extra gekennzeichnete (c) Helga Kleisny