Manchmal braucht man auch in Oshkosh eine gute Portion Humor. Gesammelte Beispiele…
Boeing und die unsichtbare Raumkapsel

Da macht Boeing im täglichen Event-Newsblättchen eine ganzseitige Anzeige für ihr Zelt mit einer platzfüllenden Raumkapsel. Sieht schnuckelig aus, aber außer dem Boeing Standort am Flugplatz in Oshkosh und der Kapsel fehlt jede weitere Information.
Vermutlich deshalb, weil im angekündigten Zelt die eine Hälfte vom Kartenhersteller Jeppesen belegt ist (gehört seit einiger Zeit zu Boeing). Dann gibt es da noch einen kleinen Infostand, wo auch keiner eine Ahnung hat, was Boeing mit einer Raumkapsel in Oshkosh zu tun hätte und einen Geschenkladen für Boeing Souvenirs.
Hmm. Irgendwie fühlt man sich da an der Nase herumgeführt. Reingelockt.
Ällabätsch
Noch interessanter ist eine Presseeinladung mit angekündigter Interviewgelegenheit vom NASA Ames Center, die um 11:59 gemailt wird. Das Event war von 10 AM – 11:15 AM. Da fehlt nur noch: Ällabätsch, you could have attended.
Women Venture Foto
Als Frau in der Luftfahrt muss man sich auch heute noch stets beweisen. Gut zu sein genügt nicht. Besser und am bestem hat schon mehr Chancen. Genau darum unterstützte ich bisher immer das jährliche Foto der Frauen in der Luftfahrt, die letzten Jahre stets am Event-Mittwoch mittags auf der Boeing Plaza.

Dazu muss man sich als Teilnehmerin (Pilotin, Ingenieurin, Flugschülerin, Flight Attendant…) vorher ein T-Shirt besorgen, das jedes Jahr in einer anderen Farbe an einzelnen Standorten verteilt wird. Meist waren am Fototag, dem dritten Tag des FlyIns nur mehr XL oder noch größere Größen davon verfügbar. Diesmal war dies bereits am Montag Vormittag, dem ersten Tag (!) der Fall. Der Grund wurde heute beim Foto ersichtlich. Rund um mich etwa waren rund 10 Mädels im Alter von 10 bis 12 Jahren, die nach eigenen Angaben nichts mit der Luftfahrt zu tun haben, nur einfach mit aufs Foto wollten. Auch Kleinkinder drängten sich ganz vorne.
Die Instagram-„Ich will aufs Bild Generation“ (egal, ob ich die Berechtigung dazu habe oder nicht) schlägt zu.
Leider ist das für die Sache absolut kontraproduktiv.
Denn das Foto sollte eigentlich beweisen, dass es auch in der Luftfahrt viele Frauen gibt, die sich erfolgreich in ihrem Beruf durchkämpfen und/oder bewährt haben. Wenn man aber einfach nur alle weiblich aussehenden Personen zusammensucht, die sich gerade auf der EAA befinden, dann ist das gestellt und entspricht nicht der Wahrheit. Dieses Vorgehen ist ein Schwindel, fördert Möchtegerns und spielt genau all denen in die Hände, die auch sonst schon Pilotinnen und Ingenieurinnen das Leben schwer machen.
Wer beim Women Venture gestellte Teilnehmer zulässt oder fördert, schadet all denjenigen Frauen, die sich ernsthaft in der Luftfahrt bewähren.
Ich hatte mit einigen Pilotinnen gesprochen, die kein T-Shirt mehr erhalten hatten und dementsprechend nicht teilnehmen durften. Schade, man hätte mit der Wahrheit mehr an Ansehen für die Sache erreicht als mit dem sorglosen Verschenken der T-Shirts an die breite Öffentlichkeit ohne das ursprünglich notwendige Eintragen und Vorweisen von Lizenz oder anderer Berechtigung.
Zu den News (ohne Fake)
Abends gab es dann am Mittwoch, der unter dem Motto: Frauen in der Luftfahrt stand, im Theatre in the Woods eine weitere Veranstaltung, mit deren Teilnehmerinnen man für die Besucher ebenfalls mehr herausholen hätte können.
Alle (erwachsenen) Pilotinnen hier auf dem Panel haben militärisch fliegerischen Background – als Kampfpilotinnen, Boom Operators oder Flugingenieurin. Die beide Damen ohne Flightsuit zusätzlich danach noch als zivile Airline Captains. Auch die Interviewerin (links) hatte fliegerisch einiges vorzuweisen: Lt. Col. Olga Custodio, ehemalige T-38 Ausbilderin, die erste weibliche lateinamerikanische Militärpilotin in den USA, die auch für American Airlines geflogen war. Journalistisch leider stellte die Pilotin aus meiner Sicht die falschen Fragen.
Mich hätte wesentlich mehr aus dem fliegerischen Leben interessiert als, wann warum welche Pilotinnen schwanger wurden und welche Mentoren sie in ihrer Fliegerlaufbahn hatten (die meisten hatten keine MentorInnen).
Die einzige Afroamerikanerin am Panel, Lt. Gen. Stayce Harris, ist Inspector General der U.S. Air Force, seit mehr als 35 Jahren in der Air Force, war neben den im Training geflogenen T-37 und T-38 als Kapitänin auf C-130, KC-135R und C-141. Auch da würde mir einiges mehr an Hintergrundfragen zum fliegerischen Erleben einfallen.
Oder Captain Jessica Hodson, eine KC-10 Ausbilderin der US Air Force Reserve, Kapitänin auf dem Luftbetankungsflugzeug KC-10, die mit einer nur weilblichen Besatzung zum AirVenture flog. Hauptberuflich fliegt sie als erster Offizier für UPS auf MD-11.
Eine fliegerisch hochkompetene „Besatzung“ am Panel. All das Wissen und Erfahrung verschwendet für das ewige Frauenthema.
Und zu Fake und Instagram (siehe oben) wäre noch das kleine Mädchen ganz rechts im Bild im maßgeschneiderten Streifenhörnchen-Anzug zu erwähnen: Sie wird als Vorzeige-Mädchen eingesetzt, weil sie sich angeblich für eine fliegerischen Laufbahn interessiert. So wie es aussieht, liegt das Interesse mehr an der Uniform und den Streifen, nicht am händischen Fliegen und Bewegen eines Fluggerätes. Denn dann würde sie nicht sinnlos im Scheinwerferlicht herumsitzen, sondern soviel Zeit als möglich am Flugplatz, zwischen und mit Flugzeugen verbringen. So, wie es ein Sully und jeder andere machte, für den das Fliegen die Leidenschaft ist und nicht der Instagram-Account mit Foto in der Uniform.
So etwas muss man nicht auch noch öffentlich fördern und meinen, dass man damit die Richtigen zum Pilotenberuf anspornt. Denn die „Richtigen“, die Fliegen als Lebensinhalt sehen – wie oben und schon früher erwähnt – braucht man nicht der Öffentlichkeit zu präsentieren, um sie und andere zu inspirieren. Das fördert keine gestandenen Piloten, sondern Menschen, die auf Show und Uniform/Standesbewusstsein hinarbeiten.

Und nein, man muss niemanden für die Luftfahrt begeistern, nicht einmal Frauen. Diejenigen, die Aviation im Blut haben, schaffen es auch ohne Mentoren und Hilfsprogrämmchen, ihre Ziele zu erreichen.
Egal, ob Mann oder Frau.
Denn das spielt im Cockpit heutzutage nun wirklich keine Rolle mehr. (Zu Zeiten von DC3s war das anders – bei einem Motorausfall war tatsächlich ordentlich physische Kraft vonnöten, um das Flugzeug weiter zu bewegen und die musste ein Pilot oder eine Pilotin eben mitbringen.) Einem Airbus oder einer Boeing ist es ziemlich egal, ob die elektronisch unterstützten Controls von einem Männlein oder Weiblein bewegt werden.
Zurück zum Foto der beiden Pilotinnen: Cpt. Tammie Shults zuzuhören war tatsächlich eine Bereicherung. Sie scheint ihr beruflich fliegerisches Leben und ihr privates Familienleben (mit Mann und zwei Kindern) recht gut gemanagt zu haben und wirkt ausgeglichen und zufrieden.
Im Gegensatz zu Heather Penney, die bei einem ihrer Kampfeinsätze den Befehl erhielt, am 11. September mit ihrer F-16 United Flight 93 vor dem Einschlag abzufangen. Penney, nach eigenen Aussagen Kampfpilot mit Leib und Seele, gab ihren Beruf auf, um sich besser als Alleinerziehende ihrer Tochter widmen zu können. Sie wirkte bei allen ihren Erzählungen sehr unglücklich und unzufrieden mit ihrem (gewählten) Leben.
Erhöhtes Gewicht für Light Sport Aircraft Zulassung

EAA Chef Jack Pelton gab nicht nur heute persönlich seinen „Segen“ zum Foto der Frauen in der Luftfahrt, er gab auch noch bekannt, dass vermutlich die Gewichtsklasse für Light Sport Aircraft (LSA) von 600 auf 750 Kilogramm (1650 lbs) angehoben wird. Das wäre dann schon das Gewicht eines „regulären“ Flugzeugs, einer Cessna 150.
LSA kategorisierte Flugzeuge haben eine geringerwertige Fluglizenz als eine Privatpilotenlizenz und sind daher mit geringeren Kosten und Aufwand (ohne der periodisch erforderlichen Luftfahrtmedizinischen Extrauntersuchung = Medical) zu fliegen.
Personal Jet im Selbstbau-Kit
Das Thema: Personal Jet ist seit einigen Jahren auf Luftfahrtmessen gut vertreten. Kleine, leichte, schnelle Jets für die Klientel mit viel Geld und wenig Zeit. Meist super elegantes Design, aber wenn es um die Sicherheit geht, nicht so optimal gewappnet wie die größeren „Brüder“ der Airlines, die mit Eis und brutalem IFR-Wetter doch besser klarkommen.
Im Bild zum späteren Vergleich ein konventionell fertig zu kaufender Jet von Cirrus, preislich beginnend bei 2,5 Millionen Dollar. Finanziell nach oben durchaus steigerbar.
Nun gibt es den ersten Personal Jet als Selbstbau-Kit: den Stratos 716. Personal Jet zum Selberbasteln hat zwar zunächst ein wenig die Anmutung von einem versuchten Fünf-Sternemenü von McDonald’s.
Wenn man aber das fertige Flugzeug sieht, ist es zumindest beeindruckend:

alle Fotos (c) flugundzeit