Eine Geschichte von Morgen war der Untertitel des genialen Buches von Yuval Noah Harari. Ein Buch, das sich mit der Zukunft der Menschheit befasst und seit 2017 ein Pflichtbuch für jeden Weiterdenker ist.
Auf Flugundzeit wurde es genau deshalb (bisher) nicht besprochen, weil es hier mehr um Geheimtipps, um außergewöhnliche Tipps geht, als der 100 und ersten Wiederholung einer Buchbesprechung. flugundzeit-Leser und Piloten haben – wie ich aus Diskussionen weiß, den Homo Deus auch so gelesen. 🙂
Das Durchspielen und genaue Überlegen, wie es dazu kommt, dass der Mensch immer mehr Kenntnisse, Wissen und Fähigkeiten besitzt, die früher nur Göttern zugeordnet wurden, bringt den Leser zum Denken, wie er noch nie vorher gedacht hat [Daniel Kahnemann]. Was macht das Streben der Menschheit nach Perfektion, Glück und Unsterblichkeit und wohin bringt es uns? Cyborgs – wie weit sind wir vom perfekten Menschen noch entfernt? Was wäre, wenn… Was wird, wenn?

Während Harari unsere Zukunft mit primärem Menschenbezug untersucht, leitet Autor Tobias Becker seine Zukunftsvisionen und was vielleicht als nächstes passieren könnte, von den technischen Entwicklungen ab. Titel (c) T. Becker
Mit vielen anschaulichen Beispielen aus den vier industriellen Revolutionen (Industrialisierung, Elektrifizierung, Robotisierung und Digitalisierung) geht der Autor im Buch zwei Millionen Jahre zurück bis an die Anfänge der Mechanisierung. Und daraus leitet er seinen Blick in die Zukunft ab.
So far, the pace between recent Industrial Revolutions has doubled from one to the next. If that sequence continues – 100, 50, 25 years – then the next big thing should have started 12.5 years after the 1959 advent of Digitalization. And guess what: in 1971, Paul Berg managed the first-ever genetic editing by combining DNA material from two viruses.
Bisher hat sich das Tempo zwischen den jüngsten industriellen Revolutionen von einer zur nächsten verdoppelt. Wenn sich diese Abfolge fortsetzt – 100, 50, 25 Jahre –, dann sollte die nächste große Sache 12,5 Jahre nach dem Aufkommen der Digitalisierung von 1959 begonnen haben. Und raten Sie mal: 1971 schaffte Paul Berg die erste genetische Bearbeitung, indem er DNA-Material aus zwei Viren kombinierte.
Auf sechs Kontinenten und in sieben Ländern zu arbeiten und zu leben – das mag nicht jedermanns Sache sein. Wenn man aber jahrelang als Ingenieur und Führungskraft im Finanzwesen in so unterschiedlichen Kulturen wie in Schanghai, Dubai oder Belgien die Entwicklungen mitbestimmt, verändert sich der Horizont. Die Sicht von außen liefert Einsichten, die sich einem im Alltagstrott nie bieten würden. Der Autor und visionäre Manager stand bereits in so unterschiedlichen Bereichen wie Energie, Produktion, Schifffahrt, Mineralien und Rechenzentren an der Spitze der Innovation.
Und so schrieb der (nach eigenen Worten) versierte Stratege, Macher und Unternehmensdiplomat eben ein Buch. Ein Buch, das anderen Führungskräften die Angst vor der 4. Industriellen Revolution, der Digitalisierung, nehmen soll. Indem er aufzeigt, wie die vorhergehenden Revolutionen entstanden sind, wie sie sich entwickelten und wie man sie meistern konnte.
Industrie 4.0 beinhaltet nicht nur die industrielle Entwicklung neuer Technologien, sondern auch die veränderte Produktions- und Arbeitswelt im globalen Zeitalter. Viele klassische Industriezweige werden digitalisiert, neue Kommunikationsformen sind gefordert. Das stresst und überfordert so manchen, dessen Arbeitsplatz sich komplett verändert oder gleich wegrationalisiert wird.
Fazit
The Four Industrial Revolutions (das Buch ist auf englisch) ist eine schöne Ergänzung zum Homo Deus, ein weiterer Blickwinkel auf unsere Gegenwart und unsere Zukunft. Ein Buch zum Nachdenken, Schmökern, Horizont erweitern und unterhalten.