BSF22-4 Shakespeare und die Detektive

3/4 der Anzahl der Buchstaben sind ausreichend, um einen Text zu verstehen – so die Forschung. 🙂 In diesem Fall sollte man aber ein wenig Englisch beherrschen… 😉

Die Frage nach dem wahren Autor eines modernen Schriftstücks, im speziellen einer Doktorarbeit 😉 hat schon so manchen Kopf – naja, zumindest die Position gekostet. Über die Eingabe von Textstellen kann problemlos jeder fündig werden, der eine Suchmaschine „bedienen“ kann.

Schwieriger wird es schon, wenn man/frau wissen möchte, ob ein Schriftsteller aus dem 17. Jahrhundert alles selber getextet hat, was man ihm so zuschreibt heute. Die Suchmaschine der Wahl im Netz hilft da nicht wirklich weiter. Da muss man schon mit Mathe ran. Genauer gesagt mit…

…Statistik

Was für Buchstaben (siehe Intro-Bild) gilt, wendet Gabriel Egan, Professor of Shakespeare Studies an der DMU auch auf Worte an.

Je häufiger ein Wort vorkommt, umso mehr Informationen liefert es, wenn man auch seine Umgebung betrachtet. Also welche Worte unmittelbar davor oder danach stehen, oder auch mit einem oder mehreren Worten dazwischen. Im Bild ein Beispiel aus Hamlet. Die Stellung von Bindeworten wie with/mit, and/und, one/ein, und ihre Kombinationen sind charakteristisch für einen Autor.

Jetzt wird es bunt:

(alle Grafiken diese Beitrages (c) Gabriel Egan)

Der sprachliche Fingerabdruck

Schon rein optisch auf den ersten Blick sehen die Wortwahl-Gewohnheiten von Thomas Dekker, dem man auch einige der Shakespeare-Werke eventuell zuschreibt, anders aus.
Der direkte Vergleich der beiden Autoren.
Das Diagramm sieht nach gepackter Information und Arbeit aus und die ist es auch. Die dreibuchstabigen Kürzel unten stehen jeweils für ein Werk, das Shakespeare zugeschrieben wird. Darüber sind in den Farbcodes die Übereinstimmungen in der Textwahl mit anderen Werken der oben rechts erwähnten Autoren.

Detektive an der Arbeit

Je näher die Dreiecke für ein bestimmtes Werk von unterschiedlichen Autoren beieinander liegen, umso wahrscheinlicher ist es, dass sie zumindest mitgearbeitet haben.

Das kann man natürlich noch auf die einzelnen Akte des Stückes oder sogar einzelne Szenen herunterbrechen und dann werden die Ergebnisse noch frappierender, und es wird klarer, wer welche Teile (vermutlich) geschrieben hat.

Detektivarbeit von Feinsten.


Link zur Übersicht von allen Beiträgen des British Science Festivals 2022

Über die Autorin

Die Journalistin Helga Kleisny ist diplomierte Physikerin (TU Wien), Fallschirmspringerin und Pilotin. Nach Arbeitsorten weltweit (Wien, Taipeh, Boca Raton (FL), München, Frankfurt…) sind ihre Haupt-Lebens- und Arbeitsorte nun in Deutschland und in den USA. Sie schreibt als freie Luft- und Raumfahrtjournalistin. Ihre Begeisterung für alles Technische und die Natur, am besten in Kombination, zeigt sich in ihren Büchern und in Seminaren und Vorträgen.

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