Hull6: Vielgeliebtes Plastik

Flaschen-Schildkröte als Kunst. Oder auch als Mahnung, wie viele Plastikflaschen wir unbedacht wegwerfen: What is your plastik pledge?

Bei den (gefühlt) ewigen Brexit-Verhandlungen scheint es ja eher so, als wenn die Briten nichts mehr vom Kontinent wissen wollen. Und schon gar nicht Deutschland als tonangebende Nation sehen wollen.

In einem aber beneiden uns die von der Insel gehörig: um unsere Mülltrennung und die Wiederverwertung von Plastik und anderen Wertstoffen. Hierzulande denkt man ja gerne, dass die Mülltrennung das Gegenteil von perfekt ist – nutzlos, kommt eh wieder alles in eine Tonne, nur 8 Prozent werden wiederverwertet und so weiter.

Allerdings geht es noch schlimmer: Eigene Tonnen für Plastik sind noch absolute Rarität in England und nicht im Verständnis der Allgemeinheit angekommen. Mit Neid schauen Wissenschaftler, die sich mit dem Plastikmüll befassen, auf unser Wertstoffsystem.

Der Lord (mitte) moderiert nonchalant und die Chefin der Meeres-Erhaltungs-Station The Deep und der Ex-Chef einer großen britischen Supermarktkette zoffen sich fachlich.

Annemarie Nederhoed (ganz links im Bild) von der niederländischen Plastic Soup Foundation setzt sich energisch und mit Elan für die Reinhaltung der Meere ein. „Kein Plastik im Wasser“ ist das Mission Statement der Organisation, die weltweit mit Wissenschaftlern kooperiert, um ihr Ziel zu erreichen – ihr Ziel, das das Ziel jeden Menschen sein sollte.

Kein Plastik im Wasser: Be aware, get educated and find solutions

Das größte Problem, so Nederhoed, seien die kleinsten (Teile). Mikroplastik. In der Kosmetik, im Essen, in Getränken, in allem. Weil es ein unheimlich kostengünstiges Füllmittel ist. Leider.

(c) Plastic Soup Foundation

Ein Filter, der vor dem Wäschewaschen und danach gewogen wurde, brachte bei Untersuchungen an der Universität von Plymouth in England mehr als 700 000 Mikrofasern zu Tage. Von einer einzige Waschmaschinenladung.

Um es noch genauer zu erfassen, zählte Mermaids Life+, gefördert von der EU, daraufhin die Fasern mit Nanotechnologie. Das Resultat nun: 9 Millionen Kunstfasern pro Wäsche.

Heute schon benützen weltweit zwei Milliarden Menschen eine Waschmaschine. In 2050, so Nederhoed, werden es fünf Milliarden sein. Sie fordert von der Bekleidungs-Industrie einen Vorwaschzyklus (mit Spezialfiltern), Medienkampagnen, um das Bewusstsein zu schärfen und Faser-Filter in jeder Waschmaschine.

Wir atmen unsere Socken, Halstücher und Pullover ein. Rückstände in der Lunge zeugen davon.

Wir atmen Reifen-Mikrofasern ein, wir essen Mikroplastik über unsere Nahrungskette.

 
Mikrofasern sind mittlerweile überall vorhanden.

Am Himalaja, dem höchsten Gebirge der Erde.

Sogar im Regen, der auf die Erde fällt…