Es gibt Menschen, die stehen so vivid vor einem, auch wenn sie gerade meilenweit weg sind. Menschen, bei denen man sich erst recht freut, wenn man sie ab und zu auf Events wieder trifft und mit denen jede Begegnung ein Gewinn ist.

dan3Als ich das Fallschirmspringen begann, war gerade die 3. Auflage von Dan Pointers Buch: The Parachute Manual: The Skydiver’s Handbook auf dem Markt. Ein Standardwerk, das damals und seither viele Springer, die sich etwas mehr über den Sport interessieren, verschlungen haben.

dan2Als ich – Jahre später – auf einer PIA*-Konferenz in Jacksonville, Florida, mich mit einem der National Directors der amerikanischen Fallschirmspringervereinigung USPA unterhielt, trat ein schlaksiger, hochgewachsener Mann, undefinierbaren Alters, zu uns und mein Gesprächspartner machte uns bekannt: “Dan, wusstest Du, dass Helga auch ein Katzen-Buch geschrieben hat?” Etwas, das ich üblicherweise nicht an die große Glocke hänge – auch wenn es eine 10.000er Auflage eines großen Verlages war. Hätte er mich als Pilotin (wie es wohl wir alle drei waren) oder eben als Springerin vorgestellt, wäre es mir angenehmer gewesen. The Parachute Manual gab es da bereits in der zehnten Auflage.

dan1Dan hingegen fand das durchaus in seinem Sinne, dass jemand sich auf mehreren Gebieten bewegt und lud mich sofort ein, mit ihm als Mentor der in den USA sehr hochrangigen Vereinigung der CAT Writers (CWA) beizutreten. Habe mittlerweile gelernt, dass man da erstens gerade als nicht amerikanischer Autor und auch sonst nicht so einfach Mitglied werden kann. Denn die anderen Kollegen arbeiten hauptberuflich bei bekannten Radiostationen oder CNN, sind Vorsitzende großer Konzerne, oder eben Dan Poynter, der auch auf vielen ganz unterschiedlichen Gebieten herausragendes geleistet hat. Deutsche Luftfahrtjournalisten sind in der CWA eher Exoten.

dan4Obwohl er sehr prominent bei den Cat Writers war, wusste dort kaum jemand um seine Bedeutung im Fallschirmsport, seinen Rang bei den USA National Speakers oder dass er “der” Ebook-Publishing Papst im amerikanischen Raum war (The Self-Publishing Manual). Sein informativer Newsletter war in jedem Eingangsfolder namhafter Selbstpublisher. Der Erfahrungsaustausch mit ihm über die Vertragsbranche an sich und einzelne Verlage war stets ein Wissensgewinn.

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DanPoynter – PopTop Reserve, Foto: Oliver Furrer (gepostet mit freundlicher Genehmigung des Fotografen).

Im Fallschirmsport erfand er unter anderem den Stylemaster-Fallschirm, den Fastbak Fallschirm, die Tri-vent Modifikation für Reserven, und auf dem Pop Top Reserve-Aktivierung hatte er ein Patent. Letztes waren die runden Reserve-Klappen, die zumindest älteren Springern noch ein Begriff sein sollten.

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Hier gibt es seine Leistungen mit ein wenig mehr Optik zu sehen:
He’s done it all.

dan7Seit 1969 schrieb er mehr als 130 Bücher und mehr als 800 Artikel für Magazine.

dan8Man sollte auch als junger als Hop, Fun and Pop – Springer durchaus denen mal Achtung zollen, die dazu beitrugen, unseren Sport zu dem zu machen, was wir heute an ihm schätzen:

Spaß, Sicherheit und die Technik, die dazu nötig ist.

dan9Wie ich auf der Konferenz im Juli in Arizona erfahren habe, ist Dan Poynter im November 2015 an Krebs verstorben. Der stets freundliche, zuvorkommende und hilfreiche Dan Poynter, den ich das Glück hatte, persönlich erleben zu dürfen.

dan9aDan, you will be missed. By me and everybody else you made a difference in his/her live.

Alle Bilder stammen aus der historischen 3. Auflage von Parachuting. Autor und Publisher: Dan Poynter. Manches in dieser Ausgabe ist heute zum Schmunzeln, vieles historisch für Springer interessant und manches (wie ein PLF) würde auch coolen Handtuchspringern in Extremsituationen nicht schaden (zu wissen) und sie vielleicht sogar vor Verletzungen bewahren. Und ja, die Markierungen sind noch orignal von meiner Ausbildung. 😜
Die Steine zum Beschweren des Buches für die Fotos stammen vom Picacho Peak, Eloy.

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*Die zweijährliche PIA (Parachute Industry Association)-Konferenz ist das Treffen, bei dem sich alles, was weltweit Rang und Namen im Fallschirmsport hat, trifft. Das sind Sprungzoneninhaber, Absetzpiloten, Rigger, Tandemausbildner, Veranstalter von Großformationen und viele mehr; eben auch normale Springer, die etwas weiter denken als: Ready, Set, Go!

** Ein Gespräch gestern mit jemand, der das Fallschirmspringen in Deutschland über Jahre hinweg geprägt hat und zu seiner Sicherheit beiträgt, hat meine Zweifel beseitigt, so spät noch einen Nachruf für Dan Poynter zu schreiben. Danke, Peter.

Über die Autorin

Die Journalistin Helga Kleisny ist diplomierte Physikerin (TU Wien), Fallschirmspringerin und Pilotin. Nach Arbeitsorten weltweit (Wien, Taipeh, Boca Raton (FL), München, Frankfurt…) sind ihre Haupt-Lebens- und Arbeitsorte nun in Deutschland und in den USA. Sie schreibt als freie Luft- und Raumfahrtjournalistin. Ihre Begeisterung für alles Technische und die Natur, am besten in Kombination, zeigt sich in ihren Büchern und in Seminaren und Vorträgen.

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