Musée des Parachutistes

Absetzflugzeug Nord 2501 Noratlas auf dem Freigelände.

Militär und Krieg haben keinen Platz auf flugundzeit. Normalerweise. Dies hier ist eine Ausnahme, weil es sich um ein einzigartiges Museum handelt, das noch dazu mit Fallschirmspringen zu tun hat und nach dem dritten Hinweisschild* auf einer Autofahrt nördlich der Pyrenäen wollte ich es nun auch in Realität sehen.

*Gleich vorweg: Auch eines der schnuckeligen Hinweisschilder mitten in einem der Dörfer hatte ich fotografiert, aber die Speicherkarte der Kamera gab leider während des Museumbesuches ihren Geist auf (zu viel kriegerische Szenen?) und daher sind alle Bilder: (c) Musée des Parachutistes, Pau.

Jetzt aber zur Geschichte.

So (siehe links) sahen wir kurz vorm Flugplatz Pau Springer in der Luft.

Rundkappen in 2019! Das kann nur Militär sein, kein ziviler Springer würde heute mit einer Rundkappe unterwegs sein. Geht auf die Knie, Knochen und Sprunggelenke bei der Landung, da sich die Sinkgeschwindigkeit der Rundkappe nicht auf Null abbremsen lässt. Ein-Erden ist also der Normalfall.

Da hatten wir gerade das erste Hinweisschild zum Museum im Vorbeifahren entdeckt. Eine schnelle Entscheidung zur Streckenänderung und schon sind wir am Eingang. Das Museum schließt um 17 Uhr, es ist viertel vor.

Pierre-Alain, Reservist der École des troupes aéroportées de Pau, bietet sich an, uns bei einem (schnellen) Rundgang durch die Ausstellung zu begleiten. Nach einer Stunde, die wie wenige Minuten vergeht, sind wir wieder am Eingang.

Das einzig andere mir bekannte Museum, das sich primär mit der (zivilen) Geschichte des Fallschirmsports befasst, ist in den USA. Hier in Pau allerdings geht es nicht ums zivile Springen, sondern um die Historie der französischen Luftlandetruppen.

Von den Anfängen

Immerhin war es ja auch ein Franzose, André-Jacques Garnerin (1769–1823), der den ersten Fallschirmsprung der Geschichte absolvierte. Am 22. Oktober 1797 sprang er aus einem Ballonkorb über dem Parc Monceau in Paris mit einem rahmenlosen Fallschirm ab. Zwei Jahre später nimmt er seine Frau Jeanne-Geneviève im Ballon mit, die damit 1799 zur weltweit ersten Fallschirmspringerin wurde.

So können sich auch Nichtspringer vorstellen, wie groß eine Türe in einem Absetzflugzeug ist. Hier links aus einer Transall (C-160)

 

Auch fliegerische Pioniere kann Pau vorweisen: Die Brüder Wright und später Louis Blériot flogen von diesem Flugplatz – die Ursprünge des heutigen Flughafens datieren bis ins Jahr 1909.

Das Museum ist chronologisch organisiert und verbindet thematische Räume mit multimedialen Projektionsräumen. Fünf Filme: Vorläufer und Zweiter Weltkrieg, Indochina und Algerien sowie Gegenwart schildern mit Originalaufnahmen wie hart das Leben als Fallschirmjäger sein kann im Vergleich zu Absprüngen mit unseren heutigen zivilen Fallschirmen.

69 lebensgroße Puppen veranschaulichen Szenen in zeitgenössischer Kleidung mit Waffen, Ausrüstungsgegenständen und einigen Fahrzeugen (Jeep, Fardier…).

Das Museum befindet sich auf dem Gelände der Schule der Luftlandetruppen (ETAP) nördlich der Stadt Pau. ETAP wurde 1946 gegründet und ist bildet Fallschirmjäger der französischen Armee, Marine, Luftwaffe und Gendarmerie aus.

 

Alle Tafeln und Erklärungen im Museum und Filme sind nur auf französisch. Aber vieles, das bildhaft in Szenen dargestellt ist, erklärt sich auch ohne Worte. Der Eintritt ist kostenfrei, das Museum finanziert sich über Spenden.

Tipp

Das Musée des Parachutistes unbedingt ansehen, wenn man in der Gegend ist (nördlich der Pyrenäen, in Toulouse, oder zum Wasserfliegen in Biscarosse).


Ein herzliches Dankeschön an Pierre-Alain und Armand, die uns (auf französisch und englisch) mit Ihrem Einsatz und Wissen eine zuvor unbekannte Welt erschlossen haben.

Un grand merci à Pierre-Alain et Armand pour avoir ouvert un monde jusque-là inconnu avec leur dévouement et leurs connaissances.

Über die Autorin

Die Journalistin Helga Kleisny ist diplomierte Physikerin (TU Wien), Fallschirmspringerin und Pilotin. Nach Arbeitsorten weltweit (Wien, Taipeh, Boca Raton (FL), München, Frankfurt…) sind ihre Haupt-Lebens- und Arbeitsorte nun in Deutschland und in den USA. Sie schreibt als freie Luft- und Raumfahrtjournalistin. Ihre Begeisterung für alles Technische und die Natur, am besten in Kombination, zeigt sich in ihren Büchern und in Seminaren und Vorträgen.

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