Rettet die Erde – eliminiert die Menschen?

(c) NASA

Die Erde ist ein Planet, der sich länger, als ein Mensch denken kann, unbeirrt auf seiner Bahn bewegt, und sich länger, als ein Mensch denken kann, daraufhin weiter bewegen wird.

Menschen darauf – auch wenn sie das anders sehen oder erhoffen – sind da nur ein Zeitalter, das Anthropozän, genauso wie das Zeitalter der Dinosaurier, das immerhin 200 Millionen Jahre dauerte. Wenn wir so weitermachen, werden wir die Riesenviecher darin nicht überbieten können.

Da es der Mensch ist, der das Klima verändert, wäre es die logisch beste Aktion, die Ursache für das Übel, die Menschen auf dem Planeten Erde, zu eliminieren. Oder zumindest eine CO2-Steuer für jede(n) Neugeborene(n) zu verlangen. Ach so, das wollen wir nun doch nicht?

Damit hier nichts verdreht wird: Ich bin für eine SINNVOLLE Änderung unserer Lebensgewohnheiten, für mehr Schutz der Lebensumstände auf diesem Planeten, den wir bewohnen. Aber:

Wenn ich (am 19.9.) folgende Einladung der Goethe-Universität Frankfurt bekomme:

…dann bleibt nur festzustellen: Die Erde braucht keine Rettung, die Lebewesen darauf brauchen sie.

Alleiniges Protestieren und Meckern ohne konkrete Änderungsvorschläge stärkt vielleicht das eigene Ego, aber ansonsten bewirkt es nichts. Klotzen, nicht kleckern, hießt die Devise.

Zur Verfügung stellen und nicht fordern

Wenn die Voraussetzungen für eine Umstellung der Mobilität gegeben sind, wird sie auch von der Bevölkerung angenommen. Preiserhöhungen und Vorgaben, welches Verkehrsmittel der einzelne gefälligst zu nehmen habe, sind Diktatur.

Es gibt genügend sinnvolle Maßnahmen, die Politik zum Erhalt einer lebenswerten Umwelt für die Menschheit einsetzen kann. Man muss sie nur umsetzen.

Politiker-Shuttle-Flüge nicht mehr subventionieren

Mehr als 200.000 Flüge legten Regierungsbeamte 2018 zurück (Quelle: Spiegel 39 vom 21.9.2019) zwischen Bonn und Berlin. Da ist enormes Einsparungspotential vorhanden.
Maßnahme: Diese Flüge nicht mehr vom Steuerzahler bezahlen (also weder durch Subventionen oder Zuschüsse oder über anderen Mätzchen bezahlen). Jeder Politiker, der meint, er müsse Vorort in Berlin oder Bonn sein und nicht dorthin umziehen (was für jeden normalen Bürger bei einem Umzug seiner Firma normal wäre), soll seine Flugreise selber bezahlen.

Setzt Videokonferenzen ein, fördert so das digitale Zeitalter.

Das gilt auch für Klimaaktivist(inn)en, die als Abenteuerreise im Luxuskatamaran über den Atlantik schippern. Was für ein Vorbild soll das sein? Klimaneutrale Reise? Hä?

Wenn man es ernst meint, und nicht nur von anderen fordert, dann sollte die Videokonferenz die eigene Reise ersetzen. Oder bewirkt das nicht genug fürs eigene Ego?

Voraussetzungen vor Forderungen

Schafft die Voraussetzungen für E-Autos zuerst, bevor ihr dem Bürger neue Ausgaben aufzwängt.

In Deutschland gibt es rund 17.500 Ladesäulen. Das Problem: Bei der Bedienung gibt es große Unterschiede. (Zitat: ADAC)

Zuerst (!) und rasch eine Vereinheitlichung der Technik durch Gesetze und Vorschriften für die Hersteller und nicht alle paar hundert Kilometer oder an einem Standort eine, sondern Ladesäulen an jeder Milchkanne. Bei den kurzen Reichweiten der E-Autos muss es doppelt oder dreifach so viele Lademöglichkeiten geben wie heute Tankstellen. Eine Mindestanzahl muss sichergestellt sein bei Hotels, Restaurants und allen öffentlichen Gebäuden.

Erst dann, wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, kann man von der Bevölkerung erwarten und fordern, dass sie ihre noch gut funktionsfähigen PKW gegen E-Autos austauscht.

Flugbepreisung

Den reinen Flugpreis mindestens so hoch anzusetzen wie die restlichen Ausgaben per Ticket (Flughafen und Sicherheitsgebühren…), wird zu einer Bereinigung der Billigflieger führen und hoffentlich dadurch nicht nur den Preis sondern auch die Sicherheit im Flugverkehr erhöhen.

Eine generelle prozentuale Erhöhung des Flugtickets führt hingegen zu einer weiteren Spaltung in der Bevölkerung: Die es sich leisten können, lachen und fliegen weiter. Diejenigen, die eine größere Reise im Jahr als Ausblick ihres tagtäglichen Berufslebens sehen, werden verzichten müssen.

Zudem muss jedwede Verteuerungsvorschrift europaweit oder sinnvollerweise weltweit gelten. Nationale Alleingänge treffen nur die heimische Fluglinien, der Reisende weicht in die Nachbarländer aus.

Es sind die täglichen Billigflugtickets – mal schnell dahin, es kostet ja weniger als die Busfahrkarte in die nächste Stadt –, die man für eine schnelle und deutliche Verringerung des Flugverkehrs unterbinden sollte.

Kosten der E-Autos

Wenn der Kaufpreis eines E-Autos im Bereich oder besser darunter von derzeitigen fossil angetriebenen Kraftwagen liegt, dann kommt auch die reale Akzeptanz der Bevölkerung. Die derzeit Klecklerles staatlichen Zuschüsse zum Kaufpreis helfen nicht, dass ein Normalverdiener seinen noch gut funktionieren PKW durch ein schnuckelig neues und leises E-Auto ersetzen kann. Die Kaufpreise für E-Autos sind einfach exorbitant. Es würden viel mehr wollen, wenn sie denn real könnten.

Für die Akzeptanz im eigenen Einsatz muss die Reichweite von erschwinglichen E-Autos signifikant steigen. Und dazu braucht es neue Technik, deren Forschung staatlich unterstützt werden muss, damit sie in absehbarer Zeit einsatzbereit ist.

Investitionen in die Bahn

Bahntickets günstiger zu machen, ist sicher ein guter Ansatz. Nur, wenn man das Geld direkt der Bahn zur Verfügung stellt, wird es bei Geldversenkmaschinen wie Stuttgart 21 landen und nicht im Ausbau, der Modernisierung und Verbesserung der Reisebedingungen. Die derzeitig angekündigten Fernticketpreissenkungen werden über kurz oder lang durch schleichende Verteuerungen wieder aufgefangen werden. Man erinnere sich gerne an diesen Satz in einigen Monaten.

Infrastruktur außerhalb von Großstädten

Verbessert endlich signifikant die Infrastruktur in ländlichen Gebieten. Man kann der Überteuerung von Wohnungen in Großstädten auch ausweichen, wenn man ins Umland zieht. Dann allerdings ist man auf eine öffentliche Verkehrs-, Geschäfts- und Arztinfrastruktur in ländlichen Gebieten angewiesen. Und die ist auch in westlichen Bundesländern nicht annehmbar vorhanden.

Auch hier gilt: zuerst Voraussetzungen schaffen, zur Verfügung stellen, und dann fordern.

Die Euros sind vorhanden

Man nehme alle großen sinnlosen Geldversenkungsprojekte der Regierung und streiche sie. Sofort und ein für alle mal. Wer dafür verantwortlich ist, soll selber dafür aufkommen müssen und nicht jahrelang der Steuerzahler.

Beendet man alleine das Berliner Fiasko BER sofort, stehen jeden Tag mehr als 1 Million Euro frei zur Verfügung. Das Geld kann man in alle Aktionen der neuen Mobilität investieren und muss nicht den Steuerzahler erneut belasten. Das würde die Umstellung auf klimaneutrale Beförderung rasch vorantreiben. Und wenn die eine Million täglich nicht genügt – es gibt noch ausreichend andere, ähnlich gelagerte Geldquellen.

Also bitte liebe Politiker aller Fraktionen: Lasst uns mit eurem fadenscheinigen Gerede in Ruhe und setzt endlich Taten. Eigene. Mit gutem Vorsatz voran!


Kommentare

2 Antworten zu „Rettet die Erde – eliminiert die Menschen?“

  1. Anmerkung von flugundzeit zu Kommentaren für diesen Beitrag:
    Bei den im Beitrag angesprochenen Themen gibt es für mich kein Herausheben irgendeiner Partei.
    Bitte (wie stets) keine politische Diskussion. Solche Kommentare werden nicht veröffentlicht.

  2. Nikolaus Neininger

    Gute und konstruktive Vorschläge!

    Interessant ist manchmal auch, daß bei manchen Projekten der „plakative“ Teil eher Unfug ist, und dann manchmal doch (gottseidank!) nebenher ein wenig Vernunft waltet.
    Beispiel Stuttgart 21: Ob der tiefergelegte Bahnhof wirklich viel bringt, wage ich zu bezweifeln (Frankfurt hatte ein ähnliches Projekt vor einem Dutzend Jahren sang- und klanglos wieder abgeblasen).
    Aber gleichzeitig wird ohne viel Medienrummel eine vernünftige Bahnstrecke durch die Schwäbische Alb gebaut – und das ist nun wirklich sehr sinnvoll! In der Gegend von Geislingen mitten in der Alb kann kein Zug derzeit schneller als etwa 60 km/h fahren – und auf der „Parallelstrecke“ Würzburg-Frankfurt sieht es durch den Spessart auch nicht besser aus. Der Aufwand ist immens, viele Tunnel und hohe Brücken (wer auf der A8 unterwegs ist, sollte mal drauf achten!).

    Manche Projekte sind allerdings dermaßen widersinnig, daß man sich wirklich fragt….
    Die Stromversorgung signifikant verschlechtern und gleichzeitig Millionen E-Autos fordern – wer denkt sich so etwas aus???

Über die Autorin

Die Journalistin Helga Kleisny ist diplomierte Physikerin (TU Wien), Fallschirmspringerin und Pilotin. Nach Arbeitsorten weltweit (Wien, Taipeh, Boca Raton (FL), München, Frankfurt…) sind ihre Haupt-Lebens- und Arbeitsorte nun in Deutschland und in den USA. Sie schreibt als freie Luft- und Raumfahrtjournalistin. Ihre Begeisterung für alles Technische und die Natur, am besten in Kombination, zeigt sich in ihren Büchern und in Seminaren und Vorträgen.

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