Eine Boeing 737-800 der China Eastern Airlines, Registrierung B-1791, ist am 21.3.2022 abgestürzt. Der Flug mit der Flugnummer MU5735 sollte von Kunming nach Guangzhou (China) führen. Es waren 123 Passagieren und 9 Besatzungsmitgliedern an Bord. Das Flugzeug flog auf einer Höhe von 8900 Metern/FL291 etwa 130 nm westlich von Guangzhou und war kurz vor dem Beginn des geplanten Sinkflugs, als das Flugzeug plötzlich an Höhe verlor und etwa 119 nm westlich von Guangzhou in bergigem Gelände auf dem Boden aufschlug. Die Such- und Rettungsaktion ist im Gange.
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2. Gastkommentar zum Lion Air Crash
Auf flugundzeit gab es bisher folgende Beiträge zu diesem Absturz:
Auswertung des vorläufigen Untersuchungsberichtes der indonesischen Behörde KNKT
Gastkommentar 1
Update 2
Update 1
Ursprungsbeitrag
Erneut wird nun ein fachlicher Kommentar als Beitrag zur besseren Lesbarkeit veröffentlicht. Kommentare enthalten zusätzlich zu den Fakten auch die persönliche Einschätzung von Menschen, die das beurteilen können. Mit Absicht steht hier nicht das abgedroschene und nichtssagende Wort: Experte.
Dieser Beitrag bezieht sich auf die oben verlinkten vorhergehenden Beiträge.
Flugkapitän kommentierte zu Update: Piloten arbeiteten gegen falsche Trimmung der Automatik bis zum Crash
Es ist erstaunlich zu sehen, wie unterschiedlich die beiden Crews Weiterlesen »
Update 3: Metrojet A321 über der Sinai-Halbinsel abgestürzt
Update 3, am 5.11.15
Nach zahlreichen Spekulationen scheint es sich nun auch offiziell zu verdichten, dass das Flugzeug durch eine vom Fliegen unabhängige Einwirkung zum Absturz kam.
Allerdings liegen mir noch immer keine Beweise für diese Aussagen vor. Der Voice Recorder scheint arg beschädigt zu sein, und die Auswertung des Flugdatenschreibers liegt auch noch nicht offiziell vor.
Es sind (leider) wie bei allen Flugunfällen sehr viele unterschiedliche Interessen der beteiligten Flugunfalluntersucher (Airline, Hersteller, Länder…) vorhanden. Hier interessiert nur das Ergebnis, die Ursache, wenn es/sie denn offiziell vorliegt.
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Update 2, auch am 1.11.15
Fakt:
Nun gibt es von den russischen Flugunfalluntersuchern das Zwischenergebnis, dass der Airbus wohl schon in der Luft auseinandergebrochen ist (und nicht erst beim Aufschlag).
Beurteilung:
Liegt nahe und klingt plausibel, wenn die Trümmer über 20 Quadratkilometer verstreut liegen.
Wenn es, wie schon zuvor berichtet, dabei trotzdem zwei größere Trümmer gibt (und zahreiche kleinste), könnte auch die zurzeit im Netz kursierende Meinung den Tatsachen entsprechen: dass ein früherer Tailstrike (ein zu früheres Aufsetzen der Tailsektion bei der Landung vor dem Hauptfahrtwerk oder auch ein heftige Streifen beim Abheben) die Ursache des Auseinanderbruchs sein könnte.
Könnte.
Nur: wenn das tatsächlich zutreffen sollte, ist die logische Konsequenz daraus, alle A321 mit Tailstrikes sofort zu grounden. Denn ein A321 ist eine gestreckte Form des ursprünglich perfekt designoptimierten A320. Und so kommt es aufgrund dieser Imperfektion in der Konstruktion immer wieder zu Tailstrikes bei A321. Heftigeren und weniger heftigeren, teilweise sogar unbemerkten.
A321-Tailstrikes gibt es auch bei anderen Fluglinien, mir ist keine bekannt, die A321 länger im Einsatz hat und noch keinen Tailstrike.
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Update 1 am 1.11.15
Zunächst zu den Korrekturen von Tagesthemen und heute-journal von gestern nacht:
Im heute-journal sagte Udo Lielischkies: „Es gab keinerlei Beschwerden der Crew vor dem Start.“
No na net. Bei technischen ernsten Problemen wären sie hoffentlich nicht gestartet.
Kann man solche Statements nicht unterlassen?
Schlimmer noch die Aussagen des „erfahrensten deutschen Luftfahrtexperten“, so das ZDF, das ihn wieder und wieder reden lässt. Er hat meines Wissens nach weder einen Pilotenschein noch eine technische Ausbildung. Wenn das tatsächlich die Elite der Deutschen Luftfahrtjournalisten wäre, wäre das traurig. So ist denn auch der Kommentar einzuschätzen, der sich nicht mal auf die Datenwerte dahinter, sondern nur auf die oberflächliche Grafik bezieht. Und da kann jeder Durchschnittstechniker (nicht einmal Pilot) sagen, dass bei Abbruch der Eingangswerte die Werte so nicht mehr genommen werden dürfen. Ein Cut ist ein Cut und der ist eben weder von der Hardware noch von der Software vorgesehen. Siehe weiter unten hier mehr dazu.
Sensationsheischendes Zitat: …“und dann muss eine Katastrophe passiert sein“…
Nein, es könnte auch einfach nur der Transponder ausgefallen sein, das würde den gleichen Chart hervorrufen.
Es ist eine Katastrophe passiert, das ist korrekt. Aber das lässt sich nicht aus dem Chart herleiten. Da ist nur ein Abbruch der Datenlieferung zu sehen, alles andere (die GRÜNDE dafür) sind reine Spekulation. Und die hat im seriösen Journalismus nichts zu suchen.
Seine weitere Aussage, dass ein Airbus (gemeint wohl der 321?) mehrere hundert Kilometer weit segeln kann ist ebenso nonsens. Das sind vielleicht Werte aus Datenblättern für den Leerlauf eines Triebwerkes (idle), aber nicht für den Komplettausfall der Turbinen. Eine auf Leerlauf laufende Jetengine würde halt noch einigen Schub produzieren.
Tagesthemen mit Thomas Roth:
„Nach etwa 20 Minuten verlor der Airbus plötzlich stark an Höhe und stürzte ab.“
Das ist weniger als Spekulation, nennen wir es zum jetzigen Zeitpunkt einfach Erfindung oder Märchen.
Und damit kommen wir auch gleich zum Thema FlightRadar24. Hätte ich den Link nicht geliefert, dann wäre er als „freundlicher“ Hinweis von einem der mitlesenden besserwissenden Oberlehrer gekommen. Also hatte ich ihn beim ersten Beitrag angefügt.
Zudem beziehen sich auch die offiziellen Unfalluntersucher in diesem Fall darauf. Das Ende der FlightRadar24-Aufzeichungen stimmt wohl mit dem Ende des offiziellen Kontaktes überein (13 Minuten nach der Stunde). Ein weiterer Grund, warum ich es hier mit aufgeführt habe.
Was ich allerdings nicht gemacht habe und zum x-ten Mal nach einem Absturz inständig gehofft habe, dass auch andere, zumindest die seriösen Journalisten nicht darauf eingehen, ist: die Daten am Abbruch zu interpretieren.
Konkret geht es um dieses Foto und die Daten dahinter:
Sieht man sich die tabellarischen Datenwerte dazu an, so sieht man an der Vertikalen Geschwindigkeit in Fuß/Minute, dass sie lange Zeit vorher konstant (geschätzt 500ft/min) war, normaler Steigflug, dann bei 6:12:58 auf null sank, in 6:13:00 bei 6000 Fuß Sinkflug lag, in 6:13:02 bei 4000 Sinken, 6:13:03 erneut auf 6000 Sinken, bei 6:13:08 auf 4000 Steigen, in 6:13:10 wieder bei 6000 Sinken usw
Da kann man eine Menge hineininterpretieren.
Kann man.
Man kann aber auch warten auf die Flugschreiberauswertung (der Wiederkäueffekt stösst mir übel auf), denn das sind tatsächlich Daten mit Aussagewert. Was der Transponder bei einem Abbruch des Inputs sendet und der Empfänger aus dem gesendeten macht, ist nicht verlässlich genug. Das mag sich so abgespielt haben, es kann sich aber auch um eine (Falsch)Interpretation bei Datenabbruch und dem gesendetem oder empfangenen Datenmüll und dessen fälschlicher Interpretation handeln.
Beim nächsten Vorfall lasse ich das Anschauungsmaterial wieder weg als Link. Es gibt zu viele, die das falsch (zu viel hinein) interpretieren. Punkt. Man kann es nicht allen recht machen.
Weiter zum Absturz:
Ein A321 kann ohne Schub (Antrieb) aus der letzten bekannten Höhe noch rund 56 Meilen segeln bis er auf den Boden (Normallnull) trifft.
Zurzeit ist nicht bekannt, ob nur ein Triebwerk oder beide ausfielen.
Oder ob überhaupt eines ausfiel.
Und deshalb: Warten auf die offizielle Auswertung… und wenn vorher noch wieder einer dieser Gerne-Mitflieger und dazu noch Gerne-vor-der-Kamera-Laberer ohne Technische Kenntnisse und ohne Pilotenlizenz den Mund aufmacht – weiterschalten. Es ist die Zeit nicht wert.
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Beitrag am Absturztag:
Ein Airbus A321-200 (Registration EI-ETJ) der Fluggesellschaft Metrojet verschwand auf Flug 7K-9268 vom Urlauberort Sharm el Sheikh (Ägypten) nach St. Petersburg (Russland) mit 217 Passagieren und 7 Crew an Bord vom Radar. Das Flugzeug war im Steigflug (climbing through FL307) bei Position N30.16 E34.17 um 04:12Z am 31.10.1015 bei der letzten Radaraufzeichnung. Trümmer wurden kurze Zeit später im bergigen Gebiet bei Al-Arish auf der Sinai-Habinsel gefunden.
Nach ägyptischen offiziellen Informationen zurzeit gibt es keine Rückschlüsse auf irgendwelche gefeuerte Raketen (Missiles) zum Unfallzeitpunkt.
Nach Quellen aus Sharm el Sheik funkte der Kapitän des Fluges technische Probleme (Triebwerk: IAE V2533) und wollte nach Sharm el Sheikh zurückkehren.
Die CFMU in Brüssel (Eurocontrol Air Flow Traffic Management) gab unmittelbar nach Verschwinden der Maschine vom Radar eine Warnung heraus an alle Piloten auf der Strecke TBA-PASOS für beide Richtungen, dass aufgrund von technischen Problemen alle Flüge so umgeleitet werden, dass sie das fragliche Gebiet nicht überfliegen. Dies wurde nach Auffinden der Wrackteile zurückgezogen.
Lufthansa und Air France gaben bekannt, dass sie bis auf weiteres Überflüge über den Sinai vermeiden. Auch die FAA gab Warnungen für amerikanische Operators heraus für alle Flüge oberhalb von FL260 über dem Sinai.
Laut Reuters, die einen in die Unfalluntersuchung offiziellen beauftragten Ägypter zitieren, soll das Flugzeug in zwei größere Trümmer zerbrochen sein. Der kleinere Teil, die Tail Sektion, soll Feuer gefangen haben, der größere auf einen Felsen getroffen sein. (Nicht bekannt, ob der Auseinanderbruch schon in der Luft stattfand oder erst beim Aufschlag.) Angeblich fand man (tote) Passagiere, die noch angeschnallt auf ihren Sitzen waren.
(Diese Info ist zurzeit nicht nach meinen Ansprüchen doppelt geprüft und stammt zudem aus einer Sekundärquelle.)
Noch ein wenig Statistik, die aber zurzeit auch keine Schlüsse bietet:
Flugerfahrung des Kapitäns: Gesamt: 12000 Stunden, davon 3800 Stunden am Typ.
Antrieb: IAE V2533 Triebwerke,
Flugzeug: A321 mit rund 55772 Flugstunden auf 21175 Fluglegs im Einsatz.
Hier der aufgezeichnete Flugweg nach Transponderdaten. Die Aufzeichnung endet deutlich vor der Aufschlagstelle rund 30 Kilometer südlich von Al Arish, das an der Mittelmeerküste liegt.
Unser Beileid und Mitgefühl für die Angehörigen von Flug 7K-9268.
MH17 Update7: Fakten und Berichtigungen zur allgemeinen Berichterstattung
Eine Malaysian Airlines Boeing 777-200 (Flug MH-17 von Amsterdam nach Kuala Lumpur) wurde in der Nähe von Donetsk vermutlich von einer Rakete getroffen. Keiner der 289 Menschen an Bord überlebte. Am 18.7. veröffentlichte Malaysian Airlines eine Liste der Nationalitäten der Passagiere an Bord und korrigierte die ursprünglich veröffentlichte Zahl um 3 auf 289: 280 Passgaiere und 15 Crew.
Passagierzahlen upgedated von der Airline am 19.7. mit nun veröffentlichter offizieller Passagierliste: 193 Holländer, 43 Malaysier (dabei 2 Kinder und 15 Crew), 27 Australier, 12 Indonesier, 10 Briten (einer mit doppelter Staatsbürgerschaft UK/Südafrika), 4 Deutsche, 4 Belgier, 3 Philippiner, 1 Canadier, 1 New Zealander and 4 mit unbekannter Staatsbürgerschaft.
Dazu ein Statement im Original von Malaysia Airlines : „Malaysia is deeply concerned that the crash site has not been properly secured. The integrity of the site has been compromised, and there are indications that vital evidence has not been preserved in place. Interfering with the scene of the crash risks undermining the investigation itself. Any actions that prevent us from learning the truth about what happened to MH17 cannot be tolerated. Failure to stop such interference would be a betrayal of the lives that were lost.“ …
Nach einer am 20.7. geschlossenen Vereinbarung zwischen den Separatisten und der Ukrainischen Regierung sollen ab sofort alle Leichen ohne weitere Verzögerung geborgen werden dürfen. 22.7. Alle Leichen sind nun geborgen und werden per Zug nach Kharkiv zu Untersuchungen gebracht. Dies soll unter der Führung der Niederlande (Vorschlag der Ukrainischen Regierung) geschehen.
Ich habe noch immer keine optischen Beweise gesehen (Satellitendaten) für die Aussagen der Amerikaner (die durchaus plausibel klingen), dass die Absturzursache eine Missile der Separatisten war. Und mangels Russischkenntnissen kann ich das viel zitierte Telefonat auch nicht auf Authentizität prüfen. Wenn allerdings die Übersetzung stimmt und die Stimmen authentisch sind, dann deutet dies auf eine von den Separatisten abgefeuerte Bodenrakete hin.
21.7.: Das russische Verteidigungsministerium widerum behauptet, Beweise zu haben, dass ein SU-25 Kampfjet der Ukrainischen Airforce nur 5 Kilometer entfernt von Flug MH-17 war, auf gleicher Flughöhe, FL330, und dieser habe MH17 abgeschossen. Eine SU-17 hat unbewaffnet eine Service Ceiling (Dienstgipfelhöhe) von 7000 Metern (FL230) und kann 5000 Meter (FL160) mit maximaler Bewaffnung erreichen. Zurzeit gibt es in der Fachwelt ausgiebige Diskussionen, ob die Su-25 (kurzzeitig, durch Kunstflugmaneuver) den besagten Flight Level erreichen kann.
Once again: Die Nationalität der Verursacher und Schuldzuweisungen sind hier nicht das Thema, aber die eine Variante ist ein Airstrike und bei der anderen kam der Treffer von einer Boden-Luft-Rakete. Was zutrifft, könnte sich aus den Trümmern und Satellitenfotos eruieren lassen. Daher werden zum Stand der Information beide (zur Zeit noch) Behauptungen erwähnt.
22.7. Es gibt mittlerweile Fotos (siehe auch ein Kommentar unten, der Ähnliches in einem Video sieht), die ein Trümmerstück zeigen mit einem großen Loch in der Mitte und kleineren Löchern rundum. Nach britischen Militäranalysten scheint das zumindest zu beweisen, dass hier ein Raketentreffer stattfand. Das Teil soll von der Kapitänsseite des Cockpits stammen, also vom linken vorderen Teil der Boeing. Flugabwehrraketen seien nicht für einen direkten Treffer designed, sondern, um schnelle, agile Kampfjets zu zerstören. Darum sollen sie auch etwa 20 Meter vor ihrem Ziel explodieren und dabei eine Wolke aus glühenden Metall aussenden, um soviel Schaden wie möglich anzurichten. Die Analysten waren sich einig, dass chemische Tests notwendig sind, um die explosiven Rückstände genauer zurückzuverfolgen.
22.7. Am Abend (Europa) verbot die amerikanische Flugsicherheitsbehörde FAA Amerikanischen Airlines nach Israel/Tel Aviv zu fliegen, nachdem eine Rakete nur etwa eine Meile (1,6 km) vom Ben Gurion Flughafen eingeschlagen war. Lufthansa reagierte sofort und kein Star Alliance Flugzeug fliegt nun für die nächsten 36 Stunden nach Tel Aviv.
[Manchmal gehen meine Forderungen doch in Erfüllung, Und sogar rechtzeitig, bevor weitere Tote zu beklagen sind. Siehe weiter unten 17.7.] Negativ: Kritik an den internationalen Entscheidungen üben Verantwortliche des Ben Gurion Flughafen und behaupten: „Der Flughafen sei sicher.“
Am 22. Juli abends flogen die Flugschreiber in einem Flugzeug der belgischen Luftwaffe nach Farnborough (England), um dort bei der British Air Accident Investigation Branch (AAIB) geöffnet und ausgelesen zu werden. Der Dutch Onderzoeksraad (Holländische Untersuchungsrat) leitet ein Team aus 24 Ermittler aus der Ukraine, Malaysia, Australien, Frankreich, Deutschland, USA, Großbritannien und Russland. der DO berichtet am 23.7., dass der Cockpit-Voice-Recorder nicht manipuliert worden sei und dass gültige Daten heruntergeladen wurden.
Seit gestern fliegen wohl fast alle Fluglinien wieder nach Tel Aviv. Amerikanische und europäische Behörden sehen die Anflüge offensichtlich wieder als sicher an. Was sich seither an Sicherheit diesbezüglich verbessert hat, bleibt mir schleierhaft. 😦 Alle Flugzeuge der Lufthansagroup fliegen seit heute (25.7.) Tel Aviv wieder an.
Zitat Deutsche Welle:
Über dem Großraum Tel Aviv wurden unterdessen wieder mehrere Raketen abgefangen. Die radikal-islamische Hamas teilte mit, sie werde auch weiter aus dem Gazastreifen auf den internationalen Flughafen zielen.
Am 25. Juli 2014 entsandten die Niederlande 40 unbewaffnete Polizisten, um die Absturzstelle zu sichern, Australien schickte 50 Polizeibeamte zur Absturzstelle. Ein bisher unbekannte Teil des Rumpfes, mit Sitzen und intakten Fenstern und noch angeschnallten Toten wurde in einem Waldgebiet der Absturzstelle entdeckt. So sind acht Tage nach dem Absturz der Boeing der Malaysian Airlines noch immer nicht alle 298 Todesopfer geborgen. Seit drei Tagen fliegen die Niederlande und Australien nun geborgene Leichen des Fluges MH17 nach Eindhoven.
Am 28.7. schreiben viele Medien (ua die DW) ungefiltert die Meldung, dass: Die Ursache für den Absturz nach Angaben der ukrainischen Regierung ein Druckabfall in der Kabine sei, durch Einschlag von Raketensplittern.das habe die Auswertung der Flugschreiber ergeben.
Das ist kompletter Blödsinn. Druckabfall hat mit der Flug- und Steuerfähigkeit eines Flugzeugs nichts zu tun. Dagegen gibt es Sauerstoffmasken, man kann sinken und so weiter. Dass ein Einschlag von Raketensplitter ein Flugzeug in der Luft zerlegen kann und die Einzelteile dann nicht mehr flugfähig sind, schon eher.
Zudem erklärt die Leitung der internationalen Untersuchung, das DSB, dass die Auswertung der Flugschreiber nicht alleine sondern nur in Zusammenhang mit anderen Fakten gesehen und damit publiziert werden darf. Kampfhandlungen an der Unglücksstelle behindern weiterhin die Untersuchung.
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Am 17.7. wurde um 13:43 UTC das Transpondersignal der Maschine zuletzt aus Flugfläche 330 (33.000 Fuß; etwa 10.100 m) empfangen. Die Absturzstelle liegt nahe der Kleinstadt Shakhtarsk (Ukraine) etwa 100 Kilometer von der Stelle des letzten Transpondersignals und etwa 35 km von der russischen Grenze entfernt.
Die Trümmer sind auf einer Fläche mit einem Durchmesser von rund 15 Kilometer verteilt.
Im Kampfgebiet der Ost-Ukraine wurden in den letzten Tagen einige militärische Flugzeuge abgeschossen.
Jetzt beschuldigen sich beide Seiten gegenseitig, das zivile Flugzeug abgeschossen zu haben.
Dass es sich dabei um einen versehentlichen Treffer handelt, davon kann man vermutlich ausgehen. Den Toten und ihren Angehörigen nützt das jedoch wenig.
Die Boeing 777-200, registriert als 9M-MRD, mit der Erstzulassung 1997 hatte 75,322 Flugstunden in 11,434 Flügen. Die Piloten setzten keinen Notruf ab. Die internationale Zivilluftfahrtorganisation ICAO hatte zuvor die Flugroute als sicher klassifiziert. Der Luftraum über Donetsk, Luhansk und Teilen der Kharkiv Region ist seit dem Abschuss komplett gesperrt.
Es bleibt die Frage, warum Airlines nicht schon vorher freiwillig einen Umweg um diese Gebiete in Kauf genommen haben?
17.7. In diesem Zusammenhang kann man auch die Frage stellen, warum Airlines immer noch Tel Aviv anfliegen. Und damit zurzeit ebenso gefährliche Gebiete überfliegen.
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Nun zu den Berichtigungen der erneut zahlreich aus dem Nichts auftauchenden Luftfahrtexperten und ihren wohlfeilen Meinungen.
(Wird wie bei den vorangegangenen Unfällen in den folgenden Tagen nach Sachlage ergänzt.)
Ein „Luftfahrtexperte“ im ZDF heutejournal behauptete gerade mehrfach, dass noch nie ein ziviles Verkehrsflugzeug auf Reiseflughöhe abgeschossen wurde. Das ist falsch.
Es gab etwa den Abschuss von Korean-Airlines-Flug 007 am 1. September 1983 westlich von Sachalin. Sowjetische Abfangjäger schossen den zivilen Jet ab. 269 Todesopfer. Oder Iran-Air-Flug 655 (IR655) am 3. Juli 1988, der von einem US-Kriegsschiff aus abgeschossen wurde, wobei alle 290 Menschen an Bord getötet wurden. Nach Angaben der US-Regierung war das Flugzeug von der Schiffscrew als eine angreifende, feindliche F-14 Tomcat identifiziert worden.
Auch über Syrien wurde in den letzten Jahren auf zivile Luftfahrzeuge geschossen, die Syrien in mehr als 10 Kilometer Höhe überflogen. Die Ziele wurden jedoch glücklicherweise knapp verfehlt und hier begannen vor einem Unglück die ersten Gesellschaften den Luftraum zu meiden.
Syrien: Am 29. April 2013 flog ein Nordwind Airlines Airbus A320-200, Registrierung VP-BJH, NWS-Flug 1980 von Sharm el Sheikh (Ägypten) nach Kazan (Russland) mit 159 Menschen an Bord über Syrien in rund 10000 Meter (FL340, 34.000 Fuß).
Das Flugzeug war mit ordnungsgemäßen Überflugrechten 35 nautische Meilen (65 km) SSE von Aleppo (Syrien) unter syrischer Flug-Kontrolle, als die Crew berichtete, dass zwei Raketen – geschätzte Flugfläche 290 oder 300 – die Nähe des Flugzeugs erreicht hätten. Die Besatzung entschied daraufhin, auf FL360 zu steigen und setzte den Flug nach Kazan fort.
FL300 entspricht 30000 Fuß/9144 Meter und FL360 entspricht 36000 Fuß/10973 Meter
Focus-Online wiederum lässt sich darüber aus, dass Flug MH17 nicht die „vorgegebene“ Route genau abgeflogen ist. Das tut kaum ein Verkehrsflieger – egal, ob er später abgeschossen wird oder nicht. Denn Fluglotsen geben immer wieder mal – freiwillig oder auf Anfrage – sogenannte Directs, bei denen einige Wegpunkte übersprungen werden und der Kurs direkt, sagen wir mal zum fünftnächsten Wegpunkt, geändert wird. Das kann auch beim Umfliegen von Wetter oder dem Ausweichen anderer Verkehrsteilnehmer gelten.
Hat jedenfalls mit einer Todesmaschine nichts zu tun.
Muss das sein?
Etliche Videos im Netz, auf die sich Medien beziehen, zeigen ein anderes abgeschossenes Flugzeug: eine getroffene Antonov AN-30 in Slavyansk am 6. Juni 2014 anstatt Flug MH17. Recherche statt dummem Abkupfern, bitte Kollegen.
Und herrje, schon wieder eine Eilmeldung von Focus Online:
Die Ukrainische Flugsicherung habe Flug MH17 eine niedrigere Flughöhe zugewiesen. Auch das kommt – wie die obigen Kursänderungen auf längeren Strecken – häufig vor. Zum Komfort der Passagiere (auf Wunsch der Piloten), weil es in dieser Höhe gerade Turbulenzen hat, oder um genügend Distanz zu einem anderen Flugzeug im Kontrollsektor zu haben (von Seiten der Lotsen).
Nun brüstet sich die SZ mit: „Die verfluchte Fluglinie“. Muss das sein? Hat die SZ solche Titel wirklich notwendig? Wir wissen alle, dass die Fluglinie für den Abschuss nichts kann und vermutlich auch nicht für den ersten Verlust von Flug MH370 im März. Bis zu diesem Abschuss sind auch alle anderen renommierten Fluglinien auf dieser Strecke geflogen, auch etwa die Lufthansa. Die anderen hatten nur mehr Glück.
Dass man diese Praxis des Durchfliegens von Krisengebieten aus Kostengründen hinterfragen soll, davon schreibt dieser Journalist leider nichts. Wenigstens das ZDF griff die Thematik, aber nur sehr vorsichtig in den Raum gestellt, 2 Tage nach meinem Text auf.
Die Ukraine hatte diesen Luftraum nicht gesperrt. Und bis ein Land seinen eigenen Luftraum für internationale Überflüge sperrt, muss (leider!) sehr viel passieren. Denn das sind gute Einnahmequellen für nichts als Luft in hoher Höhe. (Und abzählbar vielen Menschen/Lotsen für den Funk).
Malaysian wird vermutlich so als Fluglinie nicht überleben. Das sehe ich auch so. Die kämpften schon arg vor diesem erneuten Verlust. Und wenn man sich etwa PanAm ansieht, denen gab Lockerbie auch den letzten Stich. (Der mehrfache Vergleich im Artikel mit United hinkt – 9/11 war eine krasse Extremsituation). Der Fall PanAm aber war ziemlich ähnlich gelagert.