Update und Medienkorrektur zum Lion Air Absturz

Flugundzeit veröffentlichte bisher zwei Fachbeiträge zu diesem Absturz:

Bis heute morgen gab es den Inhalt des zweiten Beitrages nirgendwo auf deutschsprachigen Netzseiten. Um 7:41 heute morgen schreibt ein Wirtschaftsredakteur auf Welt Online, offensichtlich bar jeden technischen Flugverständnisses, einen Beitrag mit dem Titel:

Flugzeug stürzt ab, weil die Maschine Befehle des Piloten ignorierte

NNEEIIN!!!

Wenn man schon den Inhalt eines fachlichen Textes nicht versteht, dann sollte man ihn erst recht als Autor nicht überzeichnen. Könnte kompletter Blödsinn daraus werden. Nicht nur könnte, sondern wird es auch.

Fakt ist:

Dieses Flugzeug hatte nach technischen Berichten an den drei unmittelbar vorhergehenden Flügen offenbar dieselben oder ähnlich irritierende Anzeigen der Airspeed (= Geschwindigkeit eines Flugzeugs gegenüber der Luftströmung. Airspeed ist wichtig, weil diese das Flugzeug in der Luft „hält“) oder des Angle of Attack (Anströmungswinkel), der mit der Airspeed zusammenhängt. Hier lieferten die Sensoren offensichtlich widersprüchliche Daten. Das war mir zwar bekannt, hatte ich aber nicht veröffentlicht.

Die Piloten der vorhergehenden Flüge konnten offensichtlich damit umgehen und den Flieger trotzdem wieder sicher landen. Jedesmal wurde nachher das Flugzeug gewartet, es ist (mir) nicht bekannt, was genau getauscht, angesehen wurde, aber der Flieger wurde offensichtlich jedesmal danach wieder als flugklar gemeldet.

Offensichtlich (und das ist zurzeit nur eine logische Schlussfolgerung aus den hier geschilderten Tatsachen und muss erst durch die Black Box und mehr verifiziert werden) haben die Piloten des Unglücksfluges nicht versucht, den Computer zu overrulen, oder zumindest nicht oft genug, um eine Änderung der Fluglage in einen sicheren Bereich zu bewirken. Also genau das Gegenteil, was die Überschrift (und im übrigen auch der Rest des Textes) dem Leser plumpe Aufmerksamkeit heischend suggeriert. Oder die Unglücksursache war darüber hinaus noch etwas ganz anderes. Alles Spekulation zurzeit.

Jedenfalls: Ein „Kampf“, wie vom Wirtschaftredakteur im Text behauptet, ist das Overrulen nicht. Es ist simpel und einfach ein Piloteninput, eine Handlung ohne körperliche Anstrengung.


Ergänzung zur Version des Welt-Textes von 16:41

Eine Heckflosse findet sich vielleicht im fischigen Dinner eines Menschen, aber es ist sicher kein Flugzeugteil. Die korrekte Übersetzung, wenn es denn sein muss ist: Heckleitwerk. Wird sicher beim nächsten Welt-Update sang und klanglos angepasst.

Es holpert und holpert und ist einfach nur peinlich.


Liebe Kollegen:

Wenn wir uns nicht an die Fakten halten und Nicht-Fachleute solche Texte schreiben lassen, dann braucht sich niemand zu wundern, warum Journalismus nicht mehr ernstgenommen wird.

Was für ein Trauerspiel, dass dies auch (noch!) allgemein anerkannte Medien wie Die Welt betrifft!