Dom Walters und Anna Place, Produzenten und Direktoren in der BBC Studios Natural History Unit.

Da stürzen sich vier Geparden nach einer atemberaubenden Hetzjagd mit Schmackes gleichzeitig auf ein großes Tier. Das Tier sieht aus wie ein Bison, aber es ist für den Zuseher nicht erkenntlich, was es genau ist. Das ist beabsichtigt, Producerin Anna Place spricht bei der Erzählung über den Dreh nur von Beast, also der Bestie.

Das ist das Problem bei den atemberaubenden Bildern der Natural History Naturfilmer: Die Natur ist grausam. Und jedes Tier muss sich und seine Jungen auch von irgendwas ernähren und Raubtiere fressen nunmal andere Tiere. Das aber vertragen die meisten Zuseher nicht so gut. Mitleid für den Gefressenen soll nicht entstehen. Also wird schnell ein Schnitt gesetzt, bevor der Zuseher die blutigen Eingeweide des „Biests“ zu sehen bekommt. 

Anna Place und Dom Walters sind Produzenten der BBC Studios Natural History Unit. Sie erzählen auf dem BSF 2023, von Videos und Bildern unterstützt, aus ihrem abwechslungsreichen Beruf. Da hängt man schon mal länger in einem Baum, um die perfekte Aufnahme zu erhalten, oder man friert sich bis auf die Knochen durch, bis das gesuchte Tier auf den Film gebannt werden kann.

Was macht so eine Jagd-Fress-Szene mit den Filmern? Denn die müssen das ja zwangsweise mitansehen, bis zum bitteren Ende. Da wird Place emotional und gibt zu, dass dies zu den unangenehmen und härteren Teilen der Arbeit gehört. Aber irgendwie muss die Gepard-Mutter ihre drei Sprösslinge erstens ernähren und ihnen zweitens das Jagen beibringen. Letzteres funktioniert in der Tierwelt nunmal mit „Show – Don’t Tell“. 🙂

Es gibt auch unverhofft amüsante Momente. Etwa, als die Gepard-Mutter gelangweilt, ohne Einzugreifen, zusieht, wie eines ihrer Mädchen zum ersten Mal eine Feldmaus erblickt und versucht, diese zu fangen. Was die Maus nicht so toll findet und Katz und Maus spielt und im Endeffekt die Raubkatze ins Bein zwickt, sodass diese senkrecht nach oben springt und vor Schmerzen jault. Die Mutter kostet das nicht mal ein müdes Lächeln, der Nachwuchs muss eben selber lernen, was fürs Überleben sinnvoll ist und was nicht.

Anna Place und Dom Walters erzählen, wie sie zur Filmerei kamen. Es ist nicht immer der direkte Weg mit nur einem Bewerbungsschreiben. Aber mit persönlichem Einsatz kennt die Karriere nur einen Weg – nach oben. 

Anna Place dreht seit über einem Jahrzehnt Dokumentarfilme über Wildtiere. Seit sie 2012 als Forscherin zur Natural History Unit kam, hat Place an vielem gearbeitet, von naturkundlichen Radiosendungen bis hin zu Weltpremieren, Live-Fernsehen und preisgekrönten Wildtierserien. 

Die BBC Studios Natural History Unit (NHU) sind der bekannteste Produzent von naturkundlichen Inhalten weltweit und verantwortlich für einige der weltweit erfolgreichsten Factual-Inhalte der letzten 10 Jahre. Mit bahnbrechenden Technologien und Innovationen bringen wir den Zuschauern auf der ganzen Welt die außergewöhnlichen Wunder der Natur durch außergewöhnliche Geschichten, atemberaubende Bilder und modernste Wissenschaft näher. Die Programme der 1957 gegründeten NHU haben sich zum Goldstandard für Naturfilme entwickelt und wurden mehrfach ausgezeichnet. 

BBC

Der Biologe Dom Walters entwickelte die Deep-Space-Programme, gestaltete eine neurowissenschaftliche Megaserie für Netflix mit und arbeitete an der mehrfach preisgekrönten Apple-Serie Prehistoric Planet mit David Attenborough und Hans Zimmer mit.

Sie berichten von der Zusammenarbeit mit Forschern und Wissenschaftlern aus der ganzen Welt, von spannenden und fesselnden Geschichten und von den Bindungen, die man eingeht, wenn man über viele Jahre hinweg dieselben Tiere filmt. Was der Zuseher nicht so bewusst wahrnimmt, sind die oft kurzen Einblendungen, die nachgedreht werden und Details und Hintergründe für ein Tier-Verhalten oder eine Szene erläutern. Die entstehen in enger inhaltlichen Zusammenarbeit etwa mit dem Londoner Natural History Museum.

Auch so ein Abend, den man selbst erleben muss. Darüber reden oder schreiben ist nur die zweite Wahl.


Hier geht es zur Übersicht über alle Beiträge des British Science Festivals 2023 auf flugundzeit.

Über die Autorin

Die Journalistin Helga Kleisny ist diplomierte Physikerin (TU Wien), Fallschirmspringerin und Pilotin. Nach Arbeitsorten weltweit (Wien, Taipeh, Boca Raton (FL), München, Frankfurt…) sind ihre Haupt-Lebens- und Arbeitsorte nun in Deutschland und in den USA. Sie schreibt als freie Luft- und Raumfahrtjournalistin. Ihre Begeisterung für alles Technische und die Natur, am besten in Kombination, zeigt sich in ihren Büchern und in Seminaren und Vorträgen.

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