Virtuelle Realität (VR) in Flugzeugkabinen

130 Fluggäste befinden sich an Bord des AVES (Air Vehicle Simulator) des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Obwohl die Passagierinnen und Passagiere in einer Flugzeugkabine sitzen, nehmen sie an einem touristisch geführten Stadtrundgang teil. Das DLR untersuchte in seinem Projekt InDiCaD (Innovative Digital Cabin Design), ob Virtual Reality (VR) während eines Flugs in der Kabine eingesetzt werden kann.

Text: Presse DLR, Foto: (c) FuZ

Außerdem prüften die Forschenden, inwieweit sich die VR negativ auf das Wohlbefinden der Fluggäste auswirkt. Ziel ist, Langstreckenflüge für die Reisenden angenehmer zu machen und die Passagierkabinen langfristig moderner zu gestalten. Der Einsatz von VR-Brillen anstatt der bisher üblichen Bildschirme soll auch eine stärkere Individualisierung der einzelnen Sitzplätze zulassen.

VR-Brille soll Fenster ersetzen

Eine besonders wichtige Rolle würden VR-Brillen aber in zukünftigen Flugzeugkonzepten ohne Kabinenfenstern spielen. Dies wäre beispielsweise bei einem Nurflügler der Fall. Dieses Konzept, das Flugzeug hat dann die Form eines Rochens, kommt weitestgehend ohne Fenster aus. Die VR-Brille bietet den Reisenden dann trotzdem eine Außensicht.

Ein Bild aus alten Zeiten? Fensterlos ist zumindest beim künftig favorisierten Nur-Flügler-Konzept für die Passagiere keine Option, sondern Standard. (c) FuZ

Verbessertes Wohlbefinden?

Die Befragung der Probanden laut DLR ergab: Der Einsatz von VR in einer Flugzeugkabine kann helfen, das Wohlbefinden und Erleben der reisenden Personen zu verbessern. Im Vergleich zu herkömmlichen Bildschirmen erzeugt VR eine deutlich stärkere Immersion, also den Effekt, dass die Nutzenden eine virtuelle Umgebung als real empfinden. Justin Mittelstädt vom DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin erklärt: „Sie können sich auf dem Flug erholen, besser entspannen und sogar Flugangst kann durch die Ablenkung gemindert werden.“ Außerdem reduziert das Eintauchen in eine VR-Anwendung die negativen Effekte eines geringen Platzangebots und blendet Störgeräusche in der Kabine besser aus.

Kann ich aus eigener Erfahrung so nicht bestätigen. Wiewohl VR eine klasse Sache ist, aber bei Bewegung (Gehen, Drehen) im Bild/Video nicht zur physischen Empfindung (Bewegung durch das Flugzeug) passt, reagiert zumindest mein Körper darauf mit – sagen wir es mal höflich 🙂 – großem Unbehagen.

Erst der letzte Absatz der Pressemeldung geht nach langer Lobhudelei, wie toll die Probepassagiere das in der Simulation am Boden fanden, darauf ein:

Es kann häufig zu der sogenannten Bewegungskrankheit kommen. Das ist dann der Fall, wenn die körperlich wahrgenommenen Bewegungskräfte nicht zur gesehenen Szenerie in der VR passen. Da den körperlich wahrgenommenen Bewegungskräften im Flugzeug durch Flugbewegungen oder Turbulenzen eine große Bedeutung zukommt, ist der Einsatz von VR in diesem Fall besonderen Bedingungen ausgesetzt.

PM des DLR

Man sollte dann zumindest die Anzahl der Toiletten und Spucktüten an Bord erhöhen. Und zwar stark. Senkt die Reinigungskosten und spart Zeit am Boden im Tournaround. 🙂

Zudem bin ich zwar dafür, dass man als Passgier nicht notwendige Flüge aus Umweltgründen sein lässt. Dafür aber die, die aus beruflichen oder privaten Gründen notwendig und sinnvoll sind, wieder den Komfort und den Charme der Anfänge der Passagierflugzeit bekommen. Also nicht noch mehr knapsen an der Freude des Reisens, sondern eine angenehme und lebenswerte Umgebung für den Passagier während der Flugzeit schaffen.

Über die Autorin

Die Journalistin Helga Kleisny ist diplomierte Physikerin (TU Wien), Fallschirmspringerin und Pilotin. Nach Arbeitsorten weltweit (Wien, Taipeh, Boca Raton (FL), München, Frankfurt…) sind ihre Haupt-Lebens- und Arbeitsorte nun in Deutschland und in den USA. Sie schreibt als freie Luft- und Raumfahrtjournalistin. Ihre Begeisterung für alles Technische und die Natur, am besten in Kombination, zeigt sich in ihren Büchern und in Seminaren und Vorträgen.

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