Citation Absturz in der Ostsee II

Die Fakten zum Absturz – soweit bekannt – stehen hier. Nun folgt die üblich notwendige Richtigstellung zum Internet-Geschreibsel mancher Autoren.

Der ominöse Absturz einer Cessna in der Ostsee gibt Rätsel auf: Der Privatjet war mit vier Passagieren unterwegs vom südspanischen Jerez nach Köln, als er aus unbekanntem Grund den Kurs änderte. Vor der Küste Lettlands stürzte das Flugzeug dann ins Meer.

Zitat: Die Welt Online, 5.9.2022

Liebe KollegInnen: Wenn Luftfahrt nicht eure Expertise ist, hört bitte auf, dümmliche Vermutungen in die Welt zu setzen.

Nach allen Regeln der Kunst und der Fliegerei von Business-Jets hatte der Pilot (vermutlich, ich kann es nicht beweisen) den Flugweg in das Flight Management System bis zum Zielflugplatz Köln eingegeben. Da offensichtlich kein weiterer Piloteninput erfolgte, flog das Flugzeug nach dem letzten eingegebenen Wegpunkt (Flughafen Köln) den letzten Kurs und die letzte Höhe weiter. Bis der Sprit ausging. Siehe vorhergehenden Beitrag.

Also keine Geisterflugzeuge.

Kein übersinnliches Gequatsche.

Es ist „nur“ ein tragischer Unfall, der vielleicht verhindert werden hätte können. Aber das wird die Unfallunteruntersuchung zeigen.

Aus Flugundzeit-Sicht stellen sich genau zwei Fragen…

…die weiter untersucht werden müssen, um die Gründe für den Absturz herauszufinden:

1
Warum erfolgte der Flug?
War es nur eine Urlaubsrückreise einer begüterten Familie, die dafür einen privaten Jet nutzte, oder gab es (auch) andere Gründe für die Durchführung? Meaning: Hatte jemand Interesse am Absturz?

2
Warum setzte der Pilot nicht sofort seine Sauerstoffmaske auf, als er Druckprobleme bemerkte?
Warum landete er danach nicht sofort wieder?

Zu 1 wären gegebenenfalls kriminalistische Nachforschungen notwendig. Das ist nicht Thema von FlugundZeit.

Zu 2 ist Folgendes zu sagen:

Das Flugzeug war während der ganzen Aufenthaltswoche der Familie in Jerez stationiert. Also vermutlich auch der Pilot.

Private Flüge mit (teuren) Businessjets gab es auch vor Corona. Während der letzten beiden Jahre allerdings nahmen sie weltweit überproportional zu. Wer es sich leisten konnte und kann, nützt eben einen Privatjet, wenn es aus gesundheitlichen (Ansteckungs-) oder Verfügungsgründen Sinn macht. Die Branche boomt.

Für die Pilotenschaft hier hängt der Job allerdings meist an einem seidenen Faden. Wenn der Geldgeber = Auftraggeber will, dass geflogen wird, dann muss er fliegen, oder er ist gefeuert. Das führt dann zu den breit getretenen „Prominentenabstürzen“ wie etwa bei Kobe Bryant (marginales Wetter) oder der RnB-Sängerin Aaliyah am 26.08.2001 (Überladung). Da versuchte der Pilot noch, den Flug wegen mehr als 300 Kilogramm Überladung zu verhindern, aber er konnte sich nicht durchsetzen. Fazit: 9 Tote gleich nach dem Abheben der Maschine…


Und noch etwas 🙂 in eigener Sache

Ich bin nicht MAN

Man geht mittlerweile davon aus, dass Druckabfallsprobleme die Ursache für …

SWR3 5.9.2022

Werter Kollege:

Wenn schon, dann wenigstens zeitgemäß FRAU geht davon aus. Wie das Fachmagazin FlugundZeit berichtet, wäre die korrekte Form.

Aber ich sehe es ja schon als Fortschritt an, wenn wenigstens kein luftfahrtbezogener Blödsinn geplappert wird…

Über die Autorin

Die Journalistin Helga Kleisny ist diplomierte Physikerin (TU Wien), Fallschirmspringerin und Pilotin. Nach Arbeitsorten weltweit (Wien, Taipeh, Boca Raton (FL), München, Frankfurt…) sind ihre Haupt-Lebens- und Arbeitsorte nun in Deutschland und in den USA. Sie schreibt als freie Luft- und Raumfahrtjournalistin. Ihre Begeisterung für alles Technische und die Natur, am besten in Kombination, zeigt sich in ihren Büchern und in Seminaren und Vorträgen.

Blog per E-Mail folgen

Gib deine E-Mail-Adresse ein, um per E-Mail Benachrichtigungen über neue Beiträge zu erhalten.
Blogbeiträge werden in unregelmäßigen Abständen veröffentlicht.

Entdecke mehr von FlugundZeit

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen