Weihnachtstipp 8-19: Was der menschliche Körper kann…

… und was er nicht kann, das ist Thema in: Am Tag zu heiß und in der Nacht zu hell. Der Weltraum-Medizinprofessor Hanns-Christian Gunga beschreibt in seinem Buch die Grenzen des menschlichen Lebensraumes und untersucht die Auswirkungen moderner Umweltbedingungen.

Linienpiloten, die sich etwas mehr mit ihrem Beruf befassen als "nur" mit dem Handling des Flugzeugs, ist der Professor von Seminaren und Vorträgen bestens bekannt. 

Gunga begleitete zudem als Wissenschaftler zahlreiche Forschungsreisen auf unterschiedlichen Kontinenten, einschließlich der Arktis, neben einigen Raumfahrtmissionen.

Titel (c) Rowohlt

Der Mann weiß also, worum es geht, wenn der Mensch sich in Ausnahmesituationen befindet. Das trifft nicht nur für Astronauten zu, sondern auch jeden Extremsportler auf der Erde und natürlich für alle Schichtarbeiter.

Zu früh oder zu spät

Womit wir wieder bei den Piloten wären, die entweder viel zu früh morgens aufstehen und die Frühschicht fliegen. Nachmittags dann in vielen Ländern noch kein vernünftiges Essen bekommen und, wenn sie sich früh am Abend ins Hotelbett legen, der Krach unten auf der Straße oder in den Nachbarzimmern spät nachts noch ihre wohlverdiente Ruhe stört.

Aber die Spätschicht zu fliegen ist nicht besser. Wenn die Ruhephase erst lang nach Mitternacht beginnt, aber früh morgens die Touristen lautstark ihre Koffer durch den Gang rollen oder House Keeping meint, sich an jeder Türe bemerkbar machen zu müssen. Von Nächten wir Silvester, Halloween oder lokalen Feiertagen abgesehen, in denen jeder andere ausgelassen feiert, Alkohol trinkt und sein Leben genießt. Das sind normale Arbeitstage und -nächte für Piloten im Einsatz.

Sehen wir uns die Langstrecke an, kommt die Zeitverschiebung noch dazu: Wenn der Einsatz zu einer Zeit in einem fremden Land beginnt, in der der Körper eigentlich ins Bett gehen möchte, aber man frisch fröhlich die Gäste begrüsst und sich ins Cockpit oder die Kabine an seinen Arbeitsplatz für die nächsten 10 oder mehr Stunden begibt.

All das sind Belastungen für den menschlichen Körper. Ohne dass die mentale Anforderung des Flugzeugführens bisher in der Aufzählung auch erwähnt wurde.

Die Grenzen des menschlichen Körpers

Gunga teilt sein Buch in sechs Kapitel (der Belastung) ein: Temperatur, Druck, Energie, Raum, Zeit und Schwerkraft. Bei der Temperatur beginnt er mit einem Beispiel aus der Luftfahrt: eine Notlandung in der Wüste. In Druck nimmt er sich Bergsteiger vor, in Energie beschreibt er die Dinge beim Fasten, in Raum geht es um (das Gefühl der) Isolation und ihre Folgen, in Zeit um Schlafentzug und die oben beschriebenen Phänomene bei Piloten und in der Schwerkraft um Astronauten.

Jedes Kapitel enthält farbige, doppelseitige Infografiken. Auch sonst ist das Buch trotz des wichtigen Inhaltes flüssig, leicht und schnell zu lesen. Die Untersuchungen sind mit vielen anschaulichen Fallbeispielen belegt und am Schluß gibt es für alle, die noch mehr wissen wollen, ein ausführliches Literaturverzeichnis.

Fazit

Jeder Linienpilot sollte das Buch lesen. Jeder, der physischen und/oder mentalen Extremsituationen in Beruf oder Sport ausgesetzt ist, ebenso. Und alle anderen, die sich einfach nur mal klar machen möchten, was der eigene Körper so tagtäglich leistet, was wir ihm wann abverlangen, und wie wir ihn dabei unterstützen können, ebenso.

Über die Autorin

Die Journalistin Helga Kleisny ist diplomierte Physikerin (TU Wien), Fallschirmspringerin und Pilotin. Nach Arbeitsorten weltweit (Wien, Taipeh, Boca Raton (FL), München, Frankfurt…) sind ihre Haupt-Lebens- und Arbeitsorte nun in Deutschland und in den USA. Sie schreibt als freie Luft- und Raumfahrtjournalistin. Ihre Begeisterung für alles Technische und die Natur, am besten in Kombination, zeigt sich in ihren Büchern und in Seminaren und Vorträgen.

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