Demokratie und Streit

Heute geht es mal mehr Richtung Geisteswissenschaften statt Naturwissenschaften.

Denn auch wir Naturwissenschaftler, Techniker und Luftsportler nehmen teil am täglichen Leben und so schadet es nicht, auch mal in diese Richtung das Denken zu erweitern und zu schärfen. 😉

Cover (c) Herbert von Halem Verlag

Autor Dr. Thomas Endler studierte Politikwissenschaft, Amerikanistik und Germanistik und promovierte zum außenpolitischen Diskurs der USA nach 9/11 an der Universität Heidelberg. Er forschte und lehrte länger an der Universität Yale (USA). Endler kennt also die gesellschaftliche und politische Situation hierzulande und in den USA aus eigener Erfahrung und kann sie beurteilen.

Democracy Matters

Dass es mit dem gesellschaftlichen Zusammenhalt hierzulande und (noch schlimmer) in vielen Ländern nicht bestens bestellt ist, weiß man. Immer sind es die Linken, die Rechten, die Alten, die Jungen, die Andersgläubigen, die Whatever – immer die Anderen. Noch regiert hierzulande kein „Trump“, aber Endler zeigt schlüssig geschrieben und trotz des anspruchsvollen Themas flüssig zu lesen, wie sich die Erfahrungen aus den USA auf uns anwenden lassen und er warnt. Sanft, aber nachdrücklich.

Wenn sich bei vielen bezüglich gesellschaftspolitischer Fragen dauerhaft Lethargie breitmacht und eine Minderheit wild um sich schlagender Diskurs-Hulks ohne jede Impulskontrolle ihre Agenda durchpeitscht, ist für die Gesellschaft als Ganzes wenig gewonnen. …So möchte ich aufzeigen, wie ein alternativer diskursiver Weg aussehen kann.

Thomas Endler

Diskurs

Diskurs ist ein Wort, das im Buch häufig verwendet wird. Diskurs ist – so Endler – das Aushandeln von Vorschlägen und Alternativen.

Endler ist nicht nur ein guter Schriftsteller, der seine Leser fesseln und zum Nach- und Weiterdenken bringen kann, er kann auch gut vortragen. So sehr begeisterte mich sein Vortrag auf der Buchmesse im Vorbeilaufen zum nächsten Termin, dass ich buchstäblich sitzen blieb. Das Buch hatte ich später auf einer Reise nach Madrid mit und in jeder freien Minute darin gelesen. 🙂

Ohne Streit ist Demokratie nur eine leere Hülle. Immer dann, wenn es kontrovers zugeht, ist die öffentliche Debatte besonders konstruktiv. Dabei ist aber vorauszusetzen, dass sich alle an die vereinbarten Regeln halten, egal, wo sie sich auf dem demokratischen Spektrum wiederfinden. Diskursiv streiten darf nie heißen: anything goes. Wie aber finden wir die richtige Balance? Wie füllen wir unsere Demokratie aufs Neue mit Leben, mit Inhalten, mit Visionen? 

Quelle: Herbert von Halem Verlag

Die Warnung

Endler ruft zur Mäßigung auf, zum Verständnis der jeweils anderen Seite; er fordert Akzeptanz anderer Meinungen ohne aggressiv oder destruktiv zu werden: „Toleranz ist nicht dasselbe wie Zustimmung oder Gefallen“. Der Politologe will, dass Minderheiten gehört und respektiert werden. Aber er warnt auch, wohin die Unterdrückung der Mehrheit führen kann: Eine kluge, warnende Stimme, die man hören sollte.

Erst im demokratischen Diskurs mit anderen bestimmen wir unsere Position, immer wieder aufs Neue – und dies, weil und indem wir von den anderen lernen. Schon deshalb muss der öffentliche Meinungsbildungsprozess so inklusiv wie möglich sein. Kontroverse ist gut, denn sie fördert kritisches Denken. Jeder einzelne sieht sich gezwungen, seine Position zu begründen – oder zu hinterfragen: So wird Fortschritt möglich, für das Individuum wie für die Gesellschaft als Ganzes.

Aus: Demokratie und Streit

Zu Buch und Verlag

Das Buch ist in drei große Kapitel unterteilt. Im ersten: Zeitenwende begründet der Autor ausführlich auf 58 Seiten, warum das Buch (gerade jetzt, es bezieht 2022 mit ein) notwenig ist und, dass es Zeit ist, zu handeln. Der zweite Teil besteht aus 8 Unterkapitel, die in beliebiger Reihenfolge gelesen werden können. In jedem der acht stellt er eine seiner Thesen für unsere mögliche Zukunft auf, die auf seinen Erfahrungen und Beobachtungen in den USA aufbauen. Teil drei ist eine Reflexion aus den zuvor aufgeworfenen Fragen.

Das Taschenbuch ist handlich, hoch qualitatives Papier, liegt gut in der Hand und ist leicht mitzunehmen. 🙂 Siehe oben. Wer das haptisch und optisch Anspruchsvolle an Büchern liebt, ist hier richtig. Mir gefällt die sorgfältige Verlagsarbeit, die sich in den Büchern widerspiegelt.
( 😉 Und nein, ich bekommen kein Geld für meine Meinung, ich will auch keines, aber ich schreibe mein Urteil, so wie ich es sehe. Egal, ob es gut oder schlecht ausfällt. Schlechtes würde sich aber in den Weihnachtsempfehlungen nicht finden… )

Demokratie und Streit sowie die unten gezeigten Bücher sind aus der Reihe: Schriften zur Rettung des öffentlichen Diskurses. Die Reihe wird herausgegeben von Stephan Russ-Mohl, emeritierter Professor für Journalistik und Medienmanagement an der Università della Svizzera italiana in Lugano/Schweiz, und Gründer des European Journalism Observatory.

Da der Verlag vielleicht nicht allen Leser(inne)n so bekannt ist wie die üblichen, die auf FlugundZeit vorkommen: Herbert von Halem Verlag ist ein unabhängiger wissenschaftlicher Verlag in Köln. Seine Schwerpunkte sind Fach- und Forschungsliteratur aus der Medien- und Kommunikationswissenschaft, der Journalistik und den Sozialwissenschaften. Praxisbände für Film, Journalismus und PR ergänzen das Programm.
Alle Cover (c) Herbert von Halem Verlag


Die vorgestellten ( 😉 und sicher auch alle anderen) Bücher des Verlages sind

empfehlenswert für

  • alle Denker und Meinungsbildner
  • sollten Pflichtlektüre in der Oberstufe werden
  • für Menschen, die sich nicht nur passiv und/oder zerstörerisch in der Gesellschaft bewegen, sondern aktiv mitdenken und die Zukunft produktiv mit gestalten möchten
  • Journalisten, Autoren und andere Führungskräfte
  • es fällt mir eigentlich kein Mensch mit Hirn ein, der das nicht lesen sollte 😉

Über die Autorin

Die Journalistin Helga Kleisny ist diplomierte Physikerin (TU Wien), Fallschirmspringerin und Pilotin. Nach Arbeitsorten weltweit (Wien, Taipeh, Boca Raton (FL), München, Frankfurt…) sind ihre Haupt-Lebens- und Arbeitsorte nun in Deutschland und in den USA. Sie schreibt als freie Luft- und Raumfahrtjournalistin. Ihre Begeisterung für alles Technische und die Natur, am besten in Kombination, zeigt sich in ihren Büchern und in Seminaren und Vorträgen.

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